Siegfried Götzinger, Geschäftsführer von onlyfy by XING Österreich © New Work SE

Siegfried Götzinger, Geschäftsführer von onlyfy by XING Österreich

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Blue-Collar-Jobs weiterhin stark nachgefragt: Dringender Bedarf an Arbeitskräften in Industrie, Handel und Dienstleistung

In Industrie, Handel, Dienstleistung und verwandten Sektoren sind Arbeitskräfte für sogenannte Blue-Collar-Jobs, die vorwiegend körperliche Arbeit erfordern, weiterhin stark gefragt. Diese Notwendigkeit wird nicht nur durch Stellenausschreibungen deutlich, sondern auch durch die Ergebnisse einer aktuellen Studie in Deutschland, die von forsa im Auftrag von onlyfy by XING durchgeführt wurde.

von Alexandra Gorsche
26. September 2023

Die alte Definition eines »Blue-Collar-Job« (wörtlich: blauer Kragen) war ein Stereotyp, das auf Arbeitsplätze verwies, die vorrangig oder ausschließlich körperliche Arbeit erforderten. Dieser Begriff leitete sich von den »Blaumännern« ab, die in Fabriken traditionell blaue Overalls trugen. Diese Definition stand im Gegensatz zu den sogenannten »White-Collar-Jobs« (wörtlich: weiße Kragen), bei denen die Mitarbeiter:innen Büroangestellte waren und typischerweise weiße Hemdkragen trugen. Im Grunde sind die Blue-Collar-Jobs schlichtweg die Jobs des außerakademischen Arbeitsmarktes. Wobei viele, die diese Definition nutzen, alle kaufmännischen Angestellten (ohne Studium) ausnehmen und zu den »White-Collar-Jobs« zählen. Dies ist auch im Folgenden unsere Definition.

Wieviele Arbeitskräfte machen die Blue-Collar-Workforce aus?

Es ist wenig überraschend, dass der größere Teil unserer Arbeitskraft in Blue-Collar-Berufen zu finden ist. Im Vergleich dazu umfasst der White-Collar-Bereich, der im Wesentlichen Akademiker:innen und Büroangestellte im bürokratischen Umfeld umfasst, nur etwa 25 % des Arbeitsmarktes. Besonders problematisch ist, dass in diesem Bereich der Fachkräftemangel für Unternehmen besonders schmerzhaft spürbar ist, was den Druck zur Besetzung von Stellen weiter erhöht.

Österreich

In Österreich belief sich die Zahl der Erwerbstätigen im Jahresdurchschnitt 2021 laut Mikrozensus auf insgesamt 4.306.000 Personen, wovon 2.288.800 Männer und 2.017.300 Frauen waren. Bis zum Stichtag am 31. Oktober 2019 haben insgesamt etwa 1.097.100 Personen einen Hochschulabschluss oder einen Abschluss von Akademien erworben. Dies entspricht einem Anteil von 25 Prozent an der österreichischen Erwerbsbevölkerung.

Deutschland

In Deutschland waren im Januar 2022 rund 45,19 Millionen Erwerbstätige mit Wohnsitz in Deutschland registriert, nach saisonalen und kalenderbereinigten Angaben (Inländerkonzept). Erstmals erreichte die Zahl der Erwerbstätigen im Februar 2019 die Marke von 45,0 Millionen. Von den insgesamt 9,8 Millionen Erwerbstätigen im Jahr 2019 verfügten nach den neuesten Angaben des Statistischen Bundesamtes über einen akademischen Abschluss. Dies bedeutet, dass mehr als jeder fünfte Erwerbstätige in Deutschland an einer Universität, Fachhochschule oder Berufsakademie studiert hat. Dies entspricht einem Anteil von 23 Prozent an der deutschen Arbeitskraft.

Schweiz

In der Schweiz waren im dritten Quartal 2021 insgesamt 5,110 Millionen Personen erwerbstätig. Im Jahr 2020 lag die Akademikerquote bei den schweizerischen Erwerbstätigen bei 30,1 Prozent, was deutlich höher ist als in Deutschland. Interessanterweise betrug die Akademikerquote in der Schweiz im Jahr 2010 noch 20,5 Prozent.

Das sind die Ergebnisse

In der besagten Studie gaben 93 Prozent der Unternehmen an, Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen zu haben. Die Gründe hierfür sind vielfältig und umfassen allgemeinen Arbeitskräftemangel (83 Prozent), unzureichende fachliche Qualifikationen (62 Prozent) sowie hohe Gehaltsansprüche der Kandidat:innen (55 Prozent). Dies führt dazu, dass es für fast die Hälfte der Unternehmen (44 Prozent) drei bis sechs Monate dauert, eine Position neu zu besetzen.

Besonders herausfordernd gestaltet sich die Suche nach Fachkräften im Dienstleistungssektor (95 Prozent) und in der Industrie (94 Prozent), während der Handel mit 88 Prozent nur leicht besser abschneidet. Gleichzeitig zeigt sich, dass fast vier von zehn Arbeitnehmer:innen (37 Prozent) bereit sind, den Arbeitsplatz zu wechseln.

Siegfried Götzinger, Geschäftsführer von onlyfy by XING Österreich, betont: »Auch in Österreich ist der Wettbewerb um Arbeitskräfte, die keine klassische Büroarbeit ausüben, intensiver denn je. Es herrscht ein spürbarer Mangel an Arbeitskräften, der unabhängig von wirtschaftlichen Schwankungen besteht. Unternehmen im Handwerk, in der Hotellerie und im Einzelhandel müssen einen radikalen Wandel im Recruiting vollziehen und verstärkt auf die Bedürfnisse der Jobsuchenden eingehen, um langfristig erfolgreich zu sein.«

In der aktuellen Diskussion über den Fachkräftemangel liegt der Fokus oft auf Wissensarbeiter:innen, den sogenannten White-Collar-Workern. Götzinger fügt hinzu: »Es ist dringend erforderlich, einen schnellen Wandel herbeizuführen und den Fokus auf den Arbeitsmarkt in Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistung sowie auf die Bedürfnisse der Beschäftigten in diesen Branchen zu richten.«

Während einige Unternehmen im Handwerk, der Hotellerie und im Einzelhandel die Bedürfnisse der Jobsuchenden und Mitarbeiter:innen ernst nehmen, sind andere noch immer in veralteten Strukturen gefangen. Arbeitsmarktexperten sind sich einig: Unternehmen müssen sich auf eine zukunftsorientierte Aufstellung für Arbeitskräfte im Blue-Collar-Bereich konzentrieren. Diese Gruppe von Arbeitnehmer:innen bildet einen erheblichen Anteil am Arbeitsmarkt.

Über die Studie

Die Studie von forsa umfasste Befragungen von ausgewählten Blue- und White-Collar-Arbeitnehmer:innen ab 18 Jahren in Deutschland. Insgesamt nahmen 1.736 Personen teil, darunter 1.006 Blue-Collar- und 730 White-Collar-Arbeitnehmer:innen. Die Umfrage war repräsentativ für die Zielgruppe. Parallel dazu führte forsa im Auftrag von onlyfy by XING eine Studie durch, bei der 200 HR-Entscheider:innen in Unternehmen mit mindestens 20 Mitarbeiter:innen in Deutschland befragt wurden, die Personal für den Blue-Collar-Bereich suchten (Branchen: Bergbau, Herstellung von Waren, Energieversorgung, Wasserver- und Abfallentsorgung, Bau, Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie sowie Gesundheits- und Sozialwesen). Von den 200 Befragten rekrutierten 162 hauptsächlich im Blue-Collar-Bereich, während 38 Personen sowohl Blue- als auch White-Collar-Beschäftigte suchten.

Über onlyfy by XING

Mit der Talent Acquisition Platform onlyfy one bietet onlyfy smarte digitale Lösungen, die Active Sourcing, Passive Sourcing und effizientes Bewerbungsmanagement unter einem Dach vereinen – für eine einzigartige Candidate-Experience. Als Teil der New Work SE ermöglicht onlyfy den Zugriff auf über 21 Millionen Talente im deutschsprachigen Raum sowie effiziente Lösungen für Employer Branding, Active Sourcing und Passive Sourcing. Onlyfy entstand im Sommer 2022 aus der Fusion von XING E-Recruiting und Prescreen.

Über die New Work SE

Die New Work SE engagiert sich für eine bessere Arbeitswelt und strebt an, der wichtigste Recruiting-Partner im deutschsprachigen Raum zu sein. Das Unternehmen bringt Kandidat:innen und Unternehmen zusammen, um Berufstätigen ein erfüllteres Arbeitsleben zu ermöglichen und Unternehmen durch die richtigen Talente erfolgreicher zu machen. Das Unternehmen ist seit 2006 börsennotiert, hat seinen Hauptsitz in Hamburg und beschäftigt insgesamt rund 1.900 Mitarbeiter:innen an Standorten von Berlin über Wien bis Porto.

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