Manfred Kröswang leitet den Lebensmittelgroßhändler »Kröswang«.

Manfred Kröswang leitet den Lebensmittelgroßhändler »Kröswang«.
© Barbara Ziegelböck

Manfred Kröswang über den Einkauf 4.0

Der Großhändler »Kröswang« hat rund 1000 Artikel nicht auf Lager, die Lieferung findet ausschließlich auftrags­bezogen statt. Geschäftsführer Manfred Kröswang spricht im KARRIERE Interview über dieses System.

Ein Ablauf, der es in sich hat: Täglich um 12 Uhr gibt das oberösterreichische Unternehmen »Kröswang« die gesammelten Kundenbestellungen an seine Frischeproduzenten weiter. Dieses System birgt aber auch Herausforderungen.

KARRIERE: Wenn zusehends mehr über Webshops bestellt wird, welche Zukunft haben dann noch Markthallen und C+C-Märkte?
Kröswang: Es ist nicht überraschend, dass der Trend in Richtung Zustellung geht. Immer weniger Gastronomen wollen ihre wenige frei verfügbare Zeit in den Gängen eines C+C-Marktes verbringen. Dazu kommt der wichtigste Qualitätsaspekt, der für Zustellung spricht: Die vorgeschriebenen Temperaturen für sensible Produkte wie z. B. Fisch sind bei Selbstabholung in einem C+C-Markt vor allem im Sommer kaum zu erreichen, wenn es draußen 30 °C hat. C+C-Märkte werden nicht verschwinden, aber weiterhin an Frequenz verlieren. Wir sehen das Thema Online-Bestellungen sehr positiv: Über das Internet können wir unser Kundenservice verbessern. Unsere Kunden können jeden Tag rund um die Uhr bestellen. Zusätzlich können wir im Web-shop detaillierte Produktinformationen geben, seien es Allergene, Nährwerte, Zusatzstoffe oder Zubereitungshinweise.

Welche Herausforderungen sehen Sie in den kommenden Jahren?
Die größte Herausforderung sehe ich bei der Suche nach neuen Mitarbeitern. Damit verbunden ist die Herausforderung, trotz unseres Wachstums die hohe Qualität in Kundenbetreuung und Lieferzuverlässigkeit zu halten oder sogar zu verbessern. Viele Firmen verlieren beim Wachstum die Nähe zu den Kunden – ich achte persönlich ­darauf, dass das bei uns nicht passiert und wir den persönlichen Kontakt zu unseren Kunden beibehalten.

Wie wird sich das Verhältnis zwischen ­Convenience-Food und Frischeprodukten entwickeln?
Es entwickeln sich beide Bereiche sehr gut. Denn einerseits wollen viele Kunden mit möglichst frischen Lebensmitteln arbeiten – und da haben wir mit unserer 24-Stunden-Frische das perfekte Angebot bei Fleisch, Geflügel, Fisch sowie Salat und Gemüse. ­Parallel dazu steigt aber auch die Nach­frage nach hochwertigen Convenience-Artikeln wie z. B. nach unseren Sonntag-Schnitzeln und Cordons bleus. Hier geht’s dem Kunden vor allem darum, perfekte Qualität zu ­erhalten, wenn seine Ressourcen den Einsatz von Convenience-Artikeln erfordern. Man muss die Bereiche Frische und Convenience aber nicht als Gegenpole sehen. Denn auch bei frischen Lebensmitteln geht der Trend dahin, Verarbeitungsschritte auszulagern und damit den Convenience-Grad zu erhöhen. Wir sprechen hier von der verlängerten Werkbank. Das betrifft z. B. küchenfertig geschnittenen und gewaschenen Salat statt Steigware, Fischfilets statt ganzer Fische etc. Diese angesprochenen Produkte kommen innerhalb von 24 Stunden direkt vom Produzenten und weisen trotzdem einen hohen Convenience-Grad auf. Das Verhältnis zwischen Convenience und Frisch ist kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch.

Interview »Drei Fragen an...« aus Falstaff KARRIERE 02/2017.

Franziskus von Kerssenbrock
Mehr entdecken
Mehr zum Thema