Dem Unternehmerpaar Sabine und Fredi Grossauer war das Leben als Pensionierte viel zu beschaulich. In dem Appenzeller Haus aus dem Jahr 1832 mit Blick auf den Bodensee und ins Weite suchten sie deshalb eine neue Herausforderung. Nach der 2015 erfolgten Restaurierung und Erweiterung, für die man ganz offensichtlich tief in die Tasche gegriffen hat, präsentiert sich das Restaurant nun taufrisch und durchgestylt. 
Für die Küche wurde der Petermann- und Colaianni-Schüler Tobias Funke verpflichtet, der zuvor in Freienbach («Funkes Obstgarten») reüssiert hat. Er setzt auf Regionales, hier neudeutsch «Swiss Alpine Food» genannt. Besonders gern präsentiert er Traditionelles in neuem Gewand und in unerwarteten Kombinationen. Dies tut er auf technisch hohem Niveau und mit einem sympathischen Hang zu geistreicher Verspieltheit. Zum Beispiel gibt es im Prédessert etwas, was wir «getrüffelten Trüffel» nennen würden: eine aus süssen Zutaten täuschend echt nachgebildete Trüffel, der mit Trüffelöl das Aroma der prominenten Knolle verliehen wurde. Gerne variiert Funke auch die Beilagen seiner Gerichte. So gibt er verschiedene Bohnen (Fava, Kidney, Borlotti) zum Hamachi. Oder Blumenkohl als Tatar, Schaum und Crème zur gebratenen Jakobsmuschel. Oder den Sellerie abwechslungsreich dekliniert zur Taube. Perfekt gegartes Fleisch bester Qualität – im Gourmetmenü war das erst Taube, dann Rind – ist eine Selbstverständlichkeit. 
Funke liebt auch mal die augenzwinkernde Inszenierung: Zum Service des Hauptgangs marschiert die halbe Küchenbrigade im Gänsemarsch auf.Und obwohl wir sonst Superlative gar nicht mögen: In der «Fernsicht» serviert man die originellsten Friandises, die wir je hatten. Mit der Praline aus recht deftigem Ziegenfrischkäse zeigt man sich mutig, und die Kondensmilchstäbchen sind ein Volltreffer.

Zur Fernsicht
Seeallee 10
9410 Heiden
T: +41 71 898 4040
www.fernsicht-heiden.ch

Aus Falstaff Schweiz Nr. 03/2016