Die Briten und der Weinhandel
Obwohl selbst nicht mit auch nur einigermaßen ernst zu nehmenden Lagen gesegnet, bestimmt England – den Seefahrern sei dank – seit inzwischen 800 Jahren den weltweiten Handel mit Weinen maßgeblich. Daran hat sich bis heute nur wenig geändert.
Am Anfang stand, wie so oft, eine schöne Frau. Im Jahr 1154 heiratete der englische König Henry II., dessen Sohn Richard später den bis heute weltbekannten Beinamen Löwenherz tragen sollte, Eleonore von Aquitanien. Sie brachte fast zwei Drittel von Frankreich, darunter auch alle südlichen Weinbaugebiete, mit in die Ehe – und damit die Liebe zum Wein auf die britische Insel. Schon bald darauf ergoss sich ein wahrer Strom von Wein vor allem aus der Gascogne über England. König Henry II. ließ direkt am Hafen von Southampton einen befestigten Keller errichten, den Castle Vault, in dem das Royal Wine Depot untergebracht wurde. Die massive Kellerhalle aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts besteht noch heute, von hier wurden die königlichen Weine einst über das ganze Land verteilt, je nachdem, wo der Herrscher zu weilen pflegte.
In den folgenden Jahrhunderten entwickelten sich neben der Kapitale London vor allem die Hafenstädte wie etwa Bristol zu Handelsplätzen für Weine aus der ganzen Welt. Der heute noch bekannte Chronist Samuel Pepys (1633–1703) notierte anlässlich eines Besuchs in Bristol, dass Sherry »der besondere Wein der Stadt ist und Bristol Milk genannt wird«. Die sich entwickelnden Händler-Dynastien verteilten nicht nur die Ware an ihre Kundschaft, sie kellerten die in Barrique-Fässern gekauften Weine auch ein, bauten sie entsprechend dem aktuellen Geschmack ihrer Klientel aus und garantierten so für beste Qualität. Händler wie Harveys, Averys oder Berry Bros. & Rudd gelten seit damals als Gütesiegel im nicht nur britischen Weinhandel.