Restaurant der Woche: Rosi
Im Zürcher «Rosi» von Markus Stöckle erwartet die Gäste kontemporäre bayrische Küche auf höchstem Niveau.
Hilfe, der Bauch schmerzt – vor Lachen! Schuld daran ist das «Stamperl im Latex»: ein mit Mandelschnaps und Helium gefüllter rosa Luftballon. Ein Hauch Mandel und die Erinnerung an die leichten Kindertage, als wir dank Gas wie Comic-Figuren klangen. Danach noch Fruchtlederhosen und die Leckmuschel mit Peta-Zeta-Knalleffekt am Gaumen – Kinderparadies «Rosi»? Oh nein! Kein anderer Spitzenkoch in der Schweiz schafft es, so viel Denkarbeit, Kreativität und Eigenständigkeit derart leichtfüssig zu verpacken wie Markus Stöckle vom Zürcher «Rosi».
Sein Zehngänger «Wirtshaus Maximus» ist ein ebenso seriöser wie unterhaltsamer Spaziergang durch bayerische Geschichte, Kultur und Kulinarik. Der Start mit der Meringuewolke, gefüllt mit einem Gelee aus Äpfeln aus Grossmutters Garten und Stickstoff, ist eine Hommage an den bayerischen Satiriker Ludwig Thoma. Die Prinzregententorte ist vier- statt achtstöckig, herzhaft statt süss: Perigordtrüffel, Ei, milder Senf, Trüffelpüree mit Eichenessenz. Verspielt geht es in den Wald: Pilz und ein Laubfrosch aus Sulz, der mithilfe der UV-Lampe grell leuchtet.
«Alles natürlich», verspricht Stöckle. Mehr verrät er nicht. Doch: dass der Laubfrosch mehr als eine Spielerei ist. Pilzfond, Madeira, Portwein, Brand, Zwiebel, Steinpilz – eine Umami-Bombe der Extraklasse. Star des Abends ist aber das unscheinbarste aller Gerichte, ein Sellerieschnitzel. En papillote in rotem und weissem Portwein, Madeira, Marsala und Trüffelsaft gegart und mit einer Madeira-Emulsion überzogen. Dann in Reiskombu, Togarashi und Schnittlauch gewendet und auf dem Kochjus serviert – Himmel auf Erden! Dass das «Rosi» nicht längst mit mindestens einem Michelin-Stern dekoriert ist, ist absurd.
INFO
Rosi
Sihlfeldstrasse 89
8004 Zürich
T: +41 44 2916825
rosi.restaurant