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Zur Geschichte des Kochens und seiner Bücher

Seit wann kocht der Mensch und wie kocht er? Wir werfen einen Blick in die Vergangenheit.

Essen ist für uns Menschen überlebensnotwendig, Kochen, der vielleicht entscheidende Evolutionsschub auf dem Weg zum heutigen Menschen. Während unsere Vorfahren das Kochen als Mittel zum Zweck entdeckten, ist das Zubereiten von Speisen heutzutage das komplexe und mitunter kreative Zusammenspiel von Geschmäckern, Temperaturen und Konsistenzen. Aber wie entwickelten sich eigentlich die Küchen unserer Welt und was fand früher seinen Weg in die Mägen der Menschen?

Die Kochkunst unserer Vorfahren

In der Wissenschaft besteht weitestgehend Konsens darüber, dass der Mensch seit rund 1,8 Millionen Jahren die Hitze des Feuers nutzt, um seine Speisen zu Garen. Die dadurch leichter zu kauenden und schneller verdaubaren Speisen führten nachweislich zu einem Evolutionsschub und ebneten den Weg der Gattung Homo sapiens.

Achim Werner, Archäologe und Autor, erforschte die Esseigenschaften unserer Vorfahren und veröffentlichte zahlreiche rekonstruierte Gerichte, die sie zubereitet haben könnten. Darunter befindet sich auch das wissenschaftlich fundierte Buch »Kochen und Backen mit Ötzi« aus dem 35 Gerichte der Steinzeit hervorgehen, die darlegen, dass unsere Vorfahren durchaus schon vor tausenden von Jahren begonnen haben, mit Hilfe unterschiedlicher Zutaten Gerichte zu kochen. Ein Beispiel: Brennnessel-Gemüse mit Gerste und Berberitze. Die untersuchten Mageninhalte der berühmten Eisleiche »Ötzi« ergaben zudem, dass dessen letzte Mahlzeit aus geräuchertem Alpensteinbock und dem Urgetreide Einkorn bestand.

Die ersten Kochbücher

Die Vielfalt der existierenden Kochbücher ist scheinbar grenzenlos, der Ideenreichtum nahezu unerschöpflich. Wann Menschen damit begonnen haben, Rezepte systematisch festzuhalten lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, die erste erhaltene Rezeptsammlung fand sich jedoch im alten Rom und trägt den Namen »De re coquinaria libri decem«, was auf Deutsch mit »Über die Kochkunst« bzw. »Die Kochkunst in 10 Bändern« übersetzt wurde. Wissenschaftlern zufolge entstand das Werk im Zeitraum zwischen dem ersten Jahrhundert vor und dem dritten bzw. vierten Jahrhundert nach Christus und wurde so von vielen verschiedenen Autoren weiterentwickelt. 

Das Buch gibt Einblicke in die zum Teil extravagante Kochkunst des römischen Kaiserreichs und beinhaltet beispielsweise Rezepte für Hackbällchen aus Seetieren wie Tintenfisch, Hummer und Langusten. Die in dem Band niedergeschriebenen Rezepte sind jedoch keinesfalls repräsentativ, da die verwendeten Zutaten nur für einen äußerst geringen Teil der damaligen Bevölkerung erschwinglich gewesen sein dürften.

Das »buoch von guoter spise«, auch »Würzburger Kochbuch« genannt, gilt hingegen als das erste Kochbuch in deutscher Sprache, welches um das Jahr 1350 niedergeschrieben wurde. Dabei handelt es sich um ein 101 Rezepte umfassendes Kochbuch samt Anleitungen, zu denen auch durchaus vertraut klingende Rezepte gehören – zum Beispiel eine Urform von Apfelpfannkuchen oder Pasteten. Laut Experten würde ein Großteil der Rezepte für unsere heutigen Gaumen jedoch eher einen Härtetest darstellen. Neben gängigen Speisen der damaligen Zeit findet auch Humor Platz im »buoch von guoter spise«, denn dieses ist tatsächlich mit zwei Scherzrezepten ausgestattet, in denen laut Anleitung Mückenfüße sowie Finkenzungen verarbeitet werden sollen. 

Simon Pillat
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