Top 3: Museen in Zürich
Spannende Museen gibt es in Zürich mehr, als man an einem Wochenende besichtigen kann. Drei Highlights.
Ein Gemälde von beinahe abstrakter Schönheit: Ein Kreis aus Männern streckt synchron die Arme in die Höhe. Energisch wie Stierkämpfer stehen sie da, bilden eine Einheit um einen Redner, der sie in Euphorie versetzt. Ferdinand Hodlers 1913 entstandenes Monumentalgemälde «Einmütigkeit» ist ein faszinierendes Stück Propagandakunst, überhöht es doch jenen Schwur, den die hannoversche Bürgerschaft am 26. Juni 1533 auf dem Marktplatz zum Protestantismus leistete. Geschichte ist hier inszeniert als theatralisches Ereignis: Die historische Wirklichkeit sah nämlich anders aus, nicht das Volk, sondern die herrschende Klasse versammelte sich.
Hodler, 1853 in einem Armenviertel von Bern geboren, war schon damals der bekannteste Maler der Schweiz. 1917 veranstaltete das Kunsthaus Zürich eine erste grosse Retrospektive. Kein Wunder also, dass dieses traditionsreiche Museum in seiner aktuellen Ausstellung »Bilderwahl!« (bis 14. Januar 2018) über die Kunst der Reformation ausgerechnet Hodlers Schwur ins Zentrum stellt. Heuer sind es 500 Jahre, dass Martin Luther seine Thesen verfasste. Aber auch sonst lohnt der Besuch des Kunsthauses, in dem sich unter anderem die Sammlung der Alberto-Giacometti-Stiftung und eine exzellente Kollektion von Klassikern der Fotografie befinden. Euphorisch und laut ging es auch im Cabaret Voltaire her.

Neues Kulturzentrum
Das Löwenbräu-Areal, wo sich das Migros Museum für Gegenwartskunst und zahlreiche Galerien befinden, ist ein weiterer Hotspot. Inmitten von spannender Architektur ist hier ein neues Kunstzentrum entstanden. Gottlieb Duttweiler, der Gründer des grössten schweizerischen Detailhändlers Migros, begann Mitte der 1950er-Jahre Kunstwerke anzukaufen, 1996 wurde dann das Migros Museum für Gegenwartskunst gegründet, das stets für das Neue, Überraschende aufgeschlossen war. Performancekunst nimmt einen wichtigen Stellenwert ein, man findet Minimal Art der 1970er-Jahre, aber auch Werke des 2010 verstorbenen Regisseurs und Aktionskünstlers Christoph Schlingensief, der nicht zuletzt auch für seine überbordende Energie bekannt war.Vor mehr als hundert Jahren ärgerte sich ein gewisser Wladimir Iljitsch Lenin masslos über den Lärm im Nachbarhaus. Der marxistische Theoretiker wusste nicht, dass er gerade die Geburtsstunde einer bahnbrechenden Kunstrichtung miterlebte: des Dadaismus. Hugo Ball und Emmy Hennings hatten sich am 5. Februar 1916 mit einer losen Gruppe von Malern, Dichtern und Musikern dort getroffen, sie trommelten, trugen Nonsens-Gedichte vor, lasen Manifeste und spielten kleine dramatische Szenen. «Ein undefinierbarer Rausch hat sich aller bemächtigt», schrieb Ball. Mit dem Schrecken des Weltkriegs im Rücken, zerlegten die Dadaisten die Welt und setzten sie verwirrend neu zusammen. Heute sind die Räumlichkeiten des legendären Cabaret Voltaire ein Museum mit einem schönen Buchladen und Barcafé.
