Natalie Fischer-Nagel am drei Kilometer langen Naturstrand des »Weissenhaus«.

Natalie Fischer-Nagel am drei Kilometer langen Naturstrand des »Weissenhaus«.
© Weissenhaus Grand Village Resort & Spa am Meer

»Wir möchten als Private Nature Luxury Resort an die Spitze der europäischen Ferienhotellerie«

Natalie Fischer-Nagel, Gastgeberin auf »Weissenhaus«, über »Luxus, den man nicht anfassen kann« auf 75 Hektar, ihre Erlebnisse beim Ausrichten des G7-Gipfels und das wie bei »Freunden auf dem Land«-Gefühl.

Auf über 75 Hektar mit einem drei Kilometer langen Naturstrand an der Ostsee gelegen befinden sich die Villen, Suiten und Zimmer des »Weissenhaus«. Dieses Setting ist in Deutschland einmalig und so ist es auch kein Wunder, dass dort der letzte G7 Gipfel stattgefunden hat. Natalie Fischer-Nagel leitet das Hotel mit einer unglaublichen Leidenschaft. Im Rahmen der »Starke Frauen«-Interviewserie plaudert sie aus dem Nähkästchen

Falstaff: Das »Weissenhaus Grand Village Resort & Spa am Meer« gehört zu den besten Hotels in Deutschland und war auch Schauplatz der Weltpolitik. Was waren Ihre »Learnings« aus der Organisation des G7-Gipfels?

Fischer-Nagel: Die Verantwortung, das G7 Außenministertreffen unter deutschem Vorsitz, wenige Monate nach Kriegsausbruch zu gestalten, war enorm. Daher hatten wir alle großen Respekt vor der Planung aber auch viel Vorfreude auf dieses Ereignis.

Letztlich war das Learning, die Festigung der Erkenntnis die ich seit langem habe. Je idealer man vorbereitet ist, je mehr Szenarien man durchdacht und trainiert hat, je verbindlicher und strukturierter die Kommunikation gesteuert wird, desto erfolgreicher kann das Ergebnis sein. Wir haben Hand in Hand mit einem herausragenden Organisationsteam der Bundesregierung wirken dürfen und ich kann sagen: es waren sehr effektive Tage, für uns als Team ein unvergessliches Ereignis und wir fühlen uns heute noch geehrt, dass uns dieses Vertrauen geschenkt wurde.

Der Gipfel präsentiert sich ebenso männerdominiert, wie ja auch oft die Branche. Wo lagen die größten Herausforderungen in der Umsetzung des Events?

Tatsächlich empfand ich das Ministertreffen extrem ausgewogen und mit dem Vorsitz von Ministerin Annalena Baerbock auch für uns als Gastgeber sehr angenehm und auf Augenhöhe gestaltet. Wir haben rückblickend keine unlösbaren oder besonders überwältigenden Herausforderungen verspürt, sondern wussten sehr früh sehr genau, was auf uns zukommt. So konnten wir uns gut darauf einstellen.

Natürlich ist es ein Unterschied, wenn Straßen gesperrt sind, wir planen müssen wann und wie unsere Mitarbeiter zu Ihrem Arbeitsplatz kommen und man täglich die Sicherheitslage neu bewertet. Wir waren hier im Vorteil, da wir ursprünglich bereits in der Planung des G7 Hauptgipfels involviert waren, der dann aufgrund von regionalen Hindernissen nicht auf Weissenhaus realisiert werden konnte. Daraufhin sind wir auf das Außenministertreffen umgeschwenkt und waren ideal vorbereitet.

Ich bin sehr dafür, dass wir als Gesellschaft wahrnehmen, wie wichtig es ist für jede Aufgabe - egal wie klein oder groß sie sein mag - den oder die am besten qualifizierte Person einzusetzen. Dieses Streben nach Exzellenz ist uns besonders wichtig und nach diesem Kriterium stellen wir auch unsere Mitarbeiter ein. Wir haben auf Weissenhaus mit 60 Prozent weiblichen Kolleginnen eine hervorragende Ausgewogenheit und fühlen uns immer dem besten Kandidaten verpflichtet.

Sie leiten das Hotel mit einer unglaublichen Leidenschaft und werden auch oft als Visionärin bezeichnet. Welche Ziele streben Sie aktuell an?

Ich bin mit meinem Mann Frank Nagel in der sehr glücklichen Lage, dass wir in unserer bisherigen Karriere nur Projekte gestalten durften, die uns durchweg begeistert haben. Sie haben uns stets großen Gestaltungsfreiraum geschenkt und wir sehen diese Projekte als Lebensaufgabe. So ist das auch bei Weissenhaus und wir starten nun in unser achtes Jahr. Wir sind wirklich mit jeder Faser dabei und nur so kann es auch gelingen. Dabei ist der Austausch, den wir gemeinsam mit unserem Gesellschafter und Founder von Weissenhaus Jan-Henric Buettner haben, besonders wertvoll und unverzichtbar.

Unsere Ziele sind ganz klar: wir möchten als Private Nature Luxury Resort mit unserer Qualität an die Spitze der europäischen Ferienhotellerie vordringen. Für dieses Ziel investieren wir unaufhörlich und entwickeln Weissenhaus auf allen Ebenen weiter. Wir errichten neue Villen, neue Spa-Erlebniszonen und ein neues ganz intimes Restaurant-Konzept, in dem mein Mann einmal in der Woche für unsere Gäste kochen wird und wir somit noch mehr Austausch haben. Die Pläne sind endlos und reichen eigentlich nicht für eine Lebenszeit.

»Luxus, den Sie weder anfassen noch kaufen können«, lautet die Devise. Was ist darunter zu verstehen?

Der Luxus, den wir bieten, manifestiert sich in den allermeisten Fällen im Gefühl der Gäste. Wirklich innere Ruhe und Frieden zu spüren, sobald unser schmiedeeisernes Tor sich öffnet, ist ein ganz großes Versprechen. Der Luxus ist spürbar, wenn Sie aus der Bootshaus-Lounge mit direktem Meerblick kommen, barfuß durch die Parkanlage gehen, die Linden sich sanft wiegen und Sie das Gefühl haben, alleine auf der Welt zu sein. Diese Exklusivität und die bewusste Begrenzung unserer Kapazitäten zugunsten der maximalen Aufmerksamkeit für unsere Resort-Gäste, ist eines der Merkmale die das luxuriöse Erleben beschreiben. Dazu kommt dann selbstverständlich ein zwei Michelin Sterne Restaurant mit Blick auf den Horizont, ein mehrfach preisgekrönter SPA und viele weitere Highlights.

Alleine das Setting ist beeindruckend: Das Resort besteht aus einem historischen Schloss mit Dorfkern, einem Zwei-Sterne Restaurant, einer Schlosstherme, über 70 Hektar Land und dem Highlight, einem drei Kilometer langen Naturstrand. Was ist heutzutage erforderlich, um diese Standards zu halten, beziehungsweise weiter auszubauen?

Es benötigt in erster Linie einen Gesellschafter, der über den unternehmerischen Mut und die dazugehörigen Mittel verfügt, in einer Region, die nicht für Qualitätstourismus bekannt ist, etwas ganz Außergewöhnliches schaffen zu wollen. Das ist unverzichtbar und dafür gebührt ihm unser aller Dank. Erst danach kommen leidenschaftliche Gestalter wie wir dazu und kreieren diese Vision, bauen eine Marke auf und schaffen Begehrlichkeiten, die dann dazu führen, dass so ein Ensemble auch ökonomisch tragfähig ist. Letzteres ist die Kunst.

Ist es eigentlich notwendig, eine aus mehreren historischen Gebäuden bestehende Unterkunft in die Zukunft zu transferieren, oder spielt bei ihren Gästen der Charme des Ensembles die wesentlichere Rolle?

Es ist zwingend notwendig, den Charme des Ensembles mit zeitgemäßem Komfort zu verbinden und auch wahrzunehmen, dass wir an 365 Tagen - quer durch alle Jahreszeiten - ein sehr individuelles Erlebnis bieten. Daher ist unser Ursprung natürlich die Historie, deren Charme und deren Authentizität nie angetastet werden darf, wohl aber achtsam ergänzt werden muss. Das beginnt bei Klima-Anlagen, eigenen Sauna-Iglus in den Gärten der Gäste und ein sensibler Eingriff in die Natur um den logistischen Anforderungen, zur Erfüllung unserer Gästewünsche auch nachkommen zu können.

Wie schaffen Sie eine Atmosphäre, in der man sich nicht als Gast in der Fremde, sondern wie bei Freunden auf dem Land fühlt?

Wenn das gelingt, ist das höchste unserer Ziele erreicht und das ist nicht selbstverständlich. Wir versuchen uns bestens auf die Gäste vorzubereiten und zu wissen, wo sie gerade stehen. Es ist eine andere Form der Betreuung nötig, wenn ich weiß, dass jemand gerade einen Erbschaftsstreit verloren hat, schwer erkrankt ist oder wir sonstige Informationen erhalten, die dazu beitragen unseren Service so persönlich zu gestalten. Wir möchten, dass die Gäste bei uns ohne jeden Repräsentationsdruck ihren Alltag hinter sich lassen und sich nur auf sich selbst und die Natur konzentriert. Daher schaffen wir eine sehr nonformale Atmosphäre und ermutigen unsere Gäste wirklich in die Erholung zu gehen. Wir sehen immer das es wirkt, wenn nach zwei Tagen die Damen kein Make-up mehr tragen und nur noch im Bademantel in der Parkanlage unterwegs sind. Das ist unser schönstes Kompliment, denn Weissenhaus ist nicht nur ein Grandhotel, sondern auch ein Rückzugs- und Erholungsort. Hierbei ist unser Resort-Guest-Only Konzept sicherlich auch enorm wichtig.

Wo wird Ihre persönliche Handschrift am deutlichsten sichtbar?

Ich höre gelegentlich, dass es bei der Haltung und dem Ausdruck der Mitarbeiter am deutlichsten hervortritt. Ich möchte unseren Kolleg:innen vor Ort Angebote machen, wie ich mir mit meinem Mann eine besonders gastfreundliche und zugewandte Betreuung vorstelle und ich versuche so häufig es möglich ist, das auch genau so vorzuleben.

Meine geheime Leidenschaft ist allerdings die stimmungsvolle Ausgestaltung mit herrlichen Blumenarrangements und detailverliebten Akzenten, die das Auge und die Seele erfreuen und natürlich ist die Schlosstherme mein persönliches Herzstück. Am Ende darf der Gast abreisen und kann oft gar nicht exakt benennen, warum es ihm so gut gefallen hat. Es ist einfach eine Symphonie aus unterschiedlichen Wohlklängen.

Apropos Land: Das Anwesen ist mit 75 Hektar sehr groß. Welche Aktivitäten bieten Sie hier für die Gäste an?

Die Gäste sind in der Regel bei uns um ihren eigenen Rhythmus zu finden, die Anlage zu genießen, lange Strand- und Waldspaziergänge zu machen und ausgiebig die Schlosstherme zu erkunden. Dennoch ist jeden Tag ein moderierter Moment geplant. Entweder besucht uns unser Falkner mit seinen Bussarden, Eulen und Falken oder wir führen unsere Gäste in die Kunst des Brotbackens ein. Auch unser Eiskurs und vor allem der Kurs rund um die Geheimnisse des Fermentierens ist sehr beliebt. Jeden Samstag mache ich mit unseren Gästen eine Tour durch das Resort und erzähle ihnen von diesem einmaligen Ort, das ist mein Highlight der Woche. Dazu können Sie noch Wassersport genießen, Ausritte am Strand planen und einen Boots- oder Helikopterausflug buchen. Die Möglichkeiten sind wirklich endlos, da die Region so viel zu bieten hat.

Julia Emma Weninger
Julia Emma Weninger
Chefredakteurin Online
Mehr zum Thema