Seit 100 Jahren ist das «Mascotte» eine Instanz in der Zürcher Ausgeh- und Feierkultur. 

Seit 100 Jahren ist das «Mascotte» eine Instanz in der Zürcher Ausgeh- und Feierkultur. 
© Zürich Tourismus / Pascal Mora

Gut aufgelegt: Die Clubszene in Zürich

Das Nightlife in Zürich hat es in sich. Denn die Stadt bewegt. Falstaff hat sich eine Nacht um die Ohren geschlagen und das Tanzbein geschwungen.

Totgesagte leben länger», so könnte das Motto der Zürcher Clubszene lauten. Als vor vier Jahren das «Oxa» in Oerlikon schloss, brach für viele Clubber eine Welt zusammen, und auch die «Toni-Molkerei», die «Dachkantine», das «Rohstofflager» oder das «Areal» sind längst Geschichte und zu Legenden geworden. Aber sie lebt, die Zürcher Clubszene. Locations schiessen beinahe im Minutentakt aus dem Zürcher Nachtboden. Einige verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind, andere bleiben und werden zu Nightlife-Ikonen. Wie etwa das «Mascotte». Dort wird seit 100 Jahren getanzt und das Leben zelebriert. 
Pro Wochenende feiern über 74.000 Menschen in Zürich. Die Stadt pulsiert also, und Clubs wie das «Hive», der «Supermarket» oder das «Helsinki» geben die Frequenz vor.Wobei: Lange Zeit musste man auch um diese Clubs fürchten, denn die Stadt hatte sich grosse Teile des Landes an der beliebten Ausgehmeile der Geroldstrasse einverleibt und wollte dort ein neues Kongresshaus bauen. Doch die Pläne wurden über den Haufen geworfen. Der «Supermarket»ist länger im Kreis 5 aktiv als alle anderen Nachtbetriebe. Seit 1998 prägt er das Nachtleben an der Limmat. Ihn umgibt der Charme aus Zürcher Underground und internationalen topbesetzten Line-ups. Die ehemals alte Autogarage macht Zürich-West zu einem aufregenden Mini-Universum für elektronische Musik. 

Bunt wie das Zürcher Nachtleben ist die Speisekarte im «Alice Choo».
Foto beigestellt
Bunt wie das Zürcher Nachtleben ist die Speisekarte im «Alice Choo».

Überall in Zürich legen grosse Namen wie Martin Garrix, Axwell, Sidney Samson, Fedde Le Grand oder Sven Väth auf, denn die Betreiber lassen es sich einiges kosten, um die Clubs zu füllen. Natürlich kann Zürich bezüglich Grösse nicht mit Metropolen wie Berlin, Paris oder London mithalten, dennoch hat die Stadt eine der grössten Clubdichten Europas. Das  macht das Nachtleben immens facettenreich.

Hebt die Laune

Ein gutes Beispiel wäre das «Helsinki». Auch diese Location war einst eine Autowerkstatt und ist gegenwärtig der angesagteste Club der Alternativ-Music-Szene. In den kleinen Räumlichkeiten kommen sich Band und Publikum ganz nah und feiern in sehr persönlicher Atmosphäre den Rock ’n’ Roll und die Musik.  Auch der vor vier Jahren eröffnete Club «Kauz» geht eigene Wege. Lange galt er als Geheimtipp, und selbst Szenekenner wussten nichts von dem Laden. Dieses änderte sich schlagartig, als er 2014 beim Swiss Nightlife Award zum besten Club Zürichs gekürt wurde. Yann Cherix vom Züritipp freute sich darüber, dass «endlich eine Club-Betreiberschaft begriffen hat, dass die Peaktime vor Mitternacht liegen darf». Bereits ab 21 Uhr herrscht im ganzen Club und auf den zahlreiche Sofaecken Betrieb. Hier fühlen sich auch «gealterte» Partypeople wohl und hysterische Wodka-Red-Bull-Trinker sucht man hier vergeblich. Ähnlich unaufgeregt, aber genauso angesagt, präsentiert sich das «Gonzo».

Im «Supermarket» wird nicht eingekauft, sondern getanzt. Ein Pflichtbesuch für Technofreunde.  
© Zürich Tourismus / Pascal Mora
Im «Supermarket» wird nicht eingekauft, sondern getanzt. Ein Pflichtbesuch für Technofreunde.  

Adrian Hofer, Redaktor bei der Zürich-Ausgabe von Ron Orp’s Mail, dem Veranstaltungsnews­letter der Stadt, bezeichnet es als «wohltuend unprätentiös mit einem Sound, der für alle etwas bietet». Der Club befindet sich im wahrsten Sinne des Wortes im Untergrund, nämlich zwei Stockwerke unter der Erde. Etwas verwinkelt, aber durchaus gemütlich findet man hier im Gegensatz zu vielen anderen Zürcher Clubs kaum overdressed People und Möchtegerns.

Obenauf

Wer es lieber ein paar Stockwerke höher mag, dem sei das «Hard One» empfohlen. Auf dem Dach des Abaton-Kinotheaters mit spektakulärer Sicht auf das pulsierende Zürich-West, hat sich der Club weit über die Grenzen der Stadt hinaus einen Namen gemacht. Während der Woche steht feines Chill-out auf dem Programm, und an den Wochenenden Partys mit nationalen und internationalen DJs sowie bekannten Künstlern. Das «Hard One» ist schick, aber nicht elitär und zeigt sich jedenfalls selbstbewusst, wie der Slogan «Hard to find a better one» nahelegt. Für Tanzwütige und das feierfreudige Ausgehvolk ist Zürich genau das richtige Pflaster, denn die Stadt ist auch in Sachen Clubbing die «Little Big City» Europas. «Tanzen solange die Füsse tragen» könnte das Motto der heimlichen Hauptstadt der Schweiz sein.
Unter «MEHR ENTDECKEN» finden Sie weitere Partytipps. 

Im «Plaza», einem ehemaligen Kino, wird auf die gute, alte Art gefeiert. Gerne mit Gitarrenrock. 
© Marc Gilgen
Im «Plaza», einem ehemaligen Kino, wird auf die gute, alte Art gefeiert. Gerne mit Gitarrenrock. 

Erschienen in
Food Zurich Spezial 2017

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Yvonne Beck
Autor
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