Familie Kirchmayr beim Verkosten ihres Birnenschaumweins.

Familie Kirchmayr beim Verkosten ihres Birnenschaumweins.
© Uschi Wolf

Vielfältige Schaumweine: Über Sekt, Cider und Champagner

Die Auswahl an prickelnden Getränken ist groß und es lässt sich für jeden Liebhaber des perligen Weines die richtige Sorte finden.

Der bekannteste Vertreter ist der Champagner. Die Namen der berühmten Frauen wie Clicquot, Pommery und Perrier sowie der Mönch Dom Perignon sind vielen noch klangvoll in Erinnerung geblieben. Die Adeligen und Königshäuser sowie die elitären Kreise haben zum hohen Ansehen maßgeblich beigetragen. Durch die geschützte geografische Bezeichnung und den Herkunftsschutz wurde dem König der Schaumweine noch mehr Prestige zuteil.

Der hohe Bekanntheitsgrad des Champagners hat dazu beigetragen, dass andere Regionen komplett aus dem Fokus geraten sind und an internationaler Bedeutung eingebüßt haben. Die meisten Konkurrenten haben nur mehr einen regionalen Stellenwert, mussten sich preislich am unteren Ende ansiedeln, sind zur Massenware in Discountern verkommen und werden oftmals zu Billigpreisen verramscht.

Die traditionellste Art der Schaumweinherstellung

Pétillant Naturel ist eigentlich nichts Neues, denn in der Geschichte der Menschheit wurde er schon länger, als es der heutige Zeitgeist suggeriert und zu vermarkten versucht, produziert. Um es auf den Punkt zu bringen: Es ist eine neue alte Methode und keine neue ­Erfindung per se. Nehmen wir zum Beispiel die Region Limoux im Languedoc zur Hand. Dort wurde die Handhabung zum ersten Mal in der Geschichte 1531 urkundlich erwähnt und méthode ancestrale genannt.

Im Prinzip ist es jedoch das Gleiche, wie der von Naturweinliebhabern abgefeierte Pét Nat. Das Besondere an ihm: es findet ausschließlich eine einzige Spontanvergärung statt. Ein weiterer Unterschied ist, dass Pét Nats meist ungefiltert und trüb abgefüllt werden. Sie sind dem Wein ähnlicher als dem klassischem Schaumwein, weil sie auch oftmals die Traubensorte, die Textur, den Geschmack und die Aromen einer ­Region besser widerspiegeln.

Adam Ernst mit seinem Goldkehlchen Cider.
Foto beigestellt
Adam Ernst mit seinem Goldkehlchen Cider.

Perlender Genuss direkt vom Winzer

Der sogenannte Winzersekt hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen und auch qualitativ zugelegt. Mit der Einführung des Begriffes »Winzersekt« nach deutschem Vorbild wurde der Grundstein für seine heutige Beliebtheit gelegt und wird immer dann verwendet, wenn ein Schaumwein von einem Winzer oder in dessen Auftrag erzeugt wird. Besonders reinsortige, wie etwa der Grüner Veltliner, Gelber Muskateller oder der Riesling, erfreuen sich großer Popularität. Ein ­namentlich zu nennen­der Förderer der ­österreichischen Winzersekt­szene ist Willi Bründlmayer vom gleichnamigen Weingut im Kamptal. Auch der in der Südost­steiermark beheimatete Verein Eruption unter der ­Leitung von Stefan Krispel hat sich dem »Eruption«-Sekt verschrieben.

Cidre, Cider oder doch Apfel- oder Birnenschaumwein?

Auf dieselbe Art wie Pét Nat kann auch Cidre hergestellt werden. Eine Produzentin, die es versteht und das nötige Fingerspitzengefühl dafür besitzt, ist zum Beispiel Johanna Cecillon in der Bretagne. Dass Cidre auch langsam in Österreich ankommt, beweist, dass Falstaff für den Cidre Divona bereits 94 Punkte vergab.

Cidre bzw. Cider kann als ver­gorener Apfelsaft, der oft durch Karbonisierung oder Fermentation in geschlossenen Containern mit Kohlensäure angereichert wird, beschrieben werden. Eine heimische innovative Produktionsstätte für Cider ist die Firma Goldkehlchen unter der Leitung von Adam und Eva (kein Scherz). Sie haben sich in Australien während des Studiums kennengelernt und hatten die Gelegenheit, gemeinsam den einen oder anderen Cider zu zwitschern. Die Idee, bestmögliche Qualität der heimischen Äpfel in die Flasche zu bringen, wurde in die Tat umgesetzt. Mit ihrem selbstauferlegten Cider-Reinheitsgebot sind sie der Garant für höchste Qualitätsansprüche.

Obstschaumweine gewinnen in den letzten Jahren neben Obst- und Fruchtweinen immer mehr an Aufmerksamkeit. Deutschland, Skandinavien und die baltischen ­Länder nehmen hier eine Vorreiterrolle ein, wenn es darum geht, auch Alternativen zu verwenden. Einer der bekanntesten österreichischen Birnen­schaum­weinerzeuger ist das Weingut Kirchmayr aus dem Mostviertel. Der versektete Birnenmost von biologisch bewirtschafteten ­Streuobstwiesen eignet sich nicht nur als Aperitif, sondern kann auch kreativ mit Speisen kombiniert werden. Die feine ­Perlage entsteht durch die zweite Gärung. Der niedrige Alkoholgehalt trägt auch dazu bei, dass Obstschaumweine immer mehr an Popularität gewinnen.

Artikel aus Falstaff KARRIERE 03/2018, aus dem Magazin der Österreichischen Sommelierunion.

Leopold Kiem
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