Bachls Restaurant der Woche: Mraz und Sohn
Gleichermaßen ausgefallen und ausgezeichnet: Die legendäre Küche des »Mraz und Sohn« in Wien.
Als das Lokal 1990 in Wien-Brigittenau aufsperrte, stand »Mraz und Sohn« für Vater Karl-Heinz und Sohn Markus. Spitzengastronomie war in Österreich noch immer Neuland, dennoch wollte man genau dort mitmischen. Nach Durststrecken gelang die Übung. Schon 1995 erblickte Christoph Wagner im Lokal visionär »das Steirereck von morgen«. Selbiges gibt’s immer noch, den Mraz auch. Heute müsste es eigentlich richtig heißen »Mraz und Söhne«, denn Chef Markus Mraz arbeitet mit seinem Sohn Manuel. Zweitsohn Lukas mischt aber auch gelegentlich mit und ist selbst schon eine kleine Berühmtheit als Ex-Koch der legendären Berliner »Cordobar«. Unumstritten war das »Mraz« selten, die Familie tobte sich immer wieder derart kreativ aus, dass mancher von »Zinnober« schrieb. Doch eines stand nie zur Diskussion: dass ebendort ganz ausgezeichnet gekocht wird.
Auch die Zeiten mehrzeiliger skurriler Speisenbezeichnungen sind nun passé. In der neuen Speisekarte »steht nicht viel drinnen«, sagt Manuel Mraz zur Begrüßung. Man wählt einfach vier, sechs oder zehn Gänge, mehr steht nicht zur Entscheidung an. Und dann wird auf den im Stil eines OP weiß bespannten und hell beleuchteten Tischen eines der besten Essen der Nation »aufgelegt«. Dünn geschnittener Kalbsrücken kommt belegt mit hauchdünnem Topinambur, darunter ein Mix aus Austern und knusprigem Topinambur – hochelegant und spannend zugleich. Vongole, Kürbisstreifen und Mimolette ergeben eine ebenso sinnliche Kombi wie butterzart konfiertes Reh mit Kohlsprossen und Walnuss. Legendär: der Käsewagen und der Weinkeller. Einzig überdenken könnte man die Schoko-Röstzwiebel-Trüffeln zum Schluss. Wer weiß, was die zahlreichen Paare unter den Gästen noch so vorhaben.

Mraz und Sohn
Wallensteinstraße 59
1200 Wien
T: +43 (1) 3304594
www.mraz-sohn.at