174 dieser Räder gingen in einer ersten Lieferung nach England – eine anschließende Rechnung stieß auf Unverständnis.

174 dieser Räder gingen in einer ersten Lieferung nach England – eine anschließende Rechnung stieß auf Unverständnis.
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Fetter Coup in der Schweiz: 32 Tonnen Käse gestohlen

Das renommierte Schweizer Molkereiunternehmen »Cremo« wurde um Käse in Höhe einer halben Million Schweizer Franken betrogen – und vertuschte dies anschließend.

»Guten Tag, mein Name ist Nathalie – ich rufe vom ›Harrods‹ in London an und würde mich gerne mit Ihnen über eine dauerhafte Partnerschaft austauschen.« – So oder so ähnlich muss eine der Betrügerin am Telefon geklungen haben, als sie vor drei Jahren bei der zweitgrößten Schweizer Molkerei »Cremo« mit Hauptsitz in Villars-sur-Glâne anrief. Sie bestellte an diesem Tag 7,7 Tonnen (ca. 174 ganze Käse-Räder) an ein englisches Lagerhaus, das unter dem gefälschten Namen »Harrods Limited» registriert war.

Der Krimi beginnt 2019

Die jüngsten Enthüllungen über den Betrug, dem Cremo zum Opfer gefallen ist, werfen ein düsteres Licht auf die Vorgänge. Laut Berichten in der Genfer Zeitung Le Temps wurde das Unternehmen bereits Ende 2019 von Betrügern kontaktiert. Unter dem Vorwand einer langfristigen Partnerschaft mit dem renommierten Londoner Warenhauses »Harrods« bestellten sie in zwei Chargen mehrere Tonnen Schweizer Käse, darunter Emmentaler, Greyerzer und Tête de Moine.

Praktiken à la Wirecard

Insgesamt verlor das Unternehmen durch die Betrüger 32,7 Tonnen Käse im Wert von fast einer halben Million Franken. 2019 entsprach dieser Verlust satten 14,5 Prozent des Jahresminus – der Verlust wurde im Geschäftsbericht für 2020 anscheinend verschleiert. Eine Anzeige seitens »Cremo« bei der Freiburger Staatsanwaltschaft von 2019 zeigt zwar, dass das Unternehmen den Betrug nicht auf sich sitzen lassen wollte – trotz intensiver Ermittlungen konnten die Täter jedoch nicht ausfindig gemacht werden. Es wird vermutet, dass sie aus England agierten und ihre Spuren gut verwischt haben. Die Untersuchung wurde zwei Jahre später aufgrund fehlender Beweislage eingestellt.

Schweizer Qualität und Tradition

Cremo ist seit fast 100 Jahren fester Bestandteil der Schweizer Käseindustrie und hat sich durch sein Engagement für Qualität und Tradition eine treue Anhängerschaft von Käseliebhabern auf der ganzen Welt erworben. Für »Cremo« ist der Verlust von 32,7 Tonnen Käse ein harter Schlag. Nicht nur der finanzielle Schaden ist zu verkraften, sondern auch der nun folgende Imageverlust durch die negative Berichterstattung in den Medien. Und all das, obwohl sich die Schweizer just bereit machten, den britischen Markt zu erobern. Daraus wird es jetzt wohl erst einmal nichts.


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