Traumhafte Kulisse: Über den steilen Klippen von Salina breiten sich die Weingärten der Tenuta Capofaro aus. Mittendrin liegt das Hotel »Capofaro Locanda & Malvasia«.

Traumhafte Kulisse: Über den steilen Klippen von Salina breiten sich die Weingärten der Tenuta Capofaro aus. Mittendrin liegt das Hotel »Capofaro Locanda & Malvasia«.
© Tommaso Pini

Wie Perlen im Meer: Eine Weinreise zu den Äolischen Inseln

Die Äolischen Inseln, auch Liparische Inseln genannt, liegen wie sieben Perlen im Meer nördlich von Sizilien. Hier gibt es viel zu entdecken: tiefblaues Meer, einsame Buchten, wilde Natur mit aktiven Vulkanen, reizvolle Resorts. Wein und andere kulinarische Genüsse gehören selbstverständlich auch dazu.

Zugegeben, die Anreise ist nicht einfach. Am besten klappt es über den Flughafen Catania auf Sizilien. Dann geht es mit dem Taxi Richtung Norden, vorbei an Messina und schließlich nach Milazzo. Von dort legen die Fähren und Schnellboote zu den vorgelagerten Äolischen Inseln ab. Vulcano, Lipari, Salina, Alicudi, Filicudi, Panarea und Stromboli heißen die sieben Eilande. Reizvoll sind sie alle, auf drei von ihnen wird in nennenswertem Umfang auch Wein angebaut: Salina, Lipari und Vulcano. 

Bevor wir übersetzen, besuchen wir noch ein Weingut auf der Hauptinsel Sizilien. Wie eine Sichel ragt die Halbinsel Capo Milazzo hinaus ins Tyrrhenische Meer. 2011 übernahm die Familie Planeta hier das Weingut La Baronia. Planeta will hier einen Wein wiederauferstehen lassen, der in vielen alten Texten besungen wird: den Mamertino. Laut Bestimmungen muss Mamertino zu 60 Prozent aus Nero d’Avola entstehen, der Rest besteht aus Nocera. Alte lokale Sorten wie Vitrarolo, Lucignola oder Catanese Nero fungieren in geringen Prozentanteilen als Würzmittel. Mit acht Hektar Weingärten ist »La Baronia« das kleinste Weingut von Planeta. Erst nach einem ausgiebigen Schluck Mamertino sind wir bereit für die Überfahrt in einem der modernen Tragflügelboote. 

Grünes Eiland Salina

Als Standort bietet sich Salina an, die grünste der sieben Inseln. Hier ist auch die Weinbaufläche am größten. Auf Salina ist aber auch das Hotelangebot am ansprechendsten. Mit dem »Capofaro Locanda & Malvasia« und dem »Signum Boutique Hotel«, beide in der Ortschaft La Malfa gelegen, bietet Salina zwei hervorragende Standorte für eine Wein- und Genussreise. »Capofaro« liegt auf einem Hochplateau steil über der Küste. In einem Leuchtturm sind zwei großzügige Suiten eingerichtet, weitere Zimmer verteilen sich auf kleine, verstreut gelegene Villen auf dem gesamten Areal. Zentrum der Anlage ist ein großzügiger Pool, um den sich auch die Restaurants gruppieren. Der Clou von »Capofaro« aber sind die Weingärten, die rings um die Villen liegen. 2002 wurde das Gelände von der Familie Tasca d’Almerita erworben, die hier sechs Hektar Weingärten mit Malvasia anlegten. Zuerst konzentrierte man sich auf den Weinbau, das Hotelprojekt folgte später. 

© Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren weite Teile Salinas wie viele der anderen Äolischen Inseln mit Weingärten bedeckt. Aus Furcht vor der Reblaus hatten sich immer mehr Weinbauern auf die vorgelagerten Inseln zurückgezogen. Es sollte nur eine Frage der Zeit sein, bis wenige Jahre später die Reblaus auch auf den kleinen Inseln landete und den Niedergang der Weinkultur einläutete. Damals wurden die Reben in erster Linie nicht für die Weinproduktion angebaut, die Beeren wurden getrocknet und als Rosinen auf dem europäischen Markt abgesetzt. Die Reblaus sowie das Aufkommen von kernlosen Hybridsorten, die besser für die Rosinenproduktion geeignet waren, bewirkten einen nachhaltigen Rückgang des Weinbaus auf den Inseln. Erst Carlo Hauner, ein bekannter italienischer Architekt und Designer aus Brescia, der sich 1968 auf Salina Land kaufte, begann wieder mit der Produktion von Malvasia.

Mit ihm beginnt die neue Geschichte des Malvasia. Seinen Job hängte er damals an den Nagel und wurde Winzer. Mittlerweile wird das Weingut mit 20 Hektar Malvasia-Trauben auf Salina und zehn weiteren auf der Nachbarinsel Vulcano in dritter Generation geführt. »Mein Großvater hatte vom Weinmachen keine Ahnung, als er damit anfing«, sagt Andrea Hauner. »Er hat sich alles selbst beigebracht.« Zu den Paradeweinen zählen der Hierà – eine Cuvée aus den autochthonen Sorten Nero d’Avola, Alicante und Nocera – und der Malvasia delle Lipari Selezione Carlo Hauner.

Malvasia-Trauben werden in der Sonne getrocknet; als »Würze« kommen immer auch einige Rotweintrauben hinzu.
Foto beigestellt
Malvasia-Trauben werden in der Sonne getrocknet; als »Würze« kommen immer auch einige Rotweintrauben hinzu.

Für den klassischen Malvasia werden die Trauben in der Sonne getrocknet, bis sie rosinieren. Anschließend werden sie zu einem köstlichen, intensiven Süßwein verarbeitet. Aber es muss nicht immer süß sein: Beispiele wie der Didyme und der Vigna di Paola von Capofaro oder der Iancura von Hauner zeigen, dass Malvasia auch trocken sehr gut funktioniert. Neben dem Wein sind übrigens Kapern das bekannteste Produkt von Salina. Die Blütenknospen des Kapernstrauchs werden das ganze Jahr über gesammelt und in Salz eingelegt. Als köstliches Würzmittel geben sie vielen Speisen den typisch mediterranen Touch.

Auf zum Vulkan

Lipari ist die größte der Äolischen Inseln. Dem aus Bergamo stammenden Massimo Lentsch, dessen Vorfahren aus Österreich kamen, ist es zu verdanken, dass es auf Lipari wieder Weinbau gibt. Zu Beginn des Jahrtausends gründete er die »Tenuta Castellaro«. Beginnend mit 2007 wurden über die ganze Insel verteilt Weinberge angelegt. Die Böden auf Lipari sind sandig, enthalten Bimsstein und viele Mineralien, ideal für den Weinbau. Erzeugt werden derzeit zwei Weine, der weiße Bianco Pomice und der rote Nero Ossidiana. 

Den aktiven Vulkan Stromboli gibt es sodann auf der gleichnamigen Insel zu besichtigen. In geführten Gruppen kann man den Vulkankegel besteigen, das ist aber anstrengend – und nicht ganz ungefährlich. Angenehmer ist es, das Spektakel nachts vom Boot aus zu beobachten. Die Empfehlung: Nach einem Rundgang durch die engen Gassen des Hauptortes und einigen Stunden am mit schwarzen Kieseln übersäten Strand sollte man ein Bad in den kühlenden Fluten einplanen. Abschließend nimmt man mit dem Motorboot Kurs zurück Richtung Salina. 

In Sichtweite des Kraters wird draußen im Meer angehalten – und der Koch bereitet ein einfaches, aber schmackhaftes Gericht in der Kajüte. Bei einem Teller Pasta und einem kühlen Glas trockenen Malvasia kann man so erstaunt beobachten, wie der Stromboli in regelmäßigen Abständen rotglühende Lava und Lapilli in den nächtlichen Himmel schießt. Gewiss einer der Höhepunkte einer Weinreise auf die Äolischen Inseln. 


Hotels

Hotel Capofaro Locanda & Malvasia
Gediegenes Wohnen hoch über der Steilküste, mitten in den Weingärten. Suiten gibt’s im alten Leuchtturm, weitere Zimmer befinden sich in verstreuten Villen. In der Ferne erblickt man Stromboli.

Via Faro 3, I-98050 Malfa/Salina
capofaro.it

Hotel Signum
Ein feines Boutiquehotel mitten im verwinkelten Ortskern von Malfa. Gastfreundschaft wird hier großgeschrieben. Marina Caruso ist eine der jüngsten Sterneköchinnen Siziliens. Im kühlen Garten kann man die Seele baumeln lassen.

Via Scalo 15, I-98060 Malfa/Salina
hotelsignum.it

Hotel L’Ariana
15 geschmackvoll eingerichtete Zimmer in den sorgfältig restaurierten Räumen einer historischen Villa aus dem frühen 20. Jahrhundert. Gleich neben dem Hotel lockt eine Badebucht.

Via Rotabile, I-98050 Rinella/Salina
ilborgodirinella.com

Geschmackvoll restauriert: »Hotel L’Ariana« auf der Insel Salina.
Foto beigestellt
Geschmackvoll restauriert: »Hotel L’Ariana« auf der Insel Salina.

La Locanda del Postino
Kleines Hotel mit zehn Zimmern im abgeschiedenen Nordwesten der Insel. Hier gibt es auch ein gutes Restaurant. Der Strand von Pollara mit dem berühmten Steinbogen liegt nicht weit von hier.

Via Picone 10, I-98050 Pollara/Salina
lalocandadelpostino.it

La Salina Hotel Borgo di Mare
Eine Gruppe von ehemaligen Fischerhäusern, die gekonnt revitalisiert wurden. Die Sonnenliegen stehen direkt am Meer.

Via Manzoni, I-98050 Lingua Salina
lasalinahotel.com

Principe di Salina
Boutiquehotel, ganz in strahlendem Weiß gehalten, oberhalb der Ortschaft Malfa. Eingebettet in Weingärten genießt man einen atemberaubenden Ausblick auf das tiefblaue Meer und Stromboli in der Ferne.

SP182/3, I-98050 Malfa/Salina
principedisalina.it

Therasia Resort
Großzügige Anlage mit Swimmingpool und direktem Meerzugang. Hier kann man traumhafte Sonnenuntergänge genießen. Die beiden Gourmetrestaurants »Il Cappero« und »I Tenerumi« sind jeweils mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet.

I-98050 Vulcano
therasiaresort.it

Les Sables Noirs & Spa
Anlage mit direktem Zugang zum Strand. Im Haus werden Behandlungen mit dem vulkanischen Schlamm angeboten. Man kann den Standort auch für eine Wanderung an den Kraterrand des Vulkans nutzen.

Porto di Ponente, I-98050 Vulcano
lessablesnoirs.it

Il Gabbiano Relais
Kleines Hotel mit acht Wohneinheiten. Der beschattete Garten wird von einem großen Pool beherrscht. Die Apartments sind alle nach einem der vielen Winde benannt, die für diese Inselwelt charakteristisch sind.

Via Vito Nunziante, I-98050 Stromboli
ilgabbianostromboli.it

Essen

Nni Lausta
Wirtshaus direkt am Hafen von Santa Maria mit vielen lokalen Spezialitäten auf der Karte.

Via Risorgimento 188, I-98050 Santa Maria/Salina
T: +39 090 9843486

Porto Bello
Wenige Hundert Meter vom »Nni Lausta« entfernt, ist das »Porto Bello« die edle Variante des Hafenrestaurants. Feine Tischware, edle Gläser, raffinierte Fischgerichte und eine gut sortierte Weinkarte erwarten den Gast.

Via Lungomare 2, I-98050 Santa Maria/Salina
portobellosalina.com

Da Alfredo
Zu Alfredo in Lingua geht man aus zwei Gründen: Granita und Pane Cunzato. Hier gibt es die beste Granita der Insel. Kein cremiges Speiseeis, sondern feine Eiskristalle. Am besten probiert man Granita mit Mandeln oder auch mit Maulbeeren. Pane Cunzato ist eine getoastete Brotscheibe, die mit typischen Produkten der Insel belegt wird.

Via Marina Garibaldi, I-39050 Lingua/Salina
T. +39 090 9843980

Ristorante Locanda del Postino
siehe unter Hotels: Locanda del Postino

Ristorante Signum
siehe unter Hotels: Signum

Ristorante Capofaro
siehe unter Hotels: Capofaro

Villa La Rosa
Angesagtes Restaurant auf Filicudi, einer der kleineren Inseln. Spezialitäten sind natürlich Fisch und allerlei Meeresfrüchte. Wer abends nicht mehr zurück möchte, kann sich auch in eines der zehn Zimmer einmieten.

Via Rosa 24, I-98050 Filicudi
T: +39 090 9889965

La Sirena
Ein altes Fischerhaus, umgestaltet in eine einfache Trattoria. Bunt und ungezwungen geht es hier zu. Am Tisch sitzend kann man hier auch die Füße ins Meer tauchen.

Via Pecorini a Mare, I-98050 Filicudi
lasirenafilicudi.com

Trattoria Ai Gechi
Von der Terrasse hat man einen wunderbaren Blick auf das Meer. Es gibt die typischen Gerichte der Inseln: Pasta, Fisch und Meeresfrüchte. Spezialität: Spaghetti mit Seeigel.

Via Salina 12, I-98050 Stromboli
T: +39 338 357 7559

Punta Lena
Restaurant mit Terrasse unmittelbar am Strand. Feuer und Meer sind die zwei prägenden Elemente von Stromboli, Feuer und Meer sind auch die prägenden Elemente auf der Karte des »Punta Lena«. Beliebt für die frischen Fischspezialitäten.

Via Marina 8, I-98050 Stromboli
ristorantepuntalenastromboli.it

Ristorante L’Anfora
Angesagtes Fischlokal in einer kleinen Seitengasse des Hauptortes. Bekannt für die roten Garnelen, die es hier in allen Varianten gibt. Hausgemachte Pasta.

Vico Alicudi, I-98050 Lipari
ristoranteanfora.it

Ristorante Broccia del Quartara
Panarea zählt zu den kleineren Inseln. In den Sommermonaten füllt sie sich mit vielen Stammgästen. Hier gibt’s typische Fisch- und Fleischgerichte der Inseln. Gehört zum »Quartara Boutique Hotel«, in dem sich hervorragend romantische Inseltage verbringen lassen.

Via San Pietro 15, I-98050 Panarea
quartarahotel.com

Wein

La Baronia – Planeta
Eine Traumlage: Acht Hektar Wein und 20 Hektar Oliven, gelegen an der äußersten Spitze von Capo Milazzo. Die Familie Planeta hat hier den altbekannten Mamertino-Wein wieder auferstehen lassen.

Capo Milazzo
planeta.it/territories/capomilazzo/

Cantine Colosi
Seit 1987 bearbeitet die Familie Colosi zehn Hektar Weingärten zwischen Capo Faro und Porri auf Salina. Angebaut werden die typischen Sorten der Inseln: Corinto Nero, Nerello, Mascalese, Nerello Cappuccio, Catarratto und natürlich Malvasia.

Via Nazionale 80, I-98050 Malfa/Salina
cantinecolosi.it

Barone di Villagrande
Bewirtschaften auf Salina nur Weinberge, woraus sie eigenen Wein erzeugen. Auf der Insel gibt es aber keine Anlaufstelle. Barone di Villagrande sitzt als Betrieb in Milo an den Hängen des Ätna.

villagrande.it

Caravaglio
Mit seinem Malvasia Infatata zählt Nino Caravaglio zu den Pionieren des trockenen Malvasia. Die Weingärten werden biologisch bewirtschaftet. Im Keller von Caravaglio erzeugt auch der Südtiroler Paolo Ferretti seinen weißen Nzmeni.

Via Provinciale 33, I-98050 Malfa/Salina
caravaglio.it

Carlo Hauner
Der Pionier des Malvasia delle Lipari. Erzeugt drei verschiedene Varianten von köstlich süßem Malvasia, es gibt ihn aber auch als trockenen Wein. Auf Vulcano wird ein feuriger Rotwein erzeugt.

Via Umberto I 10, I-98050 Santa Maria/Salina
hauner.it

Tasca d’Almerita
Tasca d’Almerita zählt zu den maßgeblichen Familien im Qualitätsweinbau Siziliens, die Weingüter über die gesamte Hauptinsel verstreut betreiben. Die Tenuta Capofaro mit ihren Weinen ist ihr kleines Schmuckkästchen.

Via Faro 3, I-98050 Malfa/Salina
tascadalmerita.it/de/tenute/tenuta-capofaro/

Alberto Tasca d’Amerita hat mit dem kleinen,  aber sehr feinen Weingut auf Salina sehr viel Freude.
© Matteo Carassale
Alberto Tasca d’Amerita hat mit dem kleinen, aber sehr feinen Weingut auf Salina sehr viel Freude.

Virgona
Mit dem zart aromatischen Ruffiano erzeugt Daniela Virgona den einzigen Schaumwein aus Malvasia. Neben Wein werden auch viele Produkte auf Kapern-Basis angeboten.

Via Fratelli Mirabita, I-98050 Malfa/Salina
malvasiadellelipari.it

Francesco Fenech
Für Francesco Fenech besitzt Malvasia eine lange Familientradition. Bereits im 19. Jahrhundert erzeugten seine Vorfahren Malvasia für den Hausgebrauch. 1996 beschloss er, den Wein auch abzufüllen. Dazu werden auch Kapern angeboten.

Via Fratelli Mirabito 41, I-98050 Malfa/Salina
fenech.it

Tenuta di Castellaro
Mit 16 Hektar zählt die Tenuta di Castellaro zu den größeren Betrieben auf den Äolischen Inseln. Der aus Bergamo stammende Unternehmer Massimo Lentsch hat sich hier seinen Traum verwirklicht. Im sehenswerten Keller reifen Weine wie der weiße Pomice, der rote Ossidiana und der köstliche Corinto.

Via Caolino, I-98055 Lipari
tenutadicastellaro.it


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Erschienen in
Falstaff Nr. 10/2023

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Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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