Mike Köberls »Spoon«

Mike Köberls »Spoon«
© Falstaff/Degen

Wien: Oscar-Veteran Mike Köberl eröffnet »Spoon«

FOTOS: Der Wegbegleiter von Starkoch Wolfgang Puck hat in der Wiener Innenstadt ein bezauberndes kleines Restaurant aufgemacht.

Da steht einer jahrelang an der Seite von Wolfgang Puck im Rampenlicht Hollywoods und dann eröffnet er still und heimlich ein Restaurant in Wien. Keine Homepage, keine Facebookseite, keine Telefonnummer. (Nachtrag: diese Information ist überholt, siehe unten). Die Rede ist von Mike Köberl, der seinen weltberühmten Mentor jedes Jahr beim Governors Dinner im Rahmen der Oscar-Verleihung unterstützt hatte. Insgesamt arbeiteten die beiden zwölf Jahre zusammen. Wer im Moment in Köberls erstem eigenem Restaurant »Spoon« essen möchte, der braucht eine gewisse Hartnäckigkeit, denn angesichts fehlender Kontaktdaten ist eine Reservierung nur persönlich möglich. Oder man geht auf gut Glück in das helle und offene Lokal an der Ecke Fichtegasse/Seilerstätte in der Wiener City.

Trotz der kommunikativen Zurückhaltung in der momentanen Soft-Opening-Phase ist das »Spoon« schon erstaunlich gut besucht. Wenn jemand derartig großartige Menüs zu extrem gästefreundlichen Preisen anbietet, dann funktionieren die Buschtrommeln der Wiener Gourmet-Gemeinde offenbar sehr gut. Für drei Gänge verrechnet der weitgereiste Koch 29 Euro, für vier 39 Euro und für fünf sind es 49 Euro. Und dann serviert er noch Zwischengänge aufs Haus, wenn er »eine Idee hat«.

Köberl hat sein Restaurant so eingerichtet, dass er von seiner kleinen offenen Küche jeden Tisch sehen und mit seinen Gästen interagieren kann. Trotz seiner jahrzehntelangen Berufserfahrung am Buckel hat der gebürtige Kärntner ganz offensichtlich riesigen Spaß am Kochen und freut sich mit seinen Gästen, wenn seine Ideen ankommen. Seine Küche spiegelt seine internationalen Erfahrungen wider und ist von großer Vielfalt sowie gutem Gespür für hohe Produktqualität geprägt.

Überraschungsmenüs

Köberl beherrscht eine große Bandbreite von Gemüsegerichten wie Rübe mit Ochsenherzfilet mit eingelegtem Gemüse bis hin zu zartem Duroc Schweinebauch oder geduldig geschmorten Mangalitza-Backerln. Aus seiner Zeit in den USA stammt nicht nur die Vorliebe für Sous-Vide-Garen, sondern auch der Mut zu Kombinationen wie Omaha-Steak mit Mahi Mahi Fisch. Im »Spoon« gibt es keine Speisekarte, aber Köberl geht individuell auf die Vorlieben der Gäste ein und berücksichtigt Allergien und Intoleranzen nach persönlicher Absprache.

Da die Küche im Lokal zu klein für das volle Programm ist, kann der Küchenchef und Wirt in Personalunion auf eine benachbarte Vorbereitungsküche zurückgreifen. Nachschub wird derweil noch über die Gasse geholt, aber demnächst kommt zum Restaurant noch eine Tagesbar dazu, in der man bei einem Drink künftig auf einen freien Tisch warten kann. Dann gibt es auch einen geschützten Weg von der Vorbereitungsküche in das Lokal. Die »verborgene« Küche ist großzügig ausgestattet und soll künftig auch für Kochkurse für maximal acht Personen genützt werden.

Von Villach nach Hollywood

Nach der Lehre im Villacher »Brauhof« und ersten verdienten Sporen im »Tschebull« zog es Mike Köberl von den Bermudas über New York und Miami bis auf die Cayman Inseln. Im »Spago« in L.A. lernte er schließlich Wolfgang Puck kennen und schätzen. Es folgten Stationen in Frankreich, Shanghai, Peking und Singapur. Nach zwölf Jahren kehrte Mike Köberl wieder nach Österreich zurück, um hier im gefeierten »Korso« Meisterkoch Reinhard Gerer zur Hand zu gehen. Später arbeitete er am Aufbau und der Entwicklung des Wiener »Livingstone« mit und das Restaurant »Verde« im Rainers Hotel Vienna war eine weitere Episode in Köberls Leben.

Mit großem Enthusiasmus hat der umtriebige Koch nun den Sprung in die Selbständigkeit gewagt, Wien ist um ein sympathisches Restaurant reicher. Die Prophezeiung, dass es künftig nicht einfacher sein wird, einen Tisch zu ergattern, ist nicht sonderlich gewagt. See you »Spoon«.

Spoon
Seilerstätte 19, 1010 Wien
T: +43 (0)660 13 44 551
M: reservierung@spoonvienna.at
W: spoonvienna.at

Bernhard Degen
Autor
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