Marco Akuzun verteidigte mehrfach den Stern des Stuttgarter Flughafen-Restaurants »Top Air«

Marco Akuzun verteidigte mehrfach den Stern des Stuttgarter Flughafen-Restaurants »Top Air«
© Wöllhaf-Gruppe

Weltweit einziges Flughafenrestaurant mit Stern: Das »Top Air« schließt

Die Stuttgarter Wöllhaf-Gruppe stellt sich in der Corona-Krise neu auf. Von den Schließungen betroffen ist auch das Sternerestaurant »Top Air« mit Koch Marco Akuzun.

Mit der Aufgabe des »Top Air« am Flughafen Stuttgart endet eine jahrzehntelange Erfolgsgeschichte. 1992 hatte Martin Öxle erstmals den Michelin-Stern für das Restaurant geholt – als weltweit einziges in einem Flughafen –, der von seinen späteren Nachfolgern Claudio Urru und eben Marco Akuzun immer wieder bestätigt wurde. Akuzun ist seit zehn Jahren im »Top Air«, seit 2013 als Küchenchef und zugleich Geschäftsführer. »Ich bin dankbar, dass ich hier so viel erreichen durfte und das Maximale rausholen konnte«, sagt der 39-Jährige, der im »Top Air« sogar geheiratet hat. Seine Frau Nadine, die im Restaurant den Service leitete, ist weiterhin im Unternehmen angestellt. Akzuns Vertrag laufe noch bis Ende März.

Das »Top Air« gehört zur Wöllhaf-Gruppe, die sich im Flughafen Stuttgart – nicht zuletzt wegen der Corona-Krise – komplett von der Ebene 4 im Terminal 1 zurückzieht. Das betrifft neben dem »Top Air« das Restaurant »Red Baron«, eine Fastfood-Ketten-Filiale sowie das »Wöllhaf Konferenz- und Bankett-Center«. Aber: »Wir wollen an unserem Stammsitz auch in Zukunft aktiv mit unseren Angeboten präsent sein. Das veränderte Passagieraufkommen auf Ebene 4 des Terminal 1 hatte schon in den vergangenen Jahren zu einem Rückgang der Umsätze unserer dortigen Einheiten geführt«, sagt die Geschäftsführerin Chiara Wöllhaf. Sie folgte im Oktober 2020 ihrem Vater und Firmengründer Claus Wöllhaf, der sich aus dem operativen Geschäft der Gruppe zurückgezogen hat.

Fast alle Arbeitsplätze bleiben erhalten

Von den 36 Arbeitsplätzen können 33 gehalten werden, heißt es, und zwar am Standort Stuttgart selbst. Denn die Wöllhaf-Gruppe ist auch in den Flughäfen Frankfurt, Köln-Bonn und Berlin präsent. Am kürzlich eröffneten Berliner Flughafen BER sollen die Aktivitäten mit Retailgeschäften und Restaurants sogar ausgebaut werden. Aber auch in Stuttgart ist man mit mehreren Bars sowie der Lizenzmarke »Bistro-Café Leysieffer« weiterhin am Markt. »Die Eigentümerfamilie steht zum Unternehmen und sichert mit einer Bürgschaft die notwendige Überbrückung, nachdem es für ein Unternehmen unserer Größe schwierig war, staatliche Hilfen im Herbst 2020 zu erhalten«, sagt der Geschäftsführer Jörg Rösemeier, der auch nicht mit Kritik hinterm Berg hält. »Wir als mittelständisches Unternehmen mit mehreren hundert Beschäftigten und einem Umsatz mit mehr als 30 Millionen Euro im Jahr sind massiv enttäuscht, dass es der Politik – entgegen der Erklärungen an die Presse und in TV-Sendungen – nicht gelungen ist, für uns passende Hilfsangebote rechtssicher auf den Weg zu bringen.«

»Top Air«-Chef Marco Akuzun sei von den Maßnahmen der Wöllhaf-Gruppe relativ kalt erwischt worden. Aber man habe immer ein gutes Verhältnis gehabt. »Ich schaue jetzt nach vorn«, sagte Akuzun, wenngleich er erst einmal viele Fragen von Stammgästen beantworten müsse, die er mit seinem äußerst akribischen und aromenstarken Küchenstil, der auch zu immer höheren Bewertungen führte, gewonnen hat. Er habe im laufenden Jahr zwar ein attraktives Angebot aus Hongkong bekommen, wolle aber wenn möglich in der D-A-CH-Region bleiben, zumal seine 16-jährige Tochter am Bodensee lebt. »Es geht gar nicht so sehr darum, wieder einen Stern zu erkochen«, sagt Akuzun. »Es muss nur ein gutes Konzept sein, das auch ein gewisses Maß an Work-Life-Balance zulässt.«   

Matthias Ring
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