Maximilian Riedel führt das Tiroler Familien­unternehmen Riedel Glas.

Maximilian Riedel führt das Tiroler Familien­unternehmen Riedel Glas.
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Die Zukunft des Weinglases

Falstaff hat Maximilian Riedel, CEO des gleichnamigen Glasherstellers, auf dem Weingut Gaja im Piemont getroffen und mit ihm über die Zukunft des Weinglases gesprochen.

Weingläser gehören zu den wichtigsten Instrumenten in der Weinwelt. Sie entscheiden zwar nicht über die Weinqualität, jedoch über den Genuss. Mit dem richtigen Glas kann ein grosser Wein zum Monument werden. Die Königsdisziplin dabei ist, den Wein nicht zu verändern, sondern ihn von seiner besten Seite zu präsentieren. Genau das verdeutlichte Maximilian Riedel, CEO des gleichnamigen Glasherstellers, vor nicht allzu langer Zeit bei einem Event im italienischen Piemont. Gemeinsam mit dem Aushängeschild der Region, dem Weingut Gaja, lud Riedel zum grossen Gläsertest, an dem über 100 italienische Gastronomen teilnahmen. Beide Unternehmen verbindet eine lange Freundschaft. Bei seiner Präsentation stellte Maximilian Riedel den Einfluss des Glases anhand der regionaltypischen Sorten auf eindrucksvolle Weise dar. Falstaff hatte die Möglichkeit, hinter den Kulissen mit Riedel über die Zukunft des Weinglases zu sprechen.

Falstaff: Herr Riedel, während Ihrer Präsentation ging es oftmals um die Funktionalität des Weinglases. Welche Ideen hat Ihr Unternehmen diesbezüglich für die Zukunft?
Riedel: Gute Frage. Ich war in diesem Jahr an der Weinmesse Vinexpo in Bordeaux und das einzige Thema, das Journalisten mit mir diskutieren wollten, war der Klimawandel.

Wegen der Glasproduktion?
Nein, natürlich nicht. Der Klimawandel ist aber ein sehr bedeutender Faktor für die Zukunft der Weinwelt. Die Journalisten fragten mich, ob sich die Gläser im Zuge dessen verändern würden und meine Antwort war ganz klar, ja. Hier im Piemont kann man beispielsweise sehr gut beobachten, wie sich die Weine in den letzten Jahrzehnten verändert haben, der Alkoholgehalt ist gestiegen und die Frucht wird immer intensiver. Genau das müssen wir als Glashersteller bei der Entwicklung neuer Gläser berücksichtigen.

Orientiert man sich an den Gläsern aus Ihren Rebsortenserien, müsste das Glas bei mehr Frucht und Alkohol grösser werden, nicht wahr?
Ja, hinsichtlich dieser Weinattribute müsste das Glas eigentlich grösser werden. Das Problem wird aber sein, dass die meisten Menschen keine grösseren Gläser möchten, weil sie nicht so einfach zu handhaben sind. Man braucht also eine grössere Oberfläche bei gleichbleibender Glasgrösse. Und genau diese Eigenschaft haben die Gläser unserer Performance-Linie.

Was ist das Spezielle an dieser Linie?
Das Glas ist gefaltet. Die Idee kam mir als als ich ein Glas für den Roséchampagner von Krug entwickeln durfte. Das Glas sollte keine klassische Flûte und auch kein Pinot-Noir-Glas sein. Letzteres würden wir selbst für einen fruchtgetriebenen Roséchampagner empfehlen. Das Glas, das ich damals entwickelte wirkt auf den ersten Blick normal gross, es besitzt aber eine deutlich grössere Oberfläche als man meint. Sie ist um einen Drittel grösser als bei einem normalen Weinglas derselben Grösse. Ich selbst dachte damals, dass wir mit dem Riedel Performance das Rad neu erfunden hätten – bis ich ins Burgund reiste. Die Sommeliers dort verwenden seit Jahrhunderten den Tastevin. Eine kleine, flache tassenähnliche Probier-Schale, die ebenfalls kleine Falten und Erhebungen hat. Ein Weinglas in diesem Stil hatte bis dato aber niemand gemacht.

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