Nicht, dass die Höhe eines Restaurants in Relation zur Küchenqualität stünde. Ein zusätzlicher Anreiz ist es aber jedenfalls. Aufregende kulinarische Orte sind etwa das »Jules Vernes« in der zweiten Etage des Eiffelturms (115 Meter Höhe) oder »Das Loft« am Dach des Wiener Sofitel (70 Meter). In Österreich höhenmäßig nicht zu toppen ist das »57 Restaurant« (200 Meter) des Hotels »Meliá Vienna« im DC Tower. 
Als man 2014 unter Leitung von Siegfried Kröpfl eröffnete, war die Begeisterung enden wollend. Vor ein paar Monaten übernahm Kröpfls langjähriger Souschef René Poysl. Der zuvor spanische Einschlag der Küche wich Klassikern. An der superkonzentrierten Bisque mit Cognac und Estragon ließe sich noch ordentlich feilen, so anständig der darin gebadete Hummer sein mag. Den Linguine alle vongole mangelt es an jenem Saftl, der dieses Pasta-gericht in seinen besten Versionen so betörend macht. Der hochanständig gegarten Seezunge liegt eine mit Zitronenverbene aromatisierte cremige Polenta bei, die mit dem feinen Fisch konkurriert.
Und dann die Überraschung: Aus entbeintem Maishuhn, Erdnuss, Chili und Kartoffel komponiert die Küche eine Köstlichkeit – saftig, subtil gewürzt, einfach gut. Bitte mehr dergleichen. Sommelier Pascal Kopetzky kann jedenfalls für sich in Anspruch nehmen, einen der besten hoch gelegenen Weinkeller des Landes zu regieren – vom gereiften Federspiel bis zu den abgefahrenen Bouteillen des Südafrikaners Craig Hawkins liegt genug bereit, um diverse Wellenbewegungen der Küche zielsicher auszugleichen. Unverändert: das ziemlich ungemütliche Licht. Da könnte man sich im kulinarisch dann doch höher gelegenen »Das Loft« allerlei abschauen.

57 Restaurant
Meliá Vienna
Donau-City-Straße 7
1220 Wien
T: +43 664 88963323
www.57melia.com