Reise durch das Weinland Brasilien
Brasilien ist berühmt für Samba und Fußball, aber auch in Sachen Weinbau ist man drauf und dran, zur Weltspitze aufzuschließen. Neben samtigem Merlot werden auch sehr gute Schaumweine erzeugt.
Brasilien war in Sachen Weinwirtschaft lange Zeit nur ein Markt für Importeure, als Produzent guter Weine oder gar als Exporteur wird das riesige Land bis heute kaum wahrgenommen.
Dabei verfügt Brasilien über einige Gebiete, die klimatisch bestens für den Weinbau geeignet sind. Mangels markanter Präsenz am internationalen Markt hat Brasilien seine Rebflächen fast unbemerkt konsequent und systematisch entwickelt und erweitert.Eine der wichtigsten Regionen ist die Serra Gaúcha im Süden nahe der Hafenstadt Porto Alegre, nicht weit entfernt von den Grenzen zu Argentinien im Westen und Uruguay im Süden.
Mehr Konsumation als Produktion
Allein in den letzten fünfzehn Jahren wuchs die Rebfläche von 66.000 auf 89.000 Hektar – und es werden immer neue Standorte erschlossen. Doch nach wie vor schafft es Brasilien bei Weitem nicht, seinen eigenen Inlandskonsum mit heimischen Weinen abzudecken. Im Jahr werden stolze zehn Millionen Hektoliter Wein getrunken, davon müssen aktuell nicht weniger als 7,5 Millionen importiert werden. Kein Wunder, dass Portugal, Spanien und Frankreich, aber auch die südamerikanischen Nachbarn wie Chile oder Argentinien das Land längst als potenziellen Weinmarkt intensiv umwerben.
Die unbestritten beste Anbauregion Serra Gaúcha liegt auf dem 29. Breitengrad und ist mit rund 8000 Hektar Brasiliens wichtigstes Weinbaugebiet. Es wird geprägt von kleinen Familienweingütern, sie erzeugen rund 90 Prozent des gesamten brasilianischen Qualitätsweins. Bei durchschnittlichen Temperaturen von zwölf Grad Celsius im Winter und 22 Grad Celsius im Sommer können sowohl Weiß- als auch Rotweine erzeugt werden.
Die Subregion Vale dos Vinhedos gilt als die vielleicht beste Anbauzone des Landes und ist zugleich die erste, die eine offizielle Herkunftsbezeichnung trägt. Die Weine sind geprägt von frischen Aromen, guter Fruchttiefe und einer sehr guten Balance von Extraktsüße und Säurestruktur. Die wichtigsten Rotweinsorten sind Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und etwas Tannat wie im nahen Uruguay sowie in den kühleren Terroirs auch Pinot Noir. Bei den Weißweinen stehen Chardonnay, Sauvignon Blanc, etwas Riesling, aber auch Welschriesling, Moscato, Malvasia und Prosecco in den Weinbergen.
Die Bewertung der Südamerika-Weine kann hier nachgelesen werden:
Tasting: Das Blut der Anden
Brasilien im Fokus
Die aktuelle Anbaufläche beträgt: 89.000 HektarDie Produktionsmenge lag 2016 bei: 1,4 Millionen Hektoliter (lt. OIV, Paris)
Flaggschiff: Merlot
Die klassische rote Bordeaux-Sorte bringt speziell in der Region Serra Gaúcha sehr gute Ergebnisse hervor. Das günstige Klima und die kühlen Brisen vom Atlantik lassen die Sorte hier elegant und mit reifen Tanninen heranreifen. Der Merlot wird reinsortig wie der Merlot Terroir von Miolo – beraten von Michel Rolland – oder als Cuvée-Partner wie bei Miolos Lote 43 oder Lidio Carraros Quorum eingesetzt.
Aus dem Falstaff Magazin 01/2017.