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»Kebap with Attitude«: Döner neu gedacht

Eine Fusion aus Tradition und Innovation: »Kebap with Attitude« ist nicht nur ein weiterer Hipster-Döner-Laden in Berlin-Mitte. Gründer Deniz Buchholz räumt im Interview mit Fastfood Vorurteilen auf, erklärt, warum der Döner gerettet werden muss – und spricht über den wohl besten Kater-Kebap der Hauptstadt.

Ihr seid Berlins erstes »New Wave« Kebap Restaurant. Was bedeutet das?

Mit New Wave möchten wir eine zeitgemäße Herangehensweise an den Kebap einführen und das Thema nicht nur oberflächlich behandeln. Er zählt zu den meistverkauften Speisen im Land – wir möchten darüber aufklären, was Döner wirklich ist. Wir setzen auf Modernisierung und Innovation, um das Konzept des Kebaps neu zu denken.

Ist »Kebap with Attitude« nicht einfach nur ein weiterer Hipster-Dönerladen?

Wir möchten eben nicht nur ein weiteres Fast-Food-Restaurant oder der nächste Dönerladen sein. Unser Ziel ist es, die Menschen dazu zu ermutigen, über Döner nachzudenken. Wir bieten authentischen Kebap an – das ist eine unserer Missionen. Unsere aktuelle Message lautet: »Eat Kebap Responsibly«. Sie ist ein guter Einstieg in unser Konzept des »New Wave Kebap«. Wir greifen die Tradition der türkischen Küche auf, indem wir alles selbst herstellen. Das ist real Kebap – und das spiegelt sich auch im Preis wider.

Was bedeutet »Kebap with Attitude«?

Unser Name spiegelt unsere Einstellung wider: Kebap mit einer klaren Haltung anbieten. Transparenz, Fairness, Regionalität, und zeitgemäßes Arbeiten stehen bei uns an erster Stelle. Wir möchten auch zeigen, dass der Kebap eine facettenreiche kulinarische Erfahrung sein kann, die man neu denken und interpretieren kann.

Warum nicht den Döner retten, nachdem der Döner uns so oft gerettet hatte?

Wie geht ihr mit dem Vorwurf der kulturellen Aneignung um?

Wir sehen uns nicht als »White Boys«, die einfach Döner machen. Wir sind Berliner Gastronomen und haben tiefgehende Verbindungen zur türkischen Kultur. Als Halbtürke bin ich mit türkischem Essen groß geworden. Kultureller Austausch und Inspiration sind ein wichtiger Teil der kulinarischen Welt. Kulinarik lebt davon, dass Ideen weitergegeben worden sind. So kenne ich auch die türkische Kultur: Dort wird man mit offenen Armen empfangen, wenn man etwas über die Kultur lernen möchte – das ist leider abhandengekommen. Unsere Motivation ist es, die türkische Küche zu teilen und weiterzuentwickeln, nicht sie zu verfälschen. Wir respektieren die Wurzeln und die Bedeutung der Küche und möchten sie auf eine moderne und respektvolle Weise interpretieren.

Warum habt ihr euch ausgerechnet für Kebap entschieden?

Die Idee, den Döner aus seinem Schattendasein zu befreien und ihm den Stellenwert zu geben, den er verdient, wurde in einem verrückten Moment früh morgens in Kreuzberg geboren. Warum nicht den Döner retten, nachdem der Döner uns so oft gerettet hatte? Unsere Vision war es, die Verschmelzung der türkischen Kultur mit Berlin, die in den letzten Jahren stattgefunden hat, auch in unserem Restaurant widerzuspiegeln. Döner ist für jeden da.

Was ist euer kulinarisches Konzept?

Wir bemühen uns stets darum, Dinge auf neue Weise anzugehen. Wir nutzen die Zutaten aus der mittelöstlichen Küche und kombinieren sie miteinander, indem wir Elemente aus der arabischen, türkischen und israelischen Küche verwenden. Zum Beispiel die Falafel. Sie wird vielleicht nicht dein gewohntes Weltbild von Falafel erschüttern, aber der Clou ist, dass wir die klassische Tahin-Paste in einer süßen Variante verwenden, die wir mit Minze und Granatapfel servieren. Letztendlich ist das alles eine Art kulinarische Melange. Dazu gehört auch Zutaten aus anderen Kulturen oder Regionen mit dem Döner zu vereinen: Heraus kommt beispielsweise der Funky Mango Kebap mit Hähnchen, Mango und Koriander. Wir möchten unsere Gäste ermutigen, verschiedene Kombinationen auszuprobieren und den Kebap in seinen verschiedenen Facetten zu erleben.

Dazu gehört auch der Trüffel Kebap?

Der Trüffel Delüks verkörpert den »White Boy« unter den Dönern. Er ist einfach Berlin-Mitte: Eigentumswohnung, Rolex – ein absolutes Muss. Für uns gibt es beim Kebap keine Grenzen. Das verstehen auch unsere Kunden: Der Smoky Tschick hat sich als Hangover Döner etabliert, er wird am häufigsten Sonntagmittag bestellt und mit den verschiedensten Toppings und Soßen verfeinert. Zu den Röstkartoffeln kommt gerne noch ein Spiegelei dazu.

Im Winter werden wir ein 3-Gänge-Menü anbieten, in dem der Döner in seine individuellen Bestandteile zerlegt wird. Jeder Gang wird die verschiedenen Elemente des Döners auf kreative Weise präsentieren. Denn obwohl jeder Döner isst, wird oft nicht darüber nachgedacht – das möchten wir ändern.

Döner wird als etwas sehr volkstümlich, als Fastfood angesehen. Wie hebt ihr euch von diesem Image ab?

Wir möchten Döner als mehr als nur schnelles Fastfood betrachten – wir wollen aber auch kein »Slow Food« sein. Wir können gleichzeitig nur so schnell sein, wie der Spieß sich eben dreht. Wir wollen den Kebap entschleunigen und die Qualität und Authentizität in den Vordergrund stellen. Unser Fokus liegt auf frischen Zutaten und individuell zubereiteten Speisen. Es kann deshalb auch vorkommen, dass wir ausverkauft sind, weil wir nur eine gewisse Menge an Qualitätsprodukten zur Verfügung stehen haben. Wir beziehen unser Fleisch ausschließlich aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Unsere Geheimzutaten sind: Salz, Fett und Fleisch – mehr kommt da nicht rein.

Gibt es bei »Kebap with Attitude« den besten Döner Berlins?

Wir möchten der Favorit unserer Gäste sein. Menschen, die unseren Ansatz schätzen, könnten dann behaupten, dass wir für sie tatsächlich den besten Döner zubereiten. Unsere Intention ist es aber auch, die Preisspirale nach oben zu durchbrechen und nicht die Qualität zu reduzieren. Wir möchten sicherstellen, dass türkisches Essen ein Genuss bleibt, bei dem man sich gerne viel Zeit nimmt.


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Anna Wender
Anna Wender
Redakteurin
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Von Redaktion