
Bei Viktoria Fahringer herrscht ein Miteinander in der Küche.
© Julian Höck
Frischer Wind für die Chefetage
Junge Führungskräfte bringen einen neuen Anspruch in die Branche, der sich von strikten Hierarchien löst und das Zwischenmenschliche in den Vordergrund stellt. Was Chef:in-Sein bei der Generation Y abseits von fachlichem Know-how heißt.
von Alexandra Embacher & Alexandra Gorsche
17. Januar 2023
20 Jahre alt und Hotelière. Kein Widerspruch, wie man an Viktoria Fahringers Beispiel sieht. Denn mit diesem Alter übernimmt sie den elterlichen Betrieb, macht aus dem »Tiroler Hof« das Vier-Sterne-Hotel »Viktorias Home« mit fünf luxuriösen Apartments. Innovatives Feuer, das hat die mittlerweile 24-jährige Tirolerin sicherlich, sowie viele Ideen, die ihn ihr lodern. Und der Vorteil, eine junge Chefin zu sein? »Das ist für mich die Möglichkeit, noch unvoreingenommen den Weg als Führungskraft zu finden und ›alles‹ anders zu machen«, erklärt sie. »Die wenigen Führungskräfte in meiner Laufbahn habe ich mir als Inspiration genommen. Sowohl in den Bereichen, die sich richtig anfühlten, als auch in jenen, die es nicht taten.«
»Eine tolle Führungskraft ist jemand, der andere mit Feuer anzustecken weiß und gleichzeitig dafür sorgt, dass genau diese nicht ausbrennen.«
Viktoria Fahringer, Hotelière »Viktorias Home«
Naturgemäß war sie in den ersten Monaten als Führungskraft gefordert, so manches Mal mehr als erwartet. Heute geht Fahringer die Dinge routinierter an, entscheidet ruhiger. Ihr Rat: »Vor allem die Jahre rund um die Lockdowns, eine irre intensive Zeit, haben mir gezeigt, dass Hektik und vorschnelle Entscheidung nie etwas Gutes ergeben.« Und überhaupt: Als »Bauchgefühlmensch«, so die Hotelière über sich selbst, ist ihr eine gewisse Harmonie untereinander wichtig, das Unternehmensrädchen soll stets rund laufen. »Das Miteinander, nicht Gegeneinander zu fördern, ist mir besonders wichtig«, betont sie.
Moderner Zugang
Im steirischen Rohrmoos sitzt ebenso eine junge Hotelière, die 2018 mit der Übernahme der Pension ihrer Eltern frischen Wind und einen neuen Namen in das nunmehrige »Thalers Mariandl« brachte. Das Haus mit Tradition führt sie mit einer klaren Position in die Zukunft, wie sie schildert: »Wir wollen eine familiäre Atmosphäre für unser Team schaffen und unternehmen auch außerhalb der Saison gemeinsam etwas.« Strikte Hierarchien sucht man hier verge- bens, jede:r aus dem sechsköpfigen Team bekommt außerdem am Geburtstag sowie am 23. und 24. Dezember fix frei, um die Zeit mit der Familie zu verbringen.»Unsere Mitarbeiter:innen sind Teil des Hauses«, macht sie klar. »So soll es auch sein. Wir wollen auf einer Ebene mit unserem Team sein.« Die gute Laune des Teams übertrage sich auch auf die Gäste, das Lächeln sei nie aufgesetzt. Was aber nicht heißt, dass man nicht einmal einen schlechten Tag haben darf. »Wir machen uns dann einfach gemeinsam den Tag wieder besser«, lacht Thaler.
»Wir sehen alle in unserem Team als Erlebnis-Gestalter:innen.«
Theresa Thaler, Hotelière »Thalers Mariandl«

© Antje Wolm
Am Zeitgeist
Young boss like gehen es auch die Chefinnen des Hotels und Spas »Papa Rhein« an. Das Dreiergespann der Führungsetage besteht aus Marleen Wagner, Nadine Gabel und Michelle Klären – allesamt um die Dreißig. Sie sind sich bei den Fähigkeiten, die man unbedingt als junge Führungskraft braucht, einig: Zielstrebigkeit, Durchsetzungsvermögen und Multitasking-Fähigkeit, aber auch Empathie, Ruhe und Geduld sowie eine gewisse Stressresistenz sind unabdingbar. So sieht es auch Christian Schweinzer, Geschäftsführer CS- Consulting, der den Erfolg junger Chef:innen auch durch modernes Denken und das Aufbrechen von Festgefahrenem definiert. »Die Flexibilität wird heute zudem ganz anders gelebt, es gibt eine andere Art der Motivation«, fährt er fort. Nächster großer Vorteil: ihr »Unverbraucht-Sein«. »Dadurch bringen sie oft mehr Power mit in den Job.« Diese Energie spürt man bei den drei jungen, weiblichen Führungskräften – aber auch bei Bernhard Zimmerl, der mit seinen 30 Jahren schon fast ein »alter Hase« im Geschäft ist.
»Den Respekt von Mitarbeiter:innen, Gästen und Kooperationspartner:innen muss man sich definitiv härter erarbeiten.«
Marleen Wagner, Geschäftsführung »Papa Rhein«

© Dominik Ketz
Respekt, bitte!
Seit zehn Jahren führt und lebt Zimmerl das Waldviertler »Foggy Mix«, auch er verlässt sich – wie Fahringer – viel auf sein Gefühl. Sein Führungsstil ist seit Beginn an sehr freundschaftlich, aber doch mit gewissen Grenzen. »Ich beschäftige mich mit meinen Mitarbeiter:innen und weiß, wie ich mit je- dem/jeder Einzelnen umgehen muss«, bekräftigt er seinen Weg. So lassen sich individuell Stärken und Schwächen erkennen, das Team bestmöglich einsetzen. Was heute so problemlos klingt, brachte durchaus Schwierigkeiten mit sich. »Früher waren alle meine Mitarbeiter:innen älter als ich, ich musste mir den Respekt oft erkämpfen«, erinnert er sich. Die Wahrnehmung ihm gegenüber hat sich mit der Zeit (und dem Alter) verändert, heute wird er ernster wahrgenommen. »Ich kann klar formulieren, was ich mir von jeder Person erwarte.«
»Der Vorteil eines jungen Chefs ist, dass man viele Dinge naiver und blauäugiger entscheidet, was hilft, sie nicht zu ›zerdenken‹.«
Bernhard Zimmerl, Geschäftsführer »Foggy Mix«

© Foggy Mix
Geht man wieder raus aus dem Waldviertel und wirft einen Blick zum Rhein, so hat man auch hier ähnliche Erfahrungen gemacht: »Den Respekt von Mitarbeiter:innen, Gästen und Kooperationspartner:innen muss man sich definitiv härter erarbeiten«, hört man aus dem »Papa Rhein«. Vorsicht ist aber bei dem Versuch geboten, eine ältere Führungskraft imitieren zu wollen oder mit besonderer Härte zu agieren, um sich behaupten zu können. Lieber punktet man mit fachlichem Know-how und Fingerspitzengefühl im Umgang mit Menschen. Und auch ein gewisses Selbstbewusstsein ist durchaus empfehlenswert. »Heute weiß ich, dass ich es nicht allen recht machen muss«, resümiert Zimmerl, der sich vor kurzem eine zweite Haube erkochte. »Ich kann mich auf meine Erfahrungen verlassen.«

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