Auf der Suche nach Abwechslung machte Manfred Van den Berg seine Leidenschaft zum Beruf.

Auf der Suche nach Abwechslung machte Manfred Van den Berg seine Leidenschaft zum Beruf.
© Fabian Held

»Van den Berg«: Von einer »neuen Realität«

Wie und warum 2020 für die Gastronomie noch ein gutes Jahr werden kann, verraten Manfred Van den Berg und Oswald Held im gemeinsamen Profi-Interview.

PROFI: Wie geht es Ihnen und Ihrem Unternehmen derzeit?
Manfred Van den Berg: Das Online-Privatkundengeschäft hat mit Corona stark zugenommen, wiegt den Verlust bei der Gastronomie jedoch nicht auf, aber wir können keinesfalls klagen! Fängt sich die Gastronomie, dann wird das Jahr 2020 ein gutes werden. Die Gastronomen sind gerade jetzt gut erreichbar. Uns gelingt es auch immer öfter, den anspruchsvollen Kunden von unserer Produktqualität zu überzeugen. Unser gleichermaßen überzeugendes Preisniveau trägt zum Erfolg natürlich bei.

Mit welchen Gefühlen blicken Sie in die Zukunft?
Manfred Van den Berg: Optimistisch. Ursprünglichkeit, Reinheit, Nachhaltigkeit und QualitätWerte für die wir stehen – sind ganz große Themen der heutigen Zeit.

»Wir müssen uns auf eine veränderte Kundenstruktur ­einstellen!«
Oswald Held, »Van den Berg«

Wie nehmen Sie die Stimmung in der Branche wahr?
Oswald Held: Die Gastronomie kämpfte schon vor Corona dank rasant zunehmender Restriktionen mit mageren Umsatzrenditen. Die Servicekosten werden somit drastisch sinken müssen. Von Shanghai könnte man sich da Vieles abschauen. Als Überbrückung sollte der Staat zur Rekapitalisirung die Mehrwertsteuer für 2020 deutlich senken. Ein Kredit bringt in so einer Situation gar nichts.

Oswald Held ist in den Niederlanden geboren und aufgewachsen. Mehr als 20 Jahre lang war er im internationalen ­Investmentbanking tätig.
© Fabian Held
Oswald Held ist in den Niederlanden geboren und aufgewachsen. Mehr als 20 Jahre lang war er im internationalen ­Investmentbanking tätig.

Wie wichtig ist Flexibilität für Ihr Unter­nehmen?
Oswald Held: Flexibilität ist eine moderne Worthülse. Es sollte für einen Unternehmer, genauso wie das Aufstehen in der Früh, eine Selbstverständlichkeit sein. Die Frage müsste eher lauten: Wie wichtig sind Zeitgeist und Wachstumschancen? Das betrifft Firmen und ganze Volkswirtschaften gleichermaßen.

Sehen Sie sich mit einer »neuen Realität« konfrontiert?
Oswald Held: Das, was wir jetzt sehen, ist ein nachhaltiger Bruch mit alten Gewohnheiten. Die Situation ist mitnichten »nur« eine Finanzkrise à la 2008, sondern auch eine soziale Krise mit deutlich höheren Arbeitslosenraten. Eine Impfung wird den tiefsitzenden Schock nur langsam überwinden. Worauf man sich zusätzlich einstellen muss, ist eine Änderung in der Kundenstruktur: stark zunehmendes Homeoffice wird den Lieferservice und die Gastronomie in den Wohngebieten stärken und in den Stadtkernen schwächen.

Buchstäblich in aller Welt sucht »Van den Berg« nach den besten Gewürzen.
© Fabian Held
Buchstäblich in aller Welt sucht »Van den Berg« nach den besten Gewürzen.

Möchten Sie einen Appell an die Branche richten?
Manfred Van den Berg: Was auffällig ist: Es gibt in der Gastronomie kein geschlossenes Auftreten, keine Einigkeit, keine Medienpräsenz. ­Jeder kämpft für sich selber. Man sollte sich die Ärztekammer oder die Industriellenvereinigung zum Vorbild nehmen. Bei einem Gastroumsatz von zehn Mrd. Euro jährlich und zigtausenden Arbeitnehmern würde das Sinn machen.

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Alexandra Gorsche
Alexandra Gorsche
Herausgeberin Profi
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