Die Verantwortlichen des «Grand Resort Bad Ragaz» hatten einen guten Riecher, als sie vor kurzem das «Schloss Wartenstein» erwarben. Das hoch über dem Rheintal auf einen Felsvorsprung gebaute Haus bietet eine atemberaubende Aussicht – auch wenn unten, wie überall eben, das Land unaufhaltsam verbaut wird. Mit einer sanften Renovierung wurde das auf das späte 19. Jahrhundert zurückgehende Schlösschen aufgefrischt. Prunkstück ist der fast vollständig verglaste, «Weitblick» genannte Speisesaal, wo man beim Tafeln Bergwelt und Heidiland auf sich wirken lassen kann. «Jung und frech» möchte die Küche von Reto Hofmann sein; wir spürten eher das gleichfalls beschworene «Essen daheim, bei Mutter oder Grossmutter».
Macht nichts, denn traditionelle Gerichte auf der Basis überdurchschnittlicher Produkte sind ja weiss Gott nicht zu verachten. Hier punktet die über die Region hinaus bekannte kalt geräucherte Forelle aus dem Weisstannental, aber auch das Kalbssteak, obwohl das begleitende Gemüse etwas gar prosaisch ausfällt.
Zum Einstieg wird ein Plättchen mit Hartwurst aus der Region und ein schön gereifter Käse serviert. Gut gemacht ist die Bündner Gerstensuppe mit einer intensiven Aromatik. Die Steinpilzravioli sind geschmacklich dicht, leiden aber ein wenig darunter, dass sie beim Gratinieren mit Käse teilweise angetrocknet sind. Beim Tiramisu überwiegt das cremige Element den Biscuit bei weitem. Beim Weinangebot legt das F&B-Management Wert darauf, dass Gewächse aus jenen Lagen der Bündner Herrschaft, die man hier aus der Adlerperspektive betrachten kann, auch auf der Karte figurieren. Das tun sie in einiger Breite, wobei neben den Altmeistern auch für Newcomer Platz ist.

Hotel Schloss Wartenstein
Wartensteinstrasse 22
7312 Pfäfers
T: +41 81 3024047
www.schloss-wartenstein.ch

Aus Falstaff Schweiz Nr. 04/2016