Der schwarze Wein von Cahors

Mehr als zweitausend Jahre lang genoss der dunkle Tropfen aus dem Südwesten Frankreichs großes Ansehen. Heute verdankt das Anbaugebiet seine internationale Reputation einzig und allein dem Malbec.

Das Tal des Flusses Lot im Südwesten Frankreichs ist ein landschaftliches Kleinod wie aus einer anderen Zeit – kleine Dörfer mit schmucken Steinhäusern und ungewöhnlichen Taubenschlägen gibt es hier noch, Burgen wachen über dem Fluss. Und dann der Wein: Schon sehr früh wurden große Mengen des Roten aus der Region Cahors gehandelt, doch bereits im 14. Jahrhundert drängte die Konkurrenz aus dem benachbarten Departement Gironde auf den Markt. Der kräftige dunkelfarbige Cahors behauptete sich jedoch und fand zu jeder Zeit seine  Liebhaber. In­vestoren verwirklichten sich im Lot-Tal den Traum vom eigenen Weingut. Zu den prominenten Neuankömmlingen zählen etwa die Königin und der Prinz von Dänemark mit dem Château de Caïx oder der Jahrhundertkoch Alain Senderens (der sein Château de Gautoul inzwischen allerdings an den Belgier Eric Swenden verkauft hat).

Malbec setzte sich durch
Als 1865 die Reblaus über Frankreich hereinbrach, besaßen die Winzer in der Region um Cahors die gewaltige Rebfläche von 58.000 Hektar, zwölf Jahre später war sie fast komplett zerstört. Danach versuchte man einen bescheidenen Neuanfang, pflanzte Hybridreben und erntete Weine, die nur ein müder Abklatsch dessen waren, womit sich Cahors seinen guten Ruf erworben hatte. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Parnac eine Genossenschaft gegründet, und die Winzer besannen sich auf die Qualität der edlen Malbec-Sorte. 1956 mussten die Weinbauern mit dem schweren Frost, der auch in Bordeaux große Schäden anrichtete, fertig werden, doch seither ist die Rebfläche immer weiter gewachsen. Vor vierzig Jahren erhielt die Region dank ihrer Anstrengungen um die Qualität
den AOC-Status, heute stehen auf etwa 4200 Hektar Reben, den überwiegenden Anteil hat der Malbec.

Der Malbec ist eine jener Rotweinsorten, die vor der Reblauskatastrophe Ende des 19. Jahrhunderts auch in Bordeaux verbreitet waren und dann über den Umweg nach Südafrika eine unerwartete Renaissance erlebten. Wie Chile mit der Carménère hat sich Argentinien mit dem Malbec eine Art Flaggschiff zugelegt. Vergleicht man die Anbauflächen, dann zeigen sich die Kräfteverhältnisse: Mit 27.000 Hektar besitzen die Südamerikaner mehr als 70 Prozent der Malbec-Weinberge, 20 Prozent entfallen auf Frankreich (der Großteil davon auf das relativ kleine Anbaugebiet im Südosten von Bordeaux, wo einige Stöcke Malbec überlebt haben).

Alles hängt vom Boden ab
Das Terroir spielt in Cahors eine herausragende Rolle: ein tief eingegrabenes Flusstal, das stark mäandert. Im Talgrund gibt es weitgehend ebene Flächen auf drei Terrassenstufen. Dort liegen Ablagerungen aus dem Massif Central, Quarze, kleiner Kies und erodierter Kalkstein. Je höher die Terrasse angeordnet ist, umso besser ist die Drainage. Unten wachsen Trauben für runde, fruchtbetonte Weine, in den mittleren Lagen werden die Weine fleischiger, die reichsten Cahors kommen von den höher gelegenen Terrassen, weil dort der Kalksteinanteil größer ist. Die Weine haben viel Rückgrat und eine gute Lagerfähigkeit; diese Terroirs stehen hinter ­vielen der Spitzenweine.

Und dennoch ist Cahors, gemessen an der Qualität und dem Preis-Leistungs-Verhältnis seiner Weine, noch immer zu wenig bekannt. Das liegt vor allem daran, dass nur etwa 15 Prozent exportiert werden, der Rest wird in Frankreich, und zwar direkt im Südwesten, in Paris und an der Westküste getrunken. Von den Exporten gehen wiederum nicht einmal 20 Prozent in die EU-Länder; die wichtigsten Importeure – gemessen am Wert der Weine – sind Kanada, die USA, China, die Schweiz und Japan.

Vanille und Veilchen
Auch in Deutschland und Österreich werden verstärkt Cahors-Weine angeboten. Sie sind gekennzeichnet durch ihre signifikant dunkle Farbe, kraftvoll und mit gutem Tannin ausgestattet, die kalkreichen Böden verleihen ihnen aber auch ein gutes Säuregerüst, das für die Frische im Wein verantwortlich ist. Es kommt den Cahors-Weinen entgegen, wenn man sie auf der Flasche reifen lässt. Die typischen Aromen bilden einen Mix aus Schwarzen Johannisbeeren, Kirschen, etwas Vanille, die besten Terroirs bringen Nuancen von Menthol, Trüffeln und Veilchen. Die Einsatzpalette ist breit und reicht von Grillgerichten bis hin zu den intensiv gewürzten Speisen aus Nordafrika, Indien oder China.

Welcher Wein soll es nun sein? Falstaff hatte die Möglichkeit, vor Ort und unter optimalen Bedingungen aus den aktuellen Jahrgängen 2007 bis 2009 jeweils rund 40 Weine blind zu degustieren. Folgende Weingüter präsentieren mit großer Konstanz exzellente Weine: Château du Cèdre, Clos Triguedina, Château de Chambert, Château Lamartine und Château Eugénie, dazu kommen viele weitere, die mit echten Preis-Leistungs-Hits überraschen.

von Peter Moser

Den vollständigen Artikel mit noch mehr Hintergrundwissen zu der Region, ihrer Entwicklung und deren exzellenten Weingütern finden Sie im aktuellen Falstaff 07/11.

Die Verkostungsnotizen der Weine aus dem Cahors finden Sie hier.

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