Die Stadtgerichte, die bis anhin Teil von Food Zurich waren, wurden in die Klimakampagne der Stadt Zürich integriert. Im Bild das Gericht vom «Karl der Grosse» aus dem Jahr 2021.

Die Stadtgerichte, die bis anhin Teil von Food Zurich waren, wurden in die Klimakampagne der Stadt Zürich integriert. Im Bild das Gericht vom «Karl der Grosse» aus dem Jahr 2021.
© Naomi Meran

Klima à la Carte: Die Klimakampagne der Stadt Zürich

Die Stadt Zürich soll bis 2040 klimaneutral werden so will es die Stimmbevölkerung. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, muss auch im Bereich Ernährung viel passieren. An der städtischen Klimakampagne im September beteiligen sich über 70 Gastrobetriebe.

Löbliches hat sich die Stadt Zürich vorgenommen. Sie will bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden. Grünes Licht dazu gab die Stadtbevölkerung dieses Jahr mit einem klaren Ja zu diesem Ziel. Nun geht es an die Umsetzung. Deshalb lanciert die Stadt Zürich die Aktion «Klima à la carte».

Zusammen mit mehr als 70 Gastrobetrieben möchte die Stadt der Bevölkerung zeigen, wie klimafreundliches Essen eigentlich geht. Die Hauptrolle der Aktion Klima à la carte spielt die Gastronomie als grösste Verbraucherin von Lebensmitteln nach dem Detailhandel. Während des Kampagnenzeitraums von 29. August bis 30. September bieten die teilnehmenden Restaurants ein klimafreundliches Menu an, kennzeichnen klimafreundliche Angebote in ihrer Menu­karte oder engagieren sich im Bereich Food Waste. Jeder Gastrobetrieb kann das Motto frei interpretieren und individuell umsetzen – mit Fokus auf die Punkte pflanzliche Produkte oder Food Waste. Die Gastrobetriebe werden nicht alleine gelassen bei Klima à la carte. Sie werden durch die Expertinnen und Experten der Stadt Zürich bei der Umsetzung beraten.

© Stadt Zürich

Gastrostars mit dabei

Alle teilnehmenden Betriebe findet man auf der Kampagnenwebsite, zudem soll über Social Media und die Betriebe selber kommuniziert werden. Mit dabei sind einige Leuchttürme der nachhaltigen Zürcher Gastronomie: Etwa das «Kle» von Zizi Hattab, die «Wirtschaft im Franz» in Wiedikon, das «Osso», die «Neue Taverne» von Nenad Mlinarevic oder das «Rechberg 1837», um nur einige Beispiele zu nennen.

Auch über den Gastrobereich hinaus soll die Kampagne Wirkung erzielen  die Haushalte sollen ebenfalls von der Aktion profitieren und Tipps an die Hand bekommen, wie Emissionen verringert werden können beispielsweise auf Instagram direkt von den Gastroprofis.

Das Festival Food Zurich hat bei der Entwicklung der Ideen für die Kampagnen mitgewirkt. Die Idee der klimafreundlichen Menus wurde mit den Stadtgerichten von Food Zurich kombiniert und in Klima à la carte umbenannt. Die Klimakampagne spielt auch eine Rolle beim Veranstaltungsprogramm von Food Zurich – während des Festivals werden besonders klimafreundliche Veranstaltungen mit dem Klima-à-la-carte-Sticker ausgezeichnet.

Bei «Die Cuisine» wird nachhaltiges Essen und Ernährung mit sozialer Inklusion und Bildung gelebt. Der Ort ist Teil der städtischen Klimakampagne.
© Stadt Zürich
Bei «Die Cuisine» wird nachhaltiges Essen und Ernährung mit sozialer Inklusion und Bildung gelebt. Der Ort ist Teil der städtischen Klimakampagne.

Ernährung ist kein Klima-Detail

Um die Klimaziele bei den direkten und indirekten Emissionen zu erreichen, müssen Umfang und Tempo der bisherigen Klimaschutzmassnahmen erhöht werden, darüber ist man sich einig. Dabei stehen auf Stadtgebiet Massnahmen im Bereich der Gebäude, des Verkehrs oder bei der Energieversorgung im Vordergrund. Bei den so genannten indirekten Emissionen, die ausserhalb des Stadtgebiets produziert werden, aber durch den Konsum der Zürcher*innen mitverursacht werden, ist die Ernährung der grösste Klimatreiber.  Ein Drittel der Umweltbelastung wird durch die Ernährung verursacht. Und niemand hört es so richtig gern: In Zürich verursacht eine Person durchschnittlich 13 Tonnen CO2 pro Jahr, davon betreffen zwei Tonnen die Ernährung. Eine Tonne entfällt auf den Konsum von tierischen Produkten. Food Waste macht eine halbe Tonne CO2 pro Kopf aus. Auch europaweit weichen diese Zahlen nur geringfügig ab. Die gute Nachricht: Bei der Ernährung sind die Handlungsmöglichkeiten gross. Jede und jeder Einzelne kann unmittelbar einen Beitrag leisten.

Neue Wege geht die Stadt mit ihrem jüngsten Projekt nur scheinbar. Schon seit 2017 beschäftigt sich der UGZ – der Umwelt- und Gesundheitsschutz – mit diesem Thema. Dazu wurde 2019 die Strategie Nachhaltige Ernährung mit konkreten Massnahmen verabschiedet. Wer in Zürich in städtischen Betrieben für einen gedeckten Tisch sorgt, verpflichtet sich zu einer ausgewogenen und nachhaltigen Menuplanung und wird bei der Vermeidung von Food Waste unterstützt. Das ehrgeizige Ziel der Verwaltung nämlich ist netto null bis 2035. Weniger tierische Produkte, nachhaltig produzierte Lebensmittel mit möglichst guter Ökobilanz und minimaler Food Waste stehen bei der Stadtverwaltung schon jetzt ganz oben auf der Agenda.

© Fotos: Stadt Zürich

Klima à la Carte an der Food Zurich

Die Food Zurich ist eine wichtige Plattform mit fruchtbarem Boden für aussergewöhnliche und nachhaltige Gastroideen. Dass sie bei der Entwicklung der Klimakampagne zusammen mit Gastro Stadt Zürich und dem Ernährungsforum Zürich mitgewirkt hat, verwundert nicht.

So werden am Food Zurich Festival besonders klimafreundliche Veranstaltungen mit dem Klima-à-la-carte-Label ausgezeichnet. Eine zehnköpfige Jury zusammen mit dem UGZ vergibt Punkte in verschiedenen Kategorien, um beteiligte Gastrobetriebe und Eventveranstalter mit dem Nachhaltigkeits-Label auszuzeichnen.

Und wer sich da Gerichte vorstellt, die genussarm daher kommen, liegt völlig daneben. Pluspunkte erhält, wer eine Sowohl-als-auch-Strategie geschickt und raffiniert umsetzt. Ausgewogen soll das Angebot sein, nachhaltige Produkte mit transparenten und möglichst kurzen Herkunftswegen sind die Grundlagen für überzeugende Gerichte. Dass dabei Fleisch, Schokolade oder Kaffee aus herkömmlicher Produktion kaum die Hauptrollen übernehmen werden, ist eigentlich absehbar. Gespannt darf man auf Kreationen sein, die überraschen werden. Denn auch der Genussfaktor spielt mit bei der Beurteilung. Und da kommen neben traditionellen Konservierungs- und Zubereitungsarten Methoden wie Fermentation, Räuchern, Vergären, Säuern oder Pökeln dazu. Neue Aromen und Texturen werden zu entdecken sei, die überraschen und die unbedingt einen Besuch wert sind.
Alle Infos: zuerich-co2.ch


Erschienen in
Food Zurich Spezial 2022

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Monica Herzog-Arquint
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