Ein fulminant gedeckter Tisch gehört zu vielen Opern-Inszenierungen einfach dazu – wie hier in »L'Orfeo«.

Ein fulminant gedeckter Tisch gehört zu vielen Opern-Inszenierungen einfach dazu – wie hier in »L'Orfeo«.
© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Mit allen Sinnen: Die Opernball-Stars Elīna Garanča, Piotr Beczala, Bertrand de Billy und Co. verraten ihre Lieblingsrezepte

Große Kunst mit vollem Körpereinsatz: Elīna Garanča, Piotr Beczala, Maestro Bertrand de Billy, Choreograph Alexei Ratmansky und Serena Sáenz, die Stargäste der Eröffnung, verraten, was sie privat gerne kochen: Welche Speisen sind die perfekte Vorbereitung für eine lange Nacht voller Arien? Und welche Spezialität darf man sich morgens um vier Uhr auf keinen Fall entgehen lassen?

Beherrscht man das Handwerk, so ist es eine der größten Kunstformen, die die Menschheit hervorgebracht hat. Die Balance inszenierter Elemente, ein wohlüberlegter dramaturgischer Bogen mit Höhepunkten, die man im besten Fall nie wieder vergisst, und nicht zuletzt eine vollumfassend sinnliche Erfahrung – Sätze, die auf das Opernfach und große Kochkunst gleichermaßen zutreffen. Kein Wunder also, dass die Ikonen und heurigen Stargäste der Eröffnung des Wiener Opernballs ihre kreative Ader nicht nur auf der Bühne, sondern auch an heißen Herden zur Geltung bringen. Falstaff hat sich mit Elīna Garanča und Piotr Beczala zum Interview getroffen und ihnen ihre besten Rezepte entlockt. 

Kulinarik und Oper verstehen sich formidabel: So gehören auch für den Vogelfänger Papageno (»Die Zauberflöte«) gutes Essen und Trinken zum »süßen Leben« dazu.
© Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
Kulinarik und Oper verstehen sich formidabel: So gehören auch für den Vogelfänger Papageno (»Die Zauberflöte«) gutes Essen und Trinken zum »süßen Leben« dazu.

Der großen Diven feines Fleisch

Eine Wagner-Oper ist vielleicht so wie eine richtig einreduzierte Sauce, die man stundenlang kocht. Oder zum Beispiel ein Ochsenschwanz. Um das Fleisch geschmeidig zu machen und an den Genuss zu kommen, braucht man wirklich mehrere Stunden.

... erklärt Garanča an einem verregneten Dezembernachmittag in der edlen, altwienerischen Atmosphäre des »Hotel Sacher«. Das Fenster hinter ihr blickt auf die sanft erleuchtete Fassade der Staatsoper, in der am 7. Februar der 66. Wiener Opernball stattfindet. Für fast jeden Komponisten scheint die Mezzosopranistin das richtige Pairing parat zu haben: »Wenn man gern Spumante trinkt, mit leichter Pasta oder Pizza, sollte man sich bei Rossini zu Hause fühlen. Und wenn man ein richtig deftiges Stück Fleisch essen will, dann muss man bei Verdi zugreifen. Es gibt kein ›Buch des perfekten Geschmacks‹, weder in der Oper noch beim Essen – aber diese Varietät ist es, die uns alle begeistert und neugierig macht.« Ihr persönliches Lieblingsrezept ist jedoch mindestens so fulminant wie ihre Stimme und noch dazu eine gute Vorbereitung auf körperlich strapaziöse Auftritte. Fast wie die »Primadonna assoluta« Maria Callas, deren 100. Geburtstag mit Garančas kommenden Auftritten bei »Klassik unter Sternen« in Göttweig und »Klassik in den Alpen« in Kitzbühel geehrt wird und die vor langen Arien gern mal ein 800 Gramm schweres Steak verspeiste, setzt auch Garanča auf Fleisch als langanhaltende Proteinbasis. Ihr bestes Rezept: Ein Lammschulter-Burrito mit Zutaten aus ihrem eigenen Garten.

ZUM REZEPT

Auf ein Würstel mit Richard Lugner

Piotr Beczala indes verriet uns sein Lieblingsrezept zwischen zwei Proben an der Metropolitan Opera in New York, wo er derzeit den Lohengrin gibt – quasi gleichzeitig singt er an der Wiener Staatsoper »Tosca«. Seine große Leidenschaft ist, neben dem Singen selbstverständlich, das Kochen. Perfekt, wenn sich beides bei einem fulminanten Event vereinen lässt. Auf die Frage, worauf er sich beim Opernball kulinarisch freut, verrät er:

Vor meinen Auftritten esse ich ja nichts, deswegen geht alles an mir vorbei. Es kann sein, dass ich nachts um vier mit Herrn Lugner zu dem Würstelstand gehe. Das ist natürlich die größte Wiener Spezialität.

Privat ist Beczala allerdings alles andere als zurückhaltend, wenn es ums Kochen geht. Der Tenor backt mit Vorliebe Steinofenpizza, mit der schon mal ein ganzes polnisches Dorf verköstigt wird, versucht sich an aufwendigen Gerichten mit wirklich fangfrischem Hummer, den man so wohl nur in den Staaten bekommt, und investiert sein ganzes Herzblut, um das Lieblingsgericht seiner Frau zu kochen, das er uns voller Enthusiasmus verraten hat. »Wenn das gelingt, dann ist meine Frau glücklich. Und wenn sie es ist, bin ich es auch. Dazu einen schönen Grünen Veltliner, was will man mehr?« Dem österreichischen Wein ist der Startenor qualitativ besonders zugetan. So sehr, dass er diesen auch in einer Metropole wie New York kaufen würde.

ZUM REZEPT 

Fromage, fortissimo!

Die Frage nach dem Ursprung des Fondue au Fromage bleibt ein stetiger Kampf zwischen Frankreich und der Schweiz. Als Franzose und Schweizer genieße ich es einfach nur in vollen Zügen.

Dirigent Bertrand de Billy verrät uns als deklarierte Leibspeise ein klassisches Fondue moité-moité. Also zur Hälfte aus Gruyère, zur Hälfte aus Vacherin. Sehr passend, da der gebürtige Pariser sich als Franzose und Schweizer gleichermaßen empfindet. Was hätte außerdem mehr kulinarischen Effekt als eine perfekte Mélange besten Käses? Vor allem, wenn er qualitativ mit den größten Opern dieser Welt mithalten kann – das gibt es eben nur aus der Schweiz. 

ZUM REZEPT

Eine Schale Heimat

Meine Lieblingsrezepte sind ukrainische Gerichte, die meine Frau Tatyana kocht. Wir sind seit mehr als 30 Jahren zusammen und leben seit 25 Jahren nicht mehr in der Ukraine, aber meine kulinarischen Vorlieben sind unverändert.

Tänzer und Choreograph Alexei Ratmansky indes erinnert sich beim Kochen und Essen gern an die Ukraine, die der in St. Petersburg geborene und in Kiew aufgewachsene Ballettstar als seine Heimat bezeichnet. Auch, wenn er dort seit 25 Jahren nicht mehr lebt, schwingen seine Geschmacksknospen noch immer im Rhythmus seiner Jugend. Bevorzugt: Borschtsch, Kohlrouladen und Kartoffelpuffer. Unwiderstehlicher sind wohl nur seine Choreografien, die sich auf dieser Grundlage mit Leichtigkeit zu Ende tanzen lassen – und definitiv Highlight des Opernballs sein werden.

ZUM REZEPT

Jede Art von Fischgericht erinnert mich an meine Herkunft, aber besonders diese simple Speise aus dem Baskenland bedeutet für mich Heimat. Bei jedem meiner Familienmitglieder hat es einen festen Platz im Kochrepertoire gefunden.
Serena Sáenz, spanische Sopranistin

ZUM REZEPT


Nichts mehr verpassen!

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.

Fee Louise Schwarz
Fee Louise Schwarz
Digital Redakteurin
Mehr zum Thema
Rezept
Wiener Schinkenrollen
Hauchdünner Schinken zu einer Rolle geformt und mit Köstlichkeiten gefüllt.
Von Simon Schubert, Florian Schagerl, Benjamin Edthofer, Julian Lechner
Rezept
Rindsbouillon
In jeder Schüssel Rindsbouillon steckt eine herzhafte Kombination aus Wärme und Tradition.
Von Simon Schubert, Julian Lechner, Benjamin Edthofer, Florian Schagerl
© Ian Ehm | Setstylist Florentine Knotzer
Rezept
Beef Tartare
Bei diesem klassischen Gaumenschmaus trifft zartes Rindfleisch auf aromatische Gewürze.
Von Simon Schubert, Julian Lechner, Benjamin Edthofer, Florian Schagerl
Symbolbild.
Opernball
Lammschulter-Burrito
Elīna Garanča kocht leidenschaftlich gern. Die Zutaten dafür baut sie im eigenen Garten an. Was...
Von Elīna Garanča
Opernball
Côtelette de Volaille
Piotr Beczala widmet dem Kochen genauso viel Herzblut wie dem Gesang. Mit seinen Kreationen wird...
Von Piotr Beczala
Opernball
Fondue Moitié-Moitié
»Die Frage nach dem Ursprung des Fondue au Fromage bleibt ein stetiger Kampf zwischen Frankreich...
Von Bertrand de Billy
Opernball
Bacalao al Pil-Pil
Für die spanische Opernsängerin Serena Sáenz schafft Essen eine Verbindung zu ihren Wurzeln.
Von Serena Sáenz