Alles oder nichts – im »Rien«.

Alles oder nichts – im »Rien«.
© Falstaff, Topitschnig

Aus dem Café Griensteidl wird »Rien«

Mitte August startet ein junges, ambitioniertes Team am Michaelerplatz mit Kaffee- und Wirtshaus, Bar, Design-Showroom, Diskurs und Kulturprogramm.

»Rien«, also nichts – das ist es, was vom ehemaligen Café Griensteidl übrig bleibt. Nachdem das Kaffeehaus in bester Wiener City-Lage direkt am Michaelerplatz im Juni seine Schließung bekanntgab (Falstaff berichtete), zieht nun unter der Leitung des Konzeptbüros friendship.is (z.B.: Feldküche und  FAQ Bregenzerwald) das »Rien« als Zwischennutzungsprojekt ein – eröffnet wird Mitte August.

Prominente Lage direkt bei der Wiener Hofburg.
© Falstaff, Topitschnig
Prominente Lage direkt bei der Wiener Hofburg.

Frischer Wind

»Wir kennen den Hauseigentümer schon lange«, erzählt Matthias Felsner, der gemeinsam mit Martin Fetz hauptverantwortlich für das Projekt ist. Nun habe sich die Chance ergeben, an diesem attraktiven Standort etwas Neues auszuprobieren. »Bei so einer Lage ist man verpflichtet, etwas daraus zumachen«, sagt Felsner, »aber wir sind keine geschützte Werkstätte, alles passiert unter der Voraussetzung der Wirtschaftlichkeit.« Und weiter: »Alte Gebäude und Nobelmarken wie Louis Vuitton, das haben wir in jeder Stadt. Wir wollen das museale der Innenstadt aufbrechen.« Im »Rien« soll also nicht nichts passieren, sondern jungen Kreativen eine Bühne geboten werden. Das gilt für Künstler, Musiker und Designer – ein Teil der Griensteidl-Räumlichkeiten wird in Kooperation mit der Wirtschaftsagentur zu einem Showroom – aber auch für die Kulinarik.

Tradition trifft Moderne

Für die Küche des »Rien« zeichnen Simon Kotvojs (vormals »Mochi«) und Lucas Steindorfer (unter anderem »Tian« und »Die Liebe«) – beides Schüler von Christian Petz – gleichermaßen verantwortlich. Die Patisserie hat Viola Bachmayr-Heyda (zuvor Chef-Patissière im »Joseph Bistro«) inne, die ihr Handwerk im Café Central lernte. An der Bar werkt mit Hubert Peter (»Barrikade«) ein besonderer Kreativkopf der österreichischen Mixologen-Szene.

Geboten wird eine reduzierte Karte im Kaffee- bzw. Wirtshaus und an der Bar, es sollte »eine vernünftige Qualität zu vernünftigen Preisen geben«, betont Felsner. »Wir wollen uns bei den Produkten an den K. u. K. Ländern orientieren und die traditionsreiche Küche ins Hier und Jetzt holen«, skizziert Lucas Steindorfer die Küchenlinie, die gerade am Entstehen ist, »wir wollen experimentieren und schauen, was möglich ist.« Dazu gehöre es auch, Zutaten selbst in Wiesen und Wäldern zu sammeln, Tiere ganz zu verwerten und durch die Einschränkung auf die ehemaligen Kronländer herauszufinden, wie man die eingene Kreativität mit dem Kaffeehaus als Klammer fordern könnne. »Es wird auch alt-österreichisches Comfort-Food wie ein Gulasch à la Oma serviert, allerdings immer mit einem modernen Twist«, so Steindorfer, der das »Rien« gemeinsam mit den anderen kulinarischen Akteuren als »Spielwiese« sieht. »Wir bieten ein Labor für Leute, die sich nach ihrem Engagement im ›Rien‹ selbstständig machen möchten«, erzählt Felsner, der auch Gastspiele von Köchen aus den Bundesländern andenkt. »Wir wollen mit den Leuten gemeinsam entscheiden, wohin die Reise geht.«

Potenzial aufzeigen

Und wo die Reise hingeht, das können auch die Gäste mitbestimmen: in Form von offenen Diskursen, die im »Rien« zu verschiedensten Themen ermöglicht werden sollten. Dabei geht es dem Team in erster Linie darum, im »Rien« einen Ort für die Wiener zu etablieren und einen Kontrapunkt zur touristisch geprägten Innenstadt zu setzen.
Am Ende wollen die Initiatoren den Eigentümern eine Arbeit darüber vorlegen, was an dem Standort möglich ist, welche Ideen aufgegangen sind und welche nicht – erinnert an eine Liedzeile der Einstürzenden Neubauten: »Was nicht ist ist möglich.«

»Am Schluss sollte ein ›de rien‹ übrig bleiben«, sagt Martin Fetz – also: »Gern geschehen!«

INFO

Rien
Michaelerplatz 2, 1010 Wien
Eröffnung Mitte August 2017
www.rien.at

Marion Topitschnig
Autor
Mehr entdecken
Mehr zum Thema
Die »Bar 3« – eine von vielen hochkarätigen Eröffnungen im Jahr 2017
Bar
Top 10 Bar-Openings 2017
Ein verrücktes Jahr in der heimischen Barszene! So viele Neueröffnungen in so kurzer Zeit gab es...
Von Bernhard Degen