»Der Greißler« im 4. Bezirk bietet seine Waren unverpackt und zum Selbstabfüllen an. So soll Müll eingespart und die Umwelt entlastet werden.

»Der Greißler« im 4. Bezirk bietet  seine Waren unverpackt und zum  Selbstabfüllen an. So soll Müll eingespart und die Umwelt  entlastet werden.
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Regional und unverpackt: Das Comeback der Wiener Greißler

Ein Sprichwort lautet: »Totgesagte leben länger«. Das trifft auch auf Wiens Greißler zu. Dank des Trends zu Nachhaltigkeit, Regionalität und persönlicher Beratung erleben sie seit einigen Jahren ein Comeback.

Waren Greißler früher noch an beinahe jeder Straßenecke zu finden, so kamen die kleinen Nahversorger in den 1970er-Jahren durch die damals topmodernen Supermärkte immer stärker in Bedrängnis. Und da daraufhin immer mehr Greißler ihre Pforten schließen mussten, sprach man bald vom »Greißlersterben«. Doch dank der aktuellen Trends zu mehr persönlicher Betreuung, Regionalität und Nachhaltigkeit sowie übersichtlicher Angebote mit regionalen Schwerpunkten erleben Wiens Greißler derzeit ein echtes Revival.

»Johanna’s feiner Laden« bietet in Grinzing Fleischspezialitäten, Käse, Obst und Gemüse, Brot und Fisch. Beliebt sind auch die Geschenkboxen, die nach Bedarf zusammengestellt werden.
© Stephanie Weinhappel
»Johanna’s feiner Laden« bietet in Grinzing Fleischspezialitäten, Käse, Obst und Gemüse, Brot und Fisch. Beliebt sind auch die Geschenkboxen, die nach Bedarf zusammengestellt werden.

Unverpackt für die Umwelt

»Wir machen Ihren Einkauf zum Genuss« hat sich etwa »Der Greißler« im 4. Bezirk als Motto gewählt. Das Geschäft wurde 2016 als Zero-Waste-Projekt gegründet. »Mit zwei Diplomsommeliers als Geschäftsführern wurde Wein und die kulinarische Ergänzung zu diesem unser Hauptfokus«, erklärt Alexander Obsieger. »So wurden professionelle Beratung über Lebensmittel und vor allem unser Wein- und Käse-Fokus zu unserer Kernkompetenz, ohne den Blick auf die Nachhaltigkeit zu verlieren. Unser Sortiment umfasst insgesamt über 3000 Produkte von 150 Lieferanten.« Spannender Nebeneffekt: Durch das Einsparen von Verpackung wird Müll vermieden und Lebensmittelverschwendung vorgebeugt.

Der »konzept : greissler« eröffnete 2021 im 3. Bezirk. Auch hier bekommt man unverpackte Produkte, wie Nudeln, Reis, Linsen und Müsli, die idealerweise in selbst mitgebrachte Gefäße abgefüllt werden. Brot und Gebäck stammen von regionalen Bäckereien, saisonales Obst aus der Region. »Unser Shop ist besonders, weil er nur von Frauen und gleichzeitig von einer Familie betrieben wird«, so Eva Sares. Sie führt den »konzept : greissler« mit ihren Töchtern Josephine und Franziska. »Unser Geschäftssinn ist geprägt von unserer familiären Bindung und Dynamik. So vereinen wir unsere gemeinsame Leidenschaft für frische Backwaren, fair hergestellte Waren und Lifestyle-Accessoires«, so Josephine Sares.

Regionale Produkte

Der »GreissLaa« in Oberlaa in Favoriten bietet regionale Spezialitäten aus Österreich, ein großer Teil des Sortiments stammt von heimischen Kleinerzeugern. »Wir verkaufen nur österreichische Produkte, die zu mehr als 80 Prozent von Ein-Personen- oder Familienunternehmen stammen«, so die Greißler Fritz und Sonja Kohout. »Die von uns persönlich geprüfte Qualität aller Artikel ist uns wichtig, wobei wir sehr darauf achten, was alles nicht drinnen ist. Industriell hoch verarbeitete Produkte sind bei uns nämlich absolut tabu«, so die Betreiber.

»Johanna’s feiner Laden« befindet sich in einem Gebäude mit langer kulinarischer Geschichte mitten in Grinzing und versorgt das Grätzel mit regionalen Lebensmitteln. Johanna Graisy, die das Geschäft gegründet hat, erläutert ihre Philosophie: »Die persönliche Atmosphäre und das wunderschöne Ambiente sind essenziell. Unser Sortiment hebt uns von anderen Geschäften deutlich ab. Wir bieten Aufstriche mit sizilianischem Wildoregano, Öfferl-Brot und Gebäck, ausgesuchte moldawische und bulgarische Weine, Wildprodukte inklusive herrlichen Wildschweinleberkäses von Schloss Litschau und Spezialitäten von Venatio, zwei Mal wöchentlich frisch gefangenen Fisch aus dem Ausseerland und aus dem Pielachtal, Petit Fours und handgefertigte Schokoladen aus Kärnten.« Ganz neu im Sortiment ist der frische Störkaviar von Jan Klecka.

Im »Finks Gold« im 17. Bezirk gibt es »guten Geschmack für alle«, wie Greißler Christoph Fink zu sagen pflegt. Genuss in die Vorstadt zu bringen ist sein Ziel. »Beste Milch aus dem Waldviertel, erstklassiges Joghurt und Butter aus Fischbach, den seltenen ›Pferdeapfel‹ (aus Ziegenmilch) aus dem Gailtal, allerbestes Brot aus Thaya und Rohrendorf, raren Waldhonig und Haselnuss-Schokocreme aus dem Tiroler Oberland, Bier aus dem Ötztal, erfrischenden Pet Nat aus Kutná Hora und Weltklasse-Sankt-Laurent aus Dolni Kounice«, nennt Fink nur einige seiner Spezialitäten. Geht das so weiter, muss man sich um Wiens Greißler keine Sorgen machen.


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Erschienen in
Falstaff Wien Special

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Helene Tuma
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