Die feine Küche des »Hebbo« – den Newcomern des Jahres.

Die feine Küche des »Hebbo« – den Newcomern des Jahres.
© Martin Lugger

Internationaler Restaurantguide 2024: Die besten Restaurants in Südtirol

Der neue Falstaff Restaurantguide präsentiert die besten kulinarischen Adressen Südtirols.

Ehre, wem Ehre gebührt! Am Dienstag, 24. Oktober, wurden in der Messe Bozen die besten Südtiroler Restaurants sowie die außergewöhnlichsten Weine einheimischer Winzer prämiert. Gleichzeitig stellte die Redaktion Italien des Wein- und Gourmetmagazins Falstaff exklusiv den neuen italienischen Weinguide sowie den Südtiroler Restaurantguide vor.

Die Crème de la Crème der einheimischen Gastronomieszene darf sich über eine Anerkennung freuen. Der gesamte Guide wird am 3. November veröffentlicht, doch die Sieger der Kategorien werden bereits jetzt verraten.


Restaurant des Jahres

Terra – The Magic Place, Sarnthein

Das »Terra« ist kein Restaurant, auf das man zufällig stößt. Zum »Terra« muss man bewusst hinfahren: durch das Sarntal, dann weiter durch Wälder und Wiesen hinauf in luftige Höhen. Mit einer Lage auf 1.600 Metern ist das »Terra« das höchstgelegene Zwei-Sterne-Restaurant Italiens. Die weitläufigen Wälder und Wiesen sind für Küchenchef Heinrich Schneider gleichermaßen Rückzugsort und Inspiration wie Speisekammer. Viele der köstlichen Früchte des Waldes stehen auf dem Speisezettel des »Terra«: Allerlei Pilze und Beeren sind das, aber auch Flechten, Rinden und Baumnadeln stehen auf der Zutatenliste. Heinrich Schneider fährt in der Küche eine eigene Linie. Die ist sehr kreativ, alpin-mediterran sowieso, Schneider nimmt aber auch klare Anleihen an der nordischen Küche. Grandios ist die Abstimmung der einzelnen Komponenten. Heinrichs Schwester Gisela Schneider sorgt kongenial für die passende Weinbegleitung. Wer den langen Nachhauseweg scheut, für den stehen auch einige wohlausgestattete Zimmer zur Verfügung. So kann man den Morgen mit Vogelgezwitscher und Waldduft genießen. Terra, The Magic Place, ist unser Restaurant des Jahres.


Gasthaus des Jahres

Kircherhof, Albeins/Brixen

Der »Kircherhof« in Albeins ist zuallererst ein Hof, also ein vollwertiger landwirtschaftlicher Betrieb. Bereits seit vier Generationen ist er im Besitz der Familie Noflatscher: Auf sieben Hektar werden Äpfel angebaut, zwei Hektar dienen dem Anbau von Gemüse und diversen Obstsorten. Der bewusste Umgang mit der Natur war Familie Noflatscher immer wichtig, seit 2019 ist der gesamte Hof Bio-zertifiziert. Die Idee, hier auch ein Gasthaus zu eröffnen, wurde 2023 mit dem Antreten der neuen Generation geboren, seitdem werden am Kircherhof auch Gäste bewirtet. Verena Noflatscher ist für die Betreuung der Gäste im Saal zuständig – und dies tut sie mit Leidenschaft –, Wolfgang ist Chef in der Küche. Verkocht wird zum größten Teil, was am Hof wächst, also in erster Linie Gemüse aus dem Garten. Auf der Karte schlägt sich das als Cremesuppe vom Bio-Kürbis oder auch als Schupfnudel aus Kastanien vom Hof nieder. Fleisch stammt aus eigener Haltung oder von kleinen Höfen in der Südtiroler Bergen. Nach dem Mahl kann man noch köstliches eingelegtes Gemüse als Erinnerung im Hofladen kaufen. Eine runde Sache!


Gourmethütte des Jahres

Feltunerhütte, Rittnerhorn/Ritten

Das Rittnerhorn ist ein sonniges Ski- und Wandergebiet unweit von Bozen. Auf 2.000 Metern liegt dort die »Feltuner Hütte«, betrieben von der Familie Rabanser. Fernab von Straßenlärm und Motoren – die Hütte ist nur per Seilbahn oder zu Fuß zu erreichen – genießt man hier einen herrlichen Rundblick auf die Berge. Serviert werden Klassiker der Südtiroler Küche. Dafür werden vorwiegend lokale Produkte direkt vom Bauern verwendet, die nicht nur nachhaltig sind, sondern auch nachhaltig guttun. Die Küchenchefin zaubert allerlei Köstlichkeiten auf den Tisch: von Latschenbandnudeln mit Rittner Hirschragout über Gulasch vom Rittner Almrind bis hin zu Lamm nach Schöpsernes-Art aus der Rittner Zucht reicht die Palette. Natürlich dürfen Kaminwurzen und Speck von eigenen Schweinen nicht fehlen. Für den Weinservice ist Juniorchef Valentin Rabanser zuständig: Er ist begeisterter Sommelier und hat in seinem Weinkeller über 150 verschiedene Etiketten vorrätig. In erster Linie sind das Weine aus Südtirol und den Nachbarregionen, aber auch eine wohlfeile Auswahl an französischen Gewächsen, in erster Linie aus dem Burgund, ist auf der Feltuner Hütte zu finden. Zum Wohl!


Buschenschank des Jahres

Buschenschank Ebner, Atzwang/Ritten

Der »Ebner« liegt auf einem Hügel steil über der Eisackschlucht. Florian und Brigitte Unterthiner haben vor zehn Jahren den elterlichen Hof übernommen. Florian tat damals einen ersten mutigen Schritt und begann, die Trauben, die auf den sonnenbeschienenen Hängen um den Hof wachsen, selbst zu keltern. Das brachte erstaunlich gute Ergebnisse, und die knackig-mineralischen Weißweine fanden rasch begeisterte Anhänger. Florians Frau Brigitte stammt von einem Hof in Völser Aicha mit langjähriger Buschenschank-Tradition. Diese Erfahrung setzt sie nun gekonnt am Ebner um. Dazu kommt ihre Ausbildung als Konditorin, die sich unverkennbar in den köstlichen Nachspeisen niederschlägt. Früchte, Beeren, Kartoffeln und viel Gemüse kommen vom eigenen Feld und Garten. Auf der Karte stehen neben verschiedenen Jausen auch diverse Braten, Kürbis-, Schüttelbrot- und Kartoffelteigtaschen, im Herbst und Winter »geselchter« Schopf und sonntags Kastanienherzen. Vorbestellung ist immer angeraten.


Neueröffnung des Jahres

Atelier Moessmer Norbert Niederkofler, Bruneck

Als das »St. Hubertus« in St. Kassian im Frühjahr dieses Jahres wegen Umbau für mehrere Jahre seine Pforten schloss, war man gespannt, was der Südtiroler Drei-Sterne-Koch Nobert Niederkofler nun tun würde: Hört er auf? Macht er so wie andere nun in Beratung? Macht er gar etwas Eigenes? Im August wurde das Geheimnis gelüftet: Das »Atelier Moessmer« in Bruneck ist Norbert Niederkoflers neues Refugium. Die denkmalgeschützte Villa, die zur Lodenfabrik Moessmer gehört, wurde von Grund auf restauriert. Neu hinzu kam ein Anbau aus Glas und Metall mit großzügiger Schauküche und einer umlaufenden Theke. Die Gäste können entscheiden, ob sie hier oder im gediegenen Speisezimmer Platz nehmen. Unter der bewährten Führung von Lukas Gerges ist ein Teil der alten Servicebrigade des »St. Hubertus« nun im Atelier tätig. Auch in der Küche ist um Mauro Siega ein Teil der Mannschaft des alten »St. Hubertus« am Werk. Norbert Niederkofler vereint die Einzelteile in bewährter Manier zu einem großen Ganzen. Auf der Speisekarte stehen einige der alten Klassiker, aber auch neue Kreationen, stets den Prinzipien von »Cook the Mountain« folgend. Wir sind sicher, hier präsentiert sich ein neues Südtiroler Toplokal.


Newcomer des Jahres

Hebbo, Toblach

»Hebbo« war der Spitzname von Andreas Panzenbergers Vater Herbert. Sein Sohn hat ihm den Namen des neuen Gourmetrestaurants am Toblacher See gewidmet. Das Hebbo befindet sich in keinem gewöhnlichen Setting, sondern an einem Campingplatz am Toblacher See. Andreas ist ausgebildeter Weinakademiker, zusammen mit dem 28-jährigen, talentierten österreichischen Chefkoch David Senfter hat er sich lange auf diese Eröffnung vorbereitet. Senfter hat bei Andi Döllerer und im »Palais Coburg« gelernt. Das merkt man, denn kochen und abschmecken kann der junge Meister. Das »Hebbo« ist ein bisschen ausgefallen, etwas Nordic Chic mit einem jungen schmissigen Team, Cocktailbar (unbedingt die Anpassungen zu den Speisen probieren!) und viel guter Energie. Abends wird nur ein einziges Menü serviert, à la carte gibt es mittags. Bei den Zutaten, die auf den Teller kommen, wird sehr auf die regionale Herkunft geachtet, die Forelle kommt fangfrisch aus dem Toblacher See vor dem Haus. Andreas’ Weinkarte umfasste bereits bei der Neueröffnung 1.000 Positionen, Tendenz steigend. Selten gab es einen solch steilen Einstieg. Chapeau!


Aufsteiger des Jahres

Mamesa, Burgeis/Mals

Burgeis ist eine kleine Ortschaft im oberen Vinschgau. Das »Weiße Kreuz« hat als Gasthaus und Hotel lange Tradition. Vor einigen Jahren hat Mara Theiner das Haus von den Eltern übernommen, es pfiffig umgebaut und erneuert. Seit damals ist Marc Bernhart Chefkoch im Haus. Sein Traum war immer, ein eigenes À-la-carte-Restaurant zu führen. 2022 war es soweit: Im Zuge eines Umbaus wurde auch ein eigenes Fine-Dining-Restaurant eingerichtet. Sein Name: »Mamesa«. Dabei steht »Ma« für Marc, den Küchenchef, und »Mesa« ist das rätoromanische Wort für Tisch und geselliges Beisammensein. Das Team ist gut eingespielt, Marc Bernhart kocht derzeit grandios auf im »Mamesa«. Er präsentiert eine erfrischende Crossover-Küche, Südtiroler Grundzutaten aus schonendem Anbau, französisches Küchen-Know-how, das Ganze mit einem gehörigen Schuss Thailand und Japan. Da gibt es dann Wolfsbarsch mit Steinpilzen, Kalbskopf und Beurre blanc oder Wagyu aus eigener Zucht, fermentierten Rotkohl und schwarzen Knoblauch. Ein tolles Genusserlebnis!


Weinkarte des Jahres

La Stüa de Michil, Corvara

Eine Weinkarte (oder besser: Weinbuch) für die Götter und ein Weinkeller, der ein Erlebnisparcours ist. Spätestens wenn The Doors’ »Indian Summer« mit der berühmten Zeile »I love you – the best« im »Magnum-Raum« abgespielt wird, bekommt man neben Ehrfurcht doch glatt eine Gänsehaut. Michil Costa und sein ganzes Team haben über Jahre diesen weltweit einzigartigen Weinkeller zusammengetragen. Er hat sogar einen Namen: Mahatma, was so viel wie »Große Seele« bedeutet. Denn jeder Wein hat eine Seele. Berühmt ist der Weinkeller der Stüa de Michil auch wegen des »Sassicaia-Raums«, Altar und Kniebank inklusive. Ein einziges Dinner reicht nicht, um die Karte zu studieren, so umfangreich ist die Jahrgangstiefe, so zahlreich die Positionen. Für Südtirol eine Seltenheit ist die tolle Vielfalt an alten Bordeaux-Weinen. Von Champagner über Burgunder, Weine aus der Neuen Welt, aus Deutschland und Österreich, dem Besten vom Besten aus Italien bis hin zu jeder Menge Südtirol: Wer hier nicht auf seine Kosten kommt, hat wohl ein Wein-Problem.


Sommelière des Jahres

Ivana Capraro, Castel Fine Dining, Dorf Tirol

Ivana Capraro wuchs zwischen den Tischen des Restaurants ihrer Familie in Apulien auf und schwor sich als Jugendliche, niemals im Gastrobereich zu arbeiten. Dieses Jahr bekommt sie den Preis als beste Sommelière Südtirols. Dazwischen muss also etwas passiert sein! Waren es die unzähligen Reisen oder die vielen Flaschen, die sie in all den Jahren geöffnet hat, die sie zurück in den Gastraum gebracht haben? Am besten man fragt Ivana selbst. Sie ist sehr schwer zu übersehen, die Dame mit der schrillen Frisur. Wenn sie durch das gedämpft-luxuriöse Ambiente des »Castel Fine Dining« schreitet, ist sie in ihrem Element. Ivana kostet viel, probiert viel aus, passt die verschiedensten Weine an die Gerichte von Chefkoch Gerhard Wieser an. Passt ihr mal etwas nicht, stellt sie um. Es kommt durchaus vor, dass sie einen Wein auswählt und Chef Wieser ein Gericht zum Wein kreiert. Der gepflegte Weingenießer kommt sicher auf seine Kosten, ist der Anspruch auch noch so komplex. Und sollte ein Wein einmal nicht auf der Karte zu finden sein, weiß Ivana mehr als nur eine Alternative.


Service des Jahres

Matteo Lattanzi, Quellenhof Gourmetstube 1897, St. Martin i.P.

Dass Matteo Lattanzi einmal nicht lächelt, kommt nur selten vor. Der sympathische Passeierer versprüht gute Laune im gesamten »Quellenhof Luxury Resort«. Alle Stammgäste kennt er persönlich und ist ihnen neben Besitzerfamilie Dorfer seit Jahren als gute Seele des Hauses bekannt. Stets schnellen Schritts schwebt er zwischen den »Sea Lodges«, dem Hotel oder der Gourmetstube hin und her. Matteo Lattanzi lebt seine Leidenschaft für den Service als Ausbildner und Lehrer in der Hotelfachschule oder als Vorbereiter für die Handwerksweltmeisterschaften »World Skills«. Trotzdem ist er tagtäglich selbst an vorderster Front und lernt jeden Tag dazu. Dabei ist er gerade mal 36 Jahre jung. Sein Handwerk versteht er sehr präzise auszuüben, seine Weinanpassungen sind niemals banal und passen hervorragend zur Gourmetküche von Michael Mayr. Kein Wunder, denn mit einem Weinkeller mit über 1.200 Positionen kann er aus dem Vollen schöpfen. Matteo Lattanzi ist ein Vorzeige-Maître und ein Vorbild für diesen – leider zu Unrecht viel zu oft unterschätzten – Beruf.


Ambiente des Jahres

Meta, Bozen

Langsam, aber sicher erwacht Bozen aus seinem kulinarischen Dornröschenschlaf. Den Anfang macht das schicke »Meta Skybar & Restaurant« im »Palais Campofranco« direkt am zentralen Waltherplatz. Mit klaren Formen, linear-modernen Blickfängen und gedämpften Farben fügt es sich hervorragend in das altehrwürdige Gemäuer ein. Man schwebt über den Dächern des wichtigsten Platzes des Landes, der Dom ist in greifbarer Nähe, man verweilt erhaben über Südtirols Landeshauptstadt. In den Jahren 2019 bis 2021 erfolgte eine umfassende Restaurierung des Palais Campofranco, im dem sich einst auch Kaiserin Sissi aufhielt und Erzherzog Rainer seinen Alterssitz hatte. Im ersten Stock des Palais liegt das »Meta Skybar & Restaurant«. Im Meta genießt man mal regionale, mal internationale Küche oder einfach einen hausgemixten Cocktail an der goldenen Bar. Auch im Winter sind die Terrassen des Meta ein beliebter Treffpunkt, vor allem zur Aperitivo-Zeit. Zwischen Heizpilzen, gemütlichen Decken und lässigen Loungesesseln kann man es sich hier das ganze Jahr gutgehen lassen.


Lebenswerk

Ulli & Karl Mair Pretzhof, Wiesen/Pfitsch

Es war einmal ein Bergbauernhof im hintersten Teil des Tales, die Wiesen steil, die Arbeit streng und rund um die Uhr. Den Bergbauernhof hatte Karl von den Eltern übernommen. Aus der Not entwickelte er neue Ideen. Dabei half ihm auch seine Frau Ulli, die – wie sich herausstellte – eine begnadete Köchin ist. Sie eröffneten das »Wirtshaus Pretzhof«. Und schon bald sprach sich unter Genießern rum, dass sich die halbe Stunde Fahrt von Sterzing ins Tal kulinarisch überaus lohnte. Viele Zutaten stammten vom eigenen Hof. Wein allerdings konnte dort keiner angebaut werden. Karl aber ist ein Weinbegeisterter – das schlug sich zunächst in einer umfangreichen Weinkarte nieder. Schließlich gründete Karl Mair unter der Marke »Pretzhof« einen eigenen Weinvertrieb, über den er Südtiroler Weine, vor allem aber Weine aus Österreich, aus Deutschland und aus der Schweiz in ganz Italien vertreibt. Auch die Zalto-Gläser brachte Karl als Erster nach Italien. Seit Kurzem hat der »Pretzhof« eine Filiale in Gasteig, gleich an der Autobahnausfahrt Sterzing. Da können sich Eilige mit Wein versorgen oder rasch ein kleines Gericht zu sich nehmen. Oben im Pretzhof kocht Ulli nach wie vor grandios auf. So ist im Laufe der Jahre aus dem letzten Hof im Tal ein Pilgerort für Gourmets geworden.


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Othmar Kiem
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Chefredakteur Falstaff Italien
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