Das Skigebiet Nassfeld zwischen dem Gail- und dem Kanaltal: Kärntner Genuss-Kultur trifft hier auf italienische Einflüsse.

Das Skigebiet Nassfeld zwischen dem Gail- und dem Kanaltal: Kärntner Genuss-Kultur trifft hier auf italienische Einflüsse.
© Shutterstock

Kärnten: Slow im Snow

In Kärnten findet sich mit dem Nassfeld die weltweit erste »Slow Food Travel Destination«. Hier wird nicht nur entschleunigt, sondern vor allem dem Genuss gehuldigt.

Auf den Pisten Vollgas, auf den Tellern Vollbremsung. Zwischen diesen Gegensätzen kann man am Kärntner Nassfeld einen weit gesteckten Genuss-Slalom absolvieren. Wobei das mit dem Highspeed am Schnee nur auf den abgesperrten Rennstrecken bei der Zweikofelbahn, dem Gartnerkofel-Sessellift und der Trogkofelbahn wirklich zu empfehlen ist, auf den übrigen Pisten reicht gemütliches »Easy Cruising« und Aussicht-Genießen. Den Schleichgang beim Essen hat sich das Skigebiet an der Grenze zu Italien selbst verschrieben. Die Region rund um Gail-, Lesach- und Gitschtal hat sich zur weltweit ersten »Slow Food Travel Destination« küren lassen.

Zeit nehmen als Credo

Um das kulinarische Vergnügen aus regionalen Spezialitäten voll auskosten zu können, muss man sich also entsprechend Zeit nehmen. Die Köche tun es auch. Johann Steinwender beispielsweise. Er ist Gastgeber im Biedermeier-Schlössl »Lerchenhof«, einem vor über 150 Jahren errichteten ehemaligen Herrschaftssitz am Stadtrand von Hermagor, und parallel als Landwirt einer von nur 15 zertifizierten Herstellern des echten, ursprungsgeschützten Gailtaler Specks.

Slow Food in der Naturküche

Mit seinem Küchenteam hat er sich einer eigenen »Naturküche« verschrieben – heißt: vollen Fokus auf regionale und saisonale Produkte, begleitet von Bieren aus der Region und ausgesuchten Weinen. Auch in »Plattners Alpenhotel« setzt man auf Slow Food, Skifahren – wie schnell auch immer – sollte man aber können, wenn man hier einkehrt. Das höchstgelegene Hotel am Nassfeld steht mitten im Skigebiet auf 1600 Meter Seehöhe.

Ski-Paradies mit der nötigen Stärkung

Vor lauter Entschleunigung sollte man aber nicht aufs Skifahren vergessen. 110 Kilometer Piste und 30 Lifte finden zwischen den 25 in der Landschaft verstreuten Skihütten am Nassfeld Platz. Für Abwechslung ist also gesorgt, für entsprechende Stärkung auch, beispielsweise in der »Rudnigalm«. Hier wird jener Gailtaler Almkäse serviert, der im Sommer in der hauseigenen Sennerei produziert wird. Knoblauchsuppe im Brot-Topf in der »Garnitzenalm« oder eine zünftige Brettljausn in »Jokl’s Hütte« sind weitere Fixstarter am Weg Richtung Talabfahrt.

Kulinarische Einwürfe aus dem Alpe-Adria-Raum

Um den kulinarischen Horizont Richtung Italien aufzuspannen, braucht man indes nicht einmal über die in Griffweite liegende Grenze zu den Außenposten des »Pizza-
Reichs« zu wechseln. Mit kulinarischen Einwürfen aus dem Alpe-Adria-Raum verfeinert Stephan Gerstner im neu gestalteten Restaurant im »Wulfenia« nämlich ohnehin seine österreichischen Küchenklassiker. Dazu immer mit am Speiseplan: lokale Zutaten. Ähnliche Gaumenfreuden liefert das Team im Restaurant »Sonnalm« im Hotel Nassfeld. Damit liegen beide voll auf Linie der Nachhaltigkeitsoffensive, zu der sich die Region verpflichtet hat und für die man vom Klimaschutzministerium auch als »nachhaltigste Region Österreichs« ausgezeichnet wurde. So will man in der Region Nassfeld, Pressegger See, Lesachtal bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent mehr Bio-Betriebe beheimaten. Ziel: eine regionale Ernährungssouveränität.

Bad Kleinkirchheim

Auch in der Region Bad Kleinkirchheim steht Nachhaltigkeit hoch im Kurs. Fleisch- und Milchprodukte kommen vorrangig vom Bauern aus der Nachbarschaft, Gemüse aus dem eigenen Garten. Aber auch Kräuter aus dem Alpe-Adria-Raum harmonieren bestens mit den regionalen Schmankerln und hauchen der traditionellen Küche Kärntens südliches Lebensgefühl ein. Klingt wie gemalt, schmeckt auch so; zumindest wenn – wie im »Lindenhof« etwas außerhalb von Bad Kleinkirchheim oder im »Ronacher« im Ortszentrum – mit viel Liebe zum Detail an Slow Food-Kreationen gefeilt wird. Ähnlich konzentriert sich Küchenchef Ralf Kreuzenbeck auch in der »Loystub’n« im »Hotel Pulverer« auf Produkte aus der Umgebung. Im konkreten Fall kommen Wild, Fisch, Gemüse, Obst und Kräuter sogar direkt aus der hauseigenen Landwirtschaft.

Kulinarische Oase am Berg

Dem Charme konservierter alpiner Köstlichkeiten kann man ein paar Höhenmeter weiter oben in Form geführter Schneeschuhwanderungen folgen. »Gourmet im Schnee« nennt sich das Angebot, das an fünf Tagen im Februar und März zur »Klamerhütte« führt, einer kulinarischen Oase am Berg.

Rot-weiß-rote Sportgeschichte

Wer am nächsten Tag wieder fit ist, auf den wartet die »Franz Klammer«-Abfahrt, eine schwarz markierte Piste, die nach dem berühmtesten Sohn des Orts benannt ist. Klammer nutzte 1971 seinen Heimvorteil und gewann hier seine erste Europacup-
Abfahrt. Der Rest ist rot-weiß-rote Sportgeschichte. An vier Terminen im Jänner und Februar wird sie zur Gegenwart. Denn da bietet sich die Chance, mit »Kaiser Franz« selbst Skifahren zu gehen. Dafür muss man freilich ein passables Können mitbringen und früh aufstehen. Bereits vor Sonnenaufgang erwartet Klammer seine Gäste an der Talstation der Kaiserburgbahn. Nach zwei Stunden aufregendem Skivergnügen gibt es in der »Klammerstub’n« im »Bergrestaurant Kaiserburg« einen Brunch mit Köstlichkeiten aus dem Alpen-Adria Raum.

23 Hütten an 100 Kilometern Piste

Und dann? Rund 100 Kilometer Pisten auf breiten, weitläufigen Hängen eröffnen in der übrigen Zeit noch viele Möglichkeiten, um Vollgas zu geben. Fortgeschrittene und Profis können sich beispielsweise an acht Kilometern schwarzer Skipiste erfreuen, darunter die berühmte Weltcup-Abfahrt »Kärnten – Franz Klammer«. 23 Hütten entlang der Pisten wirken
aber auch hier als Bremsfallschirm. Abschwingen und einkehren lohnt sich. Von ihren Terrassen breiten sich je nach Blickrichtung die Alpinwelt der Nockberge, die Karawanken oder die Hohen Tauern aus, während unten im Tal gleich zwei ortseigene Thermen dampfen. Diese Mischung aus warmem Wasser und weißem Winter macht Bad Kleinkirchheim so besonders.


Tipps und Adressen

Bärenwirt
Bio-Angus, Rehbock oder Goldforelle. Manuel Ressi kreiert »Bärenwanderung«-Menüs aus dem Besten, was die Region zu bieten hat.

Hauptstraße 17, 9620 Hermagor
T: +43 4282 2052
baerenwirt-hermagor.at

Das Ronacher
40 Kräuter wachsen im hauseigenen Garten. Man trifft sie wieder auf den Gerichten aus der Vital-Küche. Im Keller warten 5000 Weinflaschen.

Thermenstraße 3, 9546 Bad Kleinkirchheim
T: +43 4240 282
ronacher.com

Loystub’n
Die 400 Jahre alten Mauern des »Hotel Pulverer« beherbergen eine Küche, die Produkte aus der eigenen Landwirtschaft zu herzhaften Genussmomenten veredelt.

Thermenstraße 4, 9546 Bad Kleinkirchheim
T: +43 4240 744
pulverer.at

Lerchenhof
Alles, was hier auf den Teller kommt, ist aus eigener Produktion. In der »Schatzkammer« gibt es die Hofprodukte auch zum Mitnehmen.

Untermöschach 8, 9620 Hermagor
T: +43 4282 2100
lerchenhof.at

NockResort
Dietmar Zangele orchestriert eine Küchenmannschaft, die traditionelle, klassisch österreichische Gerichte sowie internationale Speisen auf die Teller zaubert.

Maibrunnenweg 27, 9546 Bad Kleinkirchheim
T: +43 4240 8186
nockresort.at

gellius
Die Fische kommen aus Teichen in der Umgebung und werden vielseitig – von geräuchert bis gegrillt und als Burger – veredelt serviert.

Dorfstraße 74, 9546 Bad Kleinkirchheim
T: +43 664 2126526
gellius.at

Kirchheimerhof
Das junge Küchenteam holt sich aus Großmutters Kochbuch die Inspirationen für feine Traditionsspeisen.

Maibrunnenweg 37, 9646 Bad Kleinkirchheim
T: +43 4240 278
kirchheimerhof.at

Trattlers Einkehr
Slow Food findet hier in Form von Oberkärntner Forellen und Saiblingen, als Steak von österreichischen Kälbern oder als saftiger Kärntner Reindling auf die Karte.

Teichstraße 7, 9546 Bad Kleinkirchheim
T: +43 4240 8114
trattlerhof.at

KofelAlm
Beim knisternden Kaminofen sitzen und Produkte aus der regionalen Landwirtschaft, zum Beispiel Gailtaler Almkäse oder Gailtaler Speck, genießen.

Bei der Bergstation des Madritschlifts.
T: +43 660 5079699
kofelalm.at

Panorama
Hochwertige Zutaten, sorgfältige Zubereitung und eine abwechslungsreiche Auswahl aromatischer Geschmacksrichtungen sorgen für Gourmet-
Momente.

Tröpolach 156, 9631 Hermagor
T: +43 42857 2000
falkensteiner.com

Plattners Einkehr
»Plattner‘s Alpenhotel« ist das höchstgelegenste Hotel am Nassfeld, steht mitten im Skigebiet auf 1600 Meter Seehöhe und lockt mit regionaler Alpinküche.

Sonnenalpe Nassfeld 99, 9620 Hermagor
T: +43 4285 8285
plattner.at

falkensteiner hotel & spa carinzia
Sport und Wellness im exklusiv designten Vierstern-Rahmen bietet dieses Haus. Die Küche bietet Aktiv-Kulinarik mit Kärntner Wurzeln und mediterranen Einflüssen.

Tröpolach 156, 9631 Hermagor
T: +43 4285 72000
falkensteiner.com/hotel-spa-carinzia


Erschienen in
Falstaff Nr. 09/2022

Zum Magazin

Klaus Höfler
Mehr zum Thema