Die offene Küche bietet spannende Einblicke.

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Tel Aviv im Siebenten

Der israelische Starkoch Eyal Shani hat im neuen »Max Brown Hotel« in Wien Neubau das Restaurant »Seven North« eröffnet.

Eyal Shani kam zur Erföffnung extra angereist. Der Mann mit den weißen Locken zählt in Tel Avi zu den bekanntesten Köchen der Stadt. Er sagt so Sachen wie: »Die ganze Welt ist in einer Zutat drin. Wenn du einen Fisch isst, dann kannst du sagen, du isst sein Fleisch. Aber das ist nicht wahr. Du isst auch den Sturm, das Dunkel des Wassers und die Tiefe des Ozeans.«

Das mag etwas blumig klingen, wird aber seinem Ruf gerecht. Eyal Shani wird in Israel als eine Art kulinarischer Philosoph gehandelt. Er dürfte aber auch ein talentierter Geschäftsmann sein. Er besitzt mittlerweile knapp 20 Restaurants rund um den Erdball, in New York, in Paris, in Israel und in Wien. Vor Jahren hat er im ersten Bezirk das »Miznon« aufgesperrt, ein schräges Lokal, der Begriff locker wäre eine Untertreibung, im »Miznon« ist das konsequente Chaos ein Teil des Konzepts.

Jetzt hat er wieder ein Lokal in Wien eröffnet. Das »Seven North« im neuen » Max Brown Hotel« im siebenten Bezirk. Es ist zum Teil dem »North Abraxas« nachempfunden, seinem Stammlokal in Tel Aviv, wo sich die Bohème der Stadt wie in einem Wohnzimmer fühlt.
Von Wohnzimmeratmosphäre kann im »Seven North« in Wien allerdings eher nicht die Rede sein. Das Lokal ist riesig, aus den Lautsprechern tönt laute Musik, in der Mitte befindet sich eine Bar, ganz vorne eine weitläufige Sichtküche, in der die Köche artistische Einlagen wie im Cirque du Soleil hinlegen.

Eyal Shani ist einer der Protagonisten der neuen israelischen Küche, eine Gastronomie, die auf althergebrachte Konventionen weitgehend verzichtet. Es geht vielmehr um das Gesamterlebnis, die Gerichte werden nur selten auf Tellern serviert, oft sind es Holzblöcke, krumme Tablets, verbogene Platten oder einfach nur Papier.

Shanis Signature Dish ist der Karfiol aus dem Rohr, weshalb er auch »King of Cauliflower« genannt wird. Den inzwischen legendären Blumenkohlkopf gibt es natürlich auch in Wien. Gemüse ist überhaupt ein großes Thema. Etwa weißer Spargel, Baby-Zucchini oder frische grüne Bohnen, die in einem Papiersack serviert werden.

Insgesamt sind die Produkte ausgesprochen hochwertig, egal ob Roast Beef (auf einem Holzblock serviert), Lamm oder ein Fisch (je nach Tageslieferung), den die Kellnerin einfach in einer Emaille-Bratform auf den Tisch knallt und auf englisch viel Spaß wünscht.
An all den Kreationen, die wie hingeschleudert wirken, hat Eyal Shani wochenlang herum getüftelt, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, sie sind allesamt anspruchsvoll zubereitet. Und sie schmecken durchwegs köstlich, wie etwa eine Teigflade mit dünnem Fleisch und Crème Fraiche, das auf der Karte unter dem simplen Namen »Kebab Schnitzel« angeboten wird.

Alles ziemlich locker, alles ziemlich gut. Das ist hier das Konzept. Eyal Shani nennt das »high-end cuisine with wild dining experience.« Und das trifft es auf den Punkt.

INFO

Seven North im Max Brown 7th District Hotel

Schottenfeldgasse 74, 1070 Wien 
Öffnungszeiten: SO bis DO 18–1 Uhr, Küche bis 22.30 Uhr | FR und SA 18–3 Uhr, Küche bis 23.30 Uhr
www.sevennorthrestaurant.com

Herbert Hacker
Herbert Hacker
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