Die Hygienevorschriften werden in italienischen Restaurants sehr ernst genommen.

Die Hygienevorschriften werden in italienischen Restaurants sehr ernst genommen.
© Shutterstock

Kommentar: Corona gibt es noch, liebe Gastronomen!

Ausgerechnet Italien zeigt vor, wie Gastronomie trotz Corona funktionieren kann. Wir brauchen es nur nachzumachen.

Wer hätte gedacht, dass der touristische Corona-Hotspot in diesem Sommer in St. Wolfgang liegen wird und nicht in Venedig oder Lignano? In der österreichischen Gastronomie (und nicht nur da) scheint man die Bedrohung durch den Corona-Virus völlig vergessen zu haben. Die Abstände sind zu gering, Tische und Stühle werden selten desinfiziert, Masken muss man ja nicht mehr tragen (aktuelle Corona-Vorschriften).

In manchen Bars wird dicht gedrängt bei lauter Musik gefeiert, als gäbe es kein Morgen. Wenn wir so weitermachen, dann wird es für viele Betriebe wirtschaftlich wirklich kein Morgen geben, nämlich dann, wenn ein zweiter Lockdown notwendig wird. Wenn wir so weitermachen sind wir auf einem guten Weg dahin, zumal die Freiluftsaison bald dem Ende zugeht.

Stabile Corona-Zahlen in Italien

Ich war selbst vor kurzem in Italien auf Urlaub und war mehr als erstaunt, wie diszipliniert und konsequent die Corona-Schutzmaßnahmen eingehalten werden. Meine Wahrnehmung wurde durch viele Freunde und Bekannte bestätigt, die ebenfalls von einem Italien-Urlaub zurückkehrten. Tische und Sessel werden nach jedem Gast gründlich desinfiziert, das Personal trägt trotz deutlich höherer Temperaturen Mund-/Nasenschutz. 

Vergleichen wir einmal die Zahlen: Italien liegt relativ stabil bei rund 200 Neuinfektionen pro Tag, Österreich ganz grob gesagt bei 100 pro Tag. Unsere südlichen Nachbarn haben also nur doppelt so viele Fälle wie in Österreich und das bei 60 Millionen Einwohnern. Das sind 7,5 Mal mehr als in Österreich.

Eigenverantwortung gefragt

Was sich hierzulande keiner vorstellen kann: Man kann den Restaurantbesuch trotz Corona-Maßnahmen genießen. Was tut es schon, wenn man am Weg zum Tisch eine Maske trägt, oder auf dem Weg zur Toilette? In Italien ist das selbstverständlich und wird ohne Meckern gemacht. Die armen Hunde sind die Kellner, die die Maske den ganzen Tag tragen müssen, da werden wir es eine Minute lang aushalten. Bei jedem Eingang, vor jeder Toilette, gibt es Möglichkeiten zur Hand-Desinfektion. Sind die nicht bei uns schon wieder etwas selten geworden?

Italien hat von der Gastro-Kultur her noch einen entscheidenden Vorteil: Man wartet schon immer beim Eingang, um einen Platz zugewiesen zu kommen. Dann kann das Personal auch stressfrei freigewordene Plätze desinfizieren. Das könnten wir uns ruhig abschauen. Wo wir uns allesamt schwer tun, ist eine herzliche Begrüßung ohne Kontakt. Natürlich wollen wir unsere Freunde und Verwandten herzen und abbusseln, aber wir sollten immer daran denken, dass wir unwissentlich Überträger sein können. Ich fürchte, dass wir darauf noch länger verzichten sollten, alles ist besser als ein zweiter Lockdown.

Corona gibt es noch, liebe Gäste!

Umfrage



Wo der Mund-/Nasenschutz in Österreich seit 24. Juli getragen werden muss:

  • Supermärkte, LEH
  • Banken
  • Post
  • Öffentliche Verkehrsmittel / Bahn - hier beginnen ÖBB und Wiener Linien mit dem Strafen von »Masken-Sündern«
  • Flugzeug
  • Taxis
  • Veranstaltungen indoor ohne zugewiesene Sitzplätze
  • Apotheken / Arztpraxen / Krankenhäusern
  • Dienstleistungen, bei denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann (zB. Frisöre)
  • Demonstrationen bei denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann
Bernhard Degen
Autor
Mehr entdecken
Mehr zum Thema