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Grado: »Um zu sparen, braucht man nicht hinfahren«

Die obere Adria erlebt eine Renaissance und ist ein Sehnsuchtsort der Österreicher. Falstaff hat die österreichischen Unternehmer Franz Christian und Paolo Guido Zotti, die gemeinsam mit dem Hospitality-Experten Johann Kerkhofs, die Region weiter aus dem Winterschlaf holen wollen, über die Faszination Grado gesprochen.

Seit Jahrzehnten zieht es Generationen von Österreichern immer wieder an die adriatische Küste nach Grado. Viele Familien kehren Jahr für Jahr zurück und verbinden einzigartige Erinnerungen mit diesem Ort, der einst schon Sehnsuchtsort von Ernest Hemingway, Audrey Hepburn und James Joyce war. Die Freude, alte Bekannte wiederzusehen und neue Freundschaften zu knüpfen, schafft ein Gefühl der Zugehörigkeit und Gemeinschaft, das den Urlaub in Grado noch spezieller macht.

Was aber macht den Zauber dieses kleinen Hafenortes aus? Und warum begann in den vergangenen Jahren das »große Investieren«? Falstaff hat mit den Brüdern Franz Christian und Paolo Guido Zotti, den Eigentümern der Hotels »Laguna Faro Suites« und »Laguna Palace«, und dem Hospitality-Experten Johann Kerkhofs über ihre neuesten Projekte in Italien, die Renaissance von Grado, und den Anspruch, als »Leitbetrieb« die Region aus dem Winterschlaf zu holen, geplaudert.

»Wir haben einen starken Bezug zu Italien. Denn unsere familiären Wurzeln liegen dort«, erzählt Franz Christian Zotti. Alles begann damit, dass die Mutter von Christian und Paolo einst gemeinsam mit ihrer besten Freundin in Grado Urlaub machte und dabei zwei charmante junge Männer, Guido und Alfio, kennenlernte. Der Zauber dieses besonderen Abends führte zu romantischen Verwicklungen, die bis heute anhalten. Als Guido später nach Österreich zog und die »Tante Karin Hager« nach Italien, wurde die Verbindung zwischen den Ländern noch enger. »Die Liebe zu Grado ist also unauslöschlich«, so Zotti im Gespräch mit Falstaff.

Doch nicht nur die sentimentale Bindung, sondern auch die unternehmerische Vision leiten die Gebrüder. Der einstige Standort einer Thunfisch- und Makrelenfabrik, das heutige Laguna Palace, wurde nach einer zwischenzeitlichen Verwandlung in Ferienwohnungen vor fünf Jahren zurückgekauft. Mutig und innovativ wurde das Projekt, das vor fünfzehn Jahren seinen Anfang nahm, weitergeführt.

»Grado hatte seit den 1970er Jahren mit einem Investitionsstau zu kämpfen«, blickt Kerkhofs zurück. Er verortet riesiges Potential, alleine schon aufgrund des Klimas und der regionalen und politischen Gegebenheiten. »Flugreisen wurden komplizierter und unsicherer, und viele Touristen sehnten sich nach einer sichereren Alternative. Grado bietet genau das: Die Möglichkeit, selbst zu bestimmen, wann man in den wohlverdienten Urlaub aufbricht«, so Kerkhofs.

 Franz Christian und Paolo Guido Zotti
Franz Christian und Paolo Guido Zotti
Franz Christian und Paolo Guido Zotti

Die allseits so beliebte Obere Adria scheint derzeit von einem Wandel erfasst und der gesamte Küstenbereich wird von den Investitionen und dem Engagement visionärer Unternehmer aus dem »Dornröschenschlaf« geholt.

So setzten auch die Zottis den nächsten Schritt und eröffneten die »Laguna Faro Suites«: Ein Hotelprojekt, das mit seiner Architektur wie eine noble Yacht wirkt. Innen gestaltet von der renommierten Designerin Patricia Urquiola, spiegelt es die Farben und Materialien der Lagune wider und schafft so ein harmonisches Zusammenspiel aus Ästhetik und Nachhaltigkeit. »Wir wollten alles wie in Mykonos: blau und weiß«, erzählt Paolo Zotti, »ihr bekommt Grado-grün lautete die Antwort von Urquiola. Einen Kapazunder überstimmt man nicht«, schmunzelt Zotti.

Eine Rooftop-Bar mit Infinity-Pool, einen Fitnessbereich mit Gym, Sauna und Dampfbad, ein eigener Strandbereich und, »ma certo eine großartige Kulinarik und der schönste Sonnenuntergang in ganz Grado« runden das Angebot ab. Das Frühstück wird im lichtdurchfluteten Bistro serviert, das Diner kann im Gourmetrestaurant des Laguna Palace genossen werden. »Es war das Haus des Leuchttürmwärters – deshalb der Name Faro«, beschreibt Franz Christian Zotti.

Das ganze Jahr über geöffnet

Doch mit Design und Architektur alleine ist es nicht getan: »Dazu braucht man ein umfassendes breites Angebot – nicht nur Zimmer mit Frühstück«, ergänzt Kerkhofs. Die Vision reicht also über das Hotelgeschäft hinaus. Grado soll eine ganzjährige Destination werden, die auch außerhalb der Hauptsaison mit besonderen Erlebnissen und Aktivitäten begeistert. Im Gegensatz zu den Nachbar-Orten wie Lignano, Bibione aber auch Jesolo leben in Grado ganzjährig rund 8000 Einheimische, Restaurants, Bars und Geschäfte bleiben teils geöffnet.

»Wir wollen das beste Produkt anbieten, das es in der Region gibt«, so der Hospitality-Experte. »Auch wenn das Wetter nicht so mitspielt, muss man tolle Erlebnisse erschaffen. Das kann in der Küche sein, aber auch eine Fahrradtour oder was ganz anderes«, so die Gebrüder Zotti unisono. Im »Laguna Palace « will man daher großen Wert auf nachhaltige und regionale Produkte legen, die von einem Koch aus Umbrien zu exquisiten Gerichten verarbeitet werden. Die »Zero Miglia« Philosophie, die Produkte aus einem Umkreis von einer Meile verwendet, soll den Köstlichkeiten eine unvergleichliche Qualität und nachhaltigen Touch verleihen.

Wine and Dine

Um ein Leuchtturm-Betrieb für den Ganzjahrestourismus zu werden, soll der Bereich Wine and Dine stark ausgebaut werden. »Mit dem Angebot von exquisiten Kochkursen laden wir die Gäste ein, die kulinarischen Geheimnisse der Region zu entdecken und sich in der Welt der Aromen zu verlieren. Mit unvergesslichen Weinpräsentationen samt köstlichem Käse und delikatem Prosciutto geht es über die Hotelgrenzen hinaus. Die Vielfalt der regionalen Produkte wird zelebriert und öffnet die Türen zu den renommierten Weingütern der Gegend, die ihre Gäste auf eine faszinierende Reise Richtung Gorizia und Udine entführen«, so die Zottis. Mit exklusiven Angeboten für eine genießende Zielgruppe will man auch dem Preisdumping in der Nebensaison den Garaus machen. »Wegen des Sparens braucht man nicht hinfahren«, sind sich alle drei einig. Je mehr gute Hotels es gibt, umso besser: »Das spornt an«, so Franz Christian Zotti.

 

Julia Emma Weninger
Julia Emma Weninger
Chefredakteurin Online
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