© Diogenes Verlag / Franco Tettamanti

Zürich-Insidertipps von Seraina Kobler

Die Schriftstellerin und Journalistin Seraina Kobler verrät ihre Lieblingsplätze in der Limmatstadt.

Falstaff: Sie haben selbst vier Kinder. Was sollte man auf keinen Fall verpassen, wenn man Zürich mit der Familie besucht?

Seraina Kobler: Auf der Hardbrücke am Abend den Nachtzügen beim aus der Stadt Hinausrollen zuschauen und sich vorstellen, wie es wäre, am nächsten Morgen in Wien, Berlin oder Budapest aufzuwachen. Danach ein kleiner Schlummertrunk in der Bar des Prime-Towers. Ganz nahe am Fenster sitzend wird die Stadt selbst zur Eisenbahnlandschaft. Und nebenbei lässt sich noch eine Badestelle an Fluss oder See ausfindig machen, wo Sommer nach geschmolzenem Wassereis mit tropischen Früchten auf sonnenwarmen Steinplatten riecht und der Wind durch die Trompetenbäume streift.

Sie haben zwei Krimi-Bücher verfasst, in denen Zürich eine wichtige Rolle spielt. Welche Orte in der Stadt sind für Sie besonders inspirierend?

Ich liebe das Zürich der Hinterhöfe, da, wo sich eine andere, eine versöhnliche Seele der Bankenstadt zeigt als an der übervollen Bahnhofstrasse. Es ist das Zürich der vielen Geschichten und alternativen Lebensentwürfe, wo es trotz knappen Wohnraums Platz gibt für weite Gedanken. Und manchmal wehen sie einem entgegen, wenn du die letzten Nachtschwärmer auf dem Weg zum Bäcker triffst oder an einem eiskalten Januartag in die Limmat springst – und andere schon vor dir da waren.

Ich liebe das Zürich der Hinterhöfe.

Zürich gilt oft als teure Luxusstadt. Kennen Sie ein Lokal, in dem man trotzdem für einen fairen Preis gut essen kann?

Das ist wie die Frage nach dem Lieblings­essen: Es gibt keines, weil es immer wechselt. Trotzdem ein Versuch: Mit Kindern lohnt sich ein Besuch in einem der «Santa Lucia»-Restaurants, da sie jedes Gericht auf der Karte für nur neun Franken bestellen können. Im «Seebad Mythenquai» füllen sich die Kinder ebenfalls am Buffet ihre Schalen für gerade mal einen Fünfliber, und zwar auch mit Gemüse und Salat, nicht nur Paniertem. Wer einen kleinen Radweg ausserhalb in Kauf nimmt, geht zum ­Mittagessen in den Tea-Room «Café Ami» in Seebach. Dort gibt es Menagen mit gelber Streuwürze und herzerwärmende Gastgeberinnen.


Seraina Kobler

Die Schriftstellerin Seraina Kobler wuchs im Tessin auf, im wildromantischen Onsernonetal. Seit zwanzig Jahren lebt sie in Zürich. Ihr erstes Buch «Regenschatten» erschien 2020. Es spielt in Zürich wie auch die zwei Nachfolger «Tiefes dunkles Blau» (2022) und «Nachtschein» (2023).


Nichts mehr verpassen!

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.

Erschienen in
Food Zurich Spezial 2023

Zum Magazin

Benjamin Herzog
Benjamin Herzog
Chefredaktion Schweiz
Larissa Graf
Larissa Graf
Mehr zum Thema