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Weine: Kommt bald eine Zutatenliste?

Am ersten Wine Hub Alps Symposium im Engadiner Bergdorf La Punt-Chamues-ch diskutierten Weinfachleute über Nachhaltigkeit in den unterschiedlichen Sektoren und Trends im Weinkonsum. Dafür reisten namhafte Referenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an.

Nachhaltigkeit und biologische Zertifizierungen sind auch im Weinanbau in aller Munde. Der österreichische Weinexperte Willi Klinger weiss über dieses Thema einiges zu berichten, hat er doch vor einigen Jahren in Österreich ein Nachhaltigkeitsprogramm mit aufgebaut und impliziert. Obwohl die Anfänge harzig waren und es viel Aufklärung brauchte, habe sich das Engagement gelohnt, sagt er: «Heute gehören wir zweifelsohne mit zu den umweltfreundlichsten Weinbauländern, über 40 Prozent der Betriebe sind mittlerweile nachhaltig oder bio zertifiziert.» Ihm sei bewusst, dass es für ein traditionsreiches Weingut gar nicht so einfach ist, sich in der Label- und Siegelflut zu orientieren: Bio-dynamisch, bio-organisch, nachhaltig, «hinzu kommen weitere eigene Labels von Supermarktketten.»

Willi Klinger gab auch zu bedenken, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht bei den Böden, den Trauben oder der Weinbereitung aufhöre. «Ich denke da an die Glasflaschen, die bis zu 36 Prozent des CO2-Abdruckes ausmachen. Wer von schweren auf die 430-Gramm-Leichtflaschen umstellt, kann einiges einsparen.» Ganz wichtig sei auch die Transparenz: «Irgendwann werden wir wohl so weit sein, dass es wie bei den Lebensmitteln eine Zutatenliste geben wird. Persönlich finde ich das eine gute Sache, so kann der Konsument selber entscheiden, wie naturbelassen ein Wein am Ende sein soll.»

Ebenfalls ins Engadin gereist, ist der Walliser José Vouillamoz, der zu den führenden Rebsortenforschern weltweit gehört. In seinem Referat hat er die Chancen von autochthonen Trauben in Zeiten des Klimawandels aufgezeigt. «Wir haben in der Schweiz rund 250 Sorten, davon 21, die einst hier kultiviert wurden. Wenn man die Weinanbaufläche betrachtet, ist das immens!». Konzentrieren wir uns wieder vermehrt auf autochthone Trauben, die bereits unsere Vorfahren anbauten, stünden die Zeichen gut, dass auch die nachfolgenden vier bis fünf Generationen davon zehren können. Denn autochthone Trauben verfügten über eine natürliche Widerstands- und Anpassungsfähigkeit auf jenem Terroir, auf dem sie vor Jahrhunderten erstmals angepflanzt wurden.

Anstatt Merlot und Chardonnay anzubauen, rät Vouillamoz den Winzerinnen und Winzern, sich vermehrt mit den heimischen, oft in Vergessenheit geratenen Traubensorten auseinanderzusetzen und emotionsreiche Weine zu keltern, die einen eigenen Charakter haben. «Nehmen wir die Bondola-Traube im Tessin. Wer in einem Grotto zu Abend ist, dazu eine Polenta aus dem Kupferkessel serviert bekommt und diesen heimischen Wein im Glas hat, merkt: In diesem Moment kann es keinen besseren Wein geben als eben diesen Bondola.»


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Denise Muchenberger
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