Johannes Lingenhel sieht man vermutlich genauso häufig in weißer Gummischürze und -stiefel wie in Jeans und Hemd. Der Delikatessenhändler hat sich 2016 im hinteren Bereich seiner Greißlerei Wiens einzige Stadtkäserei eingerichtet, das Handwerk beim Kamptaler Käsepionier Robert Paget erlernt und stellt seither Ricotta, Camembert, Mozzarella und andere Käsesorten aus frischer Kuh-, Büffel- und Ziegenmilch regelmäßig selber her. Doch damit nicht genug, so türmen sich in Lingenhels Theke neben den Eigenkreationen weitere ausgesuchte Käse, frisch, gereift und veredelt, die der Käse-Connaisseur aus den besten Käsereien und Reifekellern dieser Welt zusammenträgt.

Zu den Highlights gehört zweifellos ein Stilton, den Lingenhel mit Portwein affiniert und vier Wochen ruhen lässt, bis der Wein den Blauschimmel mit seiner angenehmen Süße durchzogen hat. Lingenhels Expertise kommt dabei nicht von ungefähr: Bevor er mit seinem eigenen Feinkostladen in der Landstraßer Hauptstraße sesshaft wurde, war er Teilhaber bei »Pöhl am Naschmarkt«, ebenfalls eine der Topkäseadressen Wiens. Und wo wir schon am Naschmarkt sind: Mit dem »Urbanek« und dem »Käseland« ist das Angebot für Käseliebhaber hier exorbitant. Frisch gekäst wird auch in der Caseificio der Brüder Pasquale und Gianni Valentino. Mit der Eröffnung ihrer Mozzarella-Bar »Fratelli Valentino« am Alsergrund haben sich die beiden 2022 einen Traum erfüllt.

Der Käse wird traditionell aus Rohmilch hergestellt, so wie sie es aus ihrer Heimat Santeramo in Colle in Bari in Apulien kennen. Mozzarella, Nodini, Burrata, Ricotta, Primosale, Scamorza, Taleggio: Die Auswahl in der prall gefüllten Vitrine scheint schier endlos zu sein. Sämtliche Käse gibt es als Take-away, sie werden aber auch gemeinsam mit selbst eingelegtem Gemüse als Antipasti-Platten über die Bar gereicht. Dazu ein Negroni und man fühlt sich auf der Stelle nach Süditalien versetzt.

In ihrem veganen Feinkostgeschäft »Pepper & Ginny« hat sich Manuela Haromy indes auf veganen Käse spezialisiert. Dieser wird häufig aus Cashewnüssen hergestellt, in Haromys Kühlvitrine finden sich aber auch Käsealternativen aus Mandeln oder Melonenkernen, und das überwiegend aus kleinen Manufakturen. Es gibt Mozzarella von Fermaggio aus Italien, Camembert von Petit Veganne aus Frankreich, Roquefort von Nutty aus Spanien, Gouda von Max & Bien aus Amsterdam und Käsefondue von New Roots aus der Schweiz. Haromy serviert eine Auswahl ihrer Käse mit Chutney und Nussbrot direkt in ihrer »Veinkost«, natürlich gibt es sämtliche Sorten aber auch zum Mitnehmen. Die Entscheidung wird einem, wie in allen anderen Käseläden der Stadt, aber auch hier nicht leicht gemacht.

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