In den Bündner Rebbergen fühlt sich die Rebsorte Pinot Noir besonders wohl. Alle drei Siegerweine der Falstaff Trophy kommen von hier.

In den Bündner Rebbergen fühlt sich die Rebsorte Pinot Noir besonders wohl. Alle drei Siegerweine der Falstaff Trophy kommen von hier.
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Pinot-Paradies Schweiz: Die Sieger der Pinot Noir Trophy

Mit rund 3'800 Hektar Rebfläche ist Pinot Noir die wichtigste Rebsorte der gesamten Schweiz. Auch was die Weinqualität angeht, ist die Sorte absolute Schweizer Spitze – das belegen die Ergebnisse der Falstaff Pinot Noir Trophy 2023 eindrücklich.

Die Falstaff Pinot Noir Trophy 2023 war ein wahres Fest für die Falstaff-Verkoster. Degustationen dieser Art bewegen sich nur selten auf einem derart hohen Niveau, wie die Ergebnisse der Trophy eindrücklich belegen. Hinzu kommt, dass einige Top-Pinot-Betriebe gleich mehrere Weine eingereicht hatten, was die Spannung zusätzlich steigen liess. Am Ende hatten drei Weine aus Graubünden die Nase vorne und landeten auf dem begehrten Treppchen.

Ganz oben stand nach unseren Verkostungen ein Wein, der schon zwei Jahre zuvor das Rennen für sich entscheiden hatte können. Auch mit dem Jahrgang 2020 dieses Ausnahme-Pinots bewies die Familie von Tscharner vom Schoss Reichenau wieder einmal grosses Gespür für die Sorte, was mit satten 96 Punkten belohnt wurde. Zur Grösse dieses Weins gehören sicherlich seine aromatische Komplexität und das wunderbare Pendeln zwischen Intensität und Eleganz. Vom Trinkfluss, der bei aller Kraft da ist, ganz zu schweigen. Ein wunderbares Gewächs, das gekonnt die Spitze der durchwegs empfehlenswerten Pinot-Kollektion der von Tscharners darstellt.

Den zweiten Platz der Trophy belegt Christian Hermanns Fläscher Pinot Noir «H», aus dem Jahr 2021 mit 95 Punkten. Richtig, aus dem Schreckensjahr, das die Winzer hierzulande beinahe zum Verzweifeln brachte, Graubünden jedoch weitestgehend verschonte. Trotz der miesen Bedingungen fanden sich bei unserer Degustation keine Weine aus dem Jahrgang, die überhaupt nicht überzeugen konnten, was letztlich für das Können der Schweizer Winzer spricht. Hermanns Pinot begeistert durch aromatische Komplexität, Eleganz und hohe Tanninqualität, ein echtes Muss für Pinot-Kenner.

Genauso wie der drittplatzierte der Trophy, der 2021er Pinot Noir Schöpfi vom Weingut Fromm, der ebenfalls 95 Punkte erlangte und ebenfalls kein Unbekannter in der Schweizer Pinot-Landschaft ist. Der Top-Pinot der Fromms stammt aus der seit über 1000 Jahren mit Reben bestockten, 0.65 Hektar grossen Einzellage in Malans. Ein rarer Tropfen, der überaus filigran daherkommt und wie die anderen beiden Siegerweine die unglaubliche Klasse der Schweizer Pinot-Landschaft abbildet.

ZUM GANZEN TASTING


1. Platz

2020 Churer Blauburgunder «Gian-Battista» – 96 Falstaff-Punkte
Weinbau von Tscharner – Schloss Reichenau, Reichenau

14 Vol.-%, NK. Überaus komplexes Bouquet, das zwischen Frucht und balsamischer Würze schwingt. Noten von Kirsche, Erdbeere, dunklen Waldbeeren, Weihrauch, Fenchelsaat und Gundermann. Am Gaumen dicht und kraftvoll, mit eleganter saftiger, animierender Säure und kreidigem Tannin. Langes Finale und unbändiger Trinkfluss!

reichenau.ch, CHF 58.–

Foto beigestellt

2. Platz

2021 Fläscher Pinot Noir «H» – 95 Falstaff-Punkte
Christian Hermann Weinbau, Fläsch

13 Vol.-%, NK. Komplexes Bouquet mit Noten von frischer Sauerkirsche, roter Johannisbeere, Himbeere und etwas Blutorange. Anklänge von Zimt und Gewürznelke sowie florale Nuancen. Am Gaumen elegant, mit tragender frischer Säure und fleischiger roter Frucht. Sehr gut eingebundenes, feines Tannin, langes Finale.

hermann.ch, CHF 625.–

Foto beigestellt

3. Platz

2021 Pinot Noir Schöpfi – 95 Falstaff-Punkte
Weingut Fromm, Malans
13,5 Vol.-%. DIAM, Helles Kirschrot. Feine, vielschichtige Nase mit natürlich wirkenden Noten von hellen Beeren und Kirschen, etwas Hagebutte, Würze eher im Hintergrund. Entwickelt sich mit Luft zusehends. Am Gaumen elegant und fein bei gleichzeitig schönem Druck. Sehr feines, seidiges Tannin, langer, harmonischer Nachhall mit Fruchtnuancen sowie würzig-kräutrigen Anklängen.

weingut-fromm.ch, CHF 65.–

Foto beigestellt

Sortenprofil

Pinot Noir
Die Rebsorte Pinot Noir, hierzulande auch Blauburgunder genannt, ist hinsichtlich der Anbaufläche, die wichtigste rote Rebsorte der Schweiz. Als Ursprungsregion der möglicherweise 2000 Jahre alten Sorte wird das Gebiet zwischen dem Genfersee und dem französischen Rhôntal vermutet. In der Schweiz wurde Pinot Noir im Kanton Waadt bereits 1472 unter dem alten Namen Servagnin erwähnt.

Aromenspektrum
Aromatisch bietet die Rebsorte eine Vielfalt an Ausprägungen. Diese reicht von roten Beeren über Waldboden bis hin zu Dörrzwetschgen. Charakteristisch ist der bräunliche Rand der Weine im Glas, an dem sich die Sorte in Blindverkostungen recht gut erkennen lässt.

 


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Dominik Vombach
Dominik Vombach
Chefredaktion Schweiz
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