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»Schatz Imhof«: Oder wie man die Nacht zum Tag macht

Zwei Clubbetreiber übernehmen das ehemalige »Stadtkind« und denken alles neu – außer die Bestuhlung.

Die Schiene klackert auf dem dunkelbraunen Holzboden im ersten Stock. »Umgeknöchelt auf dem Fuß eines Mitarbeiters«, ist Gregor Imhof – Bänderriss. Optimaler Start in ein neues Gastro-Kapitel. Fast schon bezeichnend ist da die Anmerkung seines Geschäftspartners Sebastian Schatz auf die Frage, warum man von der Nachtgastro in die Tagesgastro wechselt: »Wir werden alt«. Aber von vorne: Seit mittlerweile 15 Jahren betreiben die Beiden den Nachtclub »Sass«. Ob es nun das Alter, das Interesse an der Kulinarik oder einfach nur die Lust auf eine »neue Herausforderung« war: Nach längerer Suche übernahmen Imhof und Schatz dieses Jahr im laufenden Betrieb das »Stadtkind«.

»Gegensätze ziehen sich an«

Den Namen haben die beiden geändert. Als »Stadtkinder« sehen sich beide nicht. Und irgendwie erstrahlt das »Schatz Imhof« schon jetzt – obwohl noch Baustelle – in einem ganz neuen Licht. Die altehrwürdigen Roland-Rainer-Sessel aus der Wiener Stadthalle sind natürlich geblieben. Aber Imhof und Schatz geben dem Laden mit Balenciaga-Shirt, Jogginghose und den Turnschuhen schon jetzt ein neues Gesicht. Ein neues Gesicht, das sich im Interieur noch sparsam auswirken, dafür aber umso mehr im Konzept niederschlagen wird. Aus dem Kaffeehaus wird eine Weinbar oder ein Mittagslokal oder – vielleicht fasst das Konzept folgender, vor zwei Wochen veröffentlichter Post auf Instagram am besten zusammen: »Wein oder Bier. Melange oder Flat White. Edelbrand oder Espresso Martini. Mittagstisch oder Abendgelage. Blaufränkisch oder Barolo. Veltliner oder Meursault. Sonntagsbraten oder Eierspeis. Heute oder morgen. Jetzt oder nie. Gegensätze ziehen sich an. Schatz Imhof kuratiert.«

Anlaufpunkt für alle – gerade wegen des Niveaus

Bei der Weinkarte möchte man noch nicht zu viel verraten. »Alles aus Österreich und den umliegenden Ländern« - man bleibe zumindest auf dem Europäischen Kontinent. Und weil Blaufränkisch-Liebhaber Imhof seinen »privaten Weinkeller hergebracht« hat, ist gerade da eine gewisse Jahrgangstiefe garantiert. Deutlich klarer formulieren die beiden den Anspruch, den sie an sich selbst stellen. Imhof fährt sich immer wieder durch den Bart, rutscht auf seinem Stuhl hin und her. Dann holt er aus. »Amerikanische Verhältnisse« möchte er in der österreichischen Gastronomie verhindern.

Aber genau die sieht er wie ein Damoklesschwert über der Szene schweben. »Es kann sich eben nicht jeder ein 27 Euro Kalbsschnitzel leisten«. Es geht also auch darum, einen Beitrag zur Trendwende zu leisten und gegen ein weiteres Auseinanderdriften der beiden Scherenhälften anzukochen. So soll beispielsweise eines der beiden Tagesgerichte um die 13 Euro Marke herum positioniert werden. Dass sich auch das nicht jede:r leisten kann, ist den Gastronomen klar, aber auf dem angestrebten Niveau könnte man dadurch dennoch eines der inklusivsten Lokale Wiens werden.

Das Team steht

Dass die beiden über den Tellerrand hinausschauen, unterstreicht auch die Tatsache, dass Sie bei der Zusammenstellung ihres Teams weniger Probleme als die Szene aktuell hatten und sogar beim Wettbewerb »wildern konnten«, wie es Schatz mit einem Augenzwinkern beschreibt. Max Zechmeister und Christian Beil übernehmen die Leitung in der Küche. Als Sommelier konnte Clemens Dederding gewonnen werden und die Betriebsleitung übernimmt Max Koban. Einige spannende Namen, von deren Zusammenspiel man sich ab dem Softopening in der kommenden Woche durchaus etwas versprechen darf.

www.schatzimhof.at

Felix Moßmeier
Felix Moßmeier
Digitalredakteur
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