Multimedia-Spektakel »La Cité du Vin«
Kürzlich eröffnete in Bordeaux die Cité du Vin – ein 80-Millionen-Bauwerk, das durch moderne Architektur und eine permanente Ausstellung von großer thematischer Vielfalt besticht.
Ein Museum »grand cru« versprechen die Organisatoren, und zumindest mit Blick auf den technischen Aufwand wird dieser Anspruch auch voll und ganz eingelöst: An allen Ecken und Enden der Ausstellung flimmern großflächige Projektionen über Wände und Bildschirme, in der weingeographischen Abteilung werden die Kameraschwenks über Weinberge und Landschaften sogar auf den Boden und damit in die dritte, horizontale Dimension getragen.
An Sensorikstationen kann man die wichtigsten Aromen von Weiß- und Rotweinen erschnüffeln, in der historischen Abteilung lässt sich an einem riesigen Touchscreen die Stadt Bordeaux in verschiedenen Epochen von der Renaissance bis zur Gegenwart durchwandern. Oder man kann sich zu virtuellen Gesprächspartnern an einen Tisch setzen und sich mit ihnen über die besten Kombinationen von Wein und Speisen unterhalten. Als Audioguide bekommt jeder Besucher am Empfang ein Smartphone und Kopfhörer in die Hand gedrückt. Mit diesen technischen Hilfsmitteln lassen sich an jeder Station der Ausstellung in acht verschiedenen Sprachen Bedienungsanweisungen und Hintergrundinformationen abrufen.
Technik, Form und Ästhetik
Das Ganze wirkt ein wenig technikverliebt, schafft es aber durchaus, Inhalte und Unterhaltungswert unter einen Hut zu bringen. Form und Ästhetik kommt dabei durchgängig ein hoher Stellenwert zu. Schon von außen ist die Cité du Vin mit ihrer geschwungenen, nahezu karaffenförmigen Architektur ein Hingucker. Gelegen am Garonneufer, einen Steinwurf entfernt von Bordeaux' ebenfalls neuer Hebebrücke Pont Chaban Delmas, prägt das Bauwerk nun die Silhouette eines Stadtteils, der noch vor wenigen Jahren trotz seiner Zentrumsnähe verkommen wirkte und nahezu verlassen schien. Aus der Industriewüste wird nun ein pulsierender Ort der Begegnung mit dem Wein als einem Kulturprodukt: Die Cité du Vin räumt außer der Dauerausstellung, die sich über zwei Stockwerke erstreckt, ein eigenes ganzes Stockwerk wechselnden (Kunst-)Ausstellungen zum Thema Wein ein. Den Anfang machen die Bilder der Fotografin Isabelle Rozenbaum, die die Baustelle der Cité du Vin begleitet und in Szene gesetzt hat.Bildergalerie: Das Multimedia-Spektakel für Weinbegeisterte jeden Alters:
Drei gastronomische Angebote stehen den Gästen zur Verfügung: Im Erdgeschoss ein Schnellrestaurant sowie eine Weinbar mit Brasserie-artiger Speisekarte. Im siebten Stock lädt ein Panorama-Restaurant mit traumhaftem Ausblick über die Garonne und ins Stadtzentrum Bordeaux' zum Verweilen ein. Ebenfalls im Erdgeschoss befindet sich eine Weinhandlung, die mit 40.000 Flaschen aus aller Welt (und in allen Preisklassen) bestückt ist.
Tastingräume und Wein-Literatur aus aller Welt
Ein ganzes Stockwerk mit Tasting- und Konferenzräumen wird demnächst mit einem eigenen Programm den Betrieb aufnehmen, das ebenfalls dort vorzufindende große Amphitheater für Vorträge oder Filmvorführungen wird während der Fußball-EM 2016 für Public Viewing genützt. Ebenso ist auf diesem Stockwerk auch die Bibliothek bereits geöffnet, die Wein-Literatur aus aller Welt versammelt – und die übrigens auch für Besucher ohne Eintrittskarte nützbar ist. Mit seiner mondänen Ausrichtung folgt der Lesesaal im übrigen einer Maxime, die den Besucher auf Schritt und Tritt begleitet: Bordeaux spielt zwar eine wichtige Rolle, doch der Eindruck, dass es sich um eine ausschließliche Werbeveranstaltung in Sachen Bordeaux handle, wird sorgsam vermieden. Vom Kaukasus bis in die Neue Welt fehlt kaum ein Weinbauland, weder in der Ausstellung, noch im Rahmenprogramm oder im Weinshop. Auch sind zahlreiche nationale Weinwerbe-Organisationen Partner der Cité du Vin, so etwa die Austria Wine Marketing als Gold-Partner, das deutsche Weininstitut als Silber-Partner, und die Schweizer Weinwerbung als Bronze-Partner.