Ort des Verbrechens – das »Atrio« im spanischen Cáceres.

Ort des Verbrechens – das »Atrio« im spanischen Cáceres.
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Lange Haftstrafen für Weinflaschenräuber aus Sternerestaurant »Atrio«

Die weinsüchtigen Turteltauben stahlen Flaschen im Wert von 1,7 Millionen Dollar aus dem Drei-Sterne-Restaurant mit einem ausgetüftelten Plan. Die teilweise sehr seltenen Weine bleiben jedoch wie vom Erdboden verschluckt.

Beim Raub wurden 45 Flaschen exquisiter Wein von hohem Wert gestohlen. Der Raub ereignete sich in einer Nacht von Freitag auf Samstag im Drei-Sterne-Restaurant »Atrio« in Cáceres, im Herzen der Rioja-Region (Falstaff berichtete). Das Diebes-Duo, das für den 1,7 Millionen Dollar schweren Diebstahl auf das Restaurant »Atrio« in Cáceres, Spanien, verantwortlich sind, wurden Anfang des Monats von einem spanischen Gericht wegen schweren Raubes verurteilt: Vier Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von 800.000 Dollar.

Neun Monate und fünf Länder

Es dauerte neun Monate, bis Interpol und Strafverfolgungsbehörden in fünf Ländern die verurteilten Täter, Priscila Lara Guevara (29 Jahre) und Constantín Dumitru (47) aufspüren konnten. Guevara wurde zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt, Dumitru muss mit mehr als vier Jahren hinter Gittern rechnen.

Wie lief der Diebstahl ab?

Der Diebstahl fand im Oktober 2021 statt. Guevara reiste mit einem falschen Schweizer Pass ein und trug nur einen Rucksack bei sich. Um 20 Uhr schloss sich Dumitru zum Abendessen an. Bevor sie sich auf ihr Zimmer zurückzogen, besuchten sie die berühmten Weinkeller des »Atrio«, wie es viele Gäste tun, und wie sie es bereits bei drei früheren Besuchen getan hatten, um ihr Ziel zu erkunden, so die spanische Polizei.

Dumitru, ein rumänisch-niederländischer Staatsbürger, verschaffte sich mit einer an der Rezeption gestohlenen Schlüsselkarte Zugang zu den Weinkellern, während Guevara, eine ehemalige mexikanische Schönheitskönigin, den Nachtmanager ablenkte.

Kurz nach 2 Uhr morgens forderte sie den Zimmerservice an (obwohl beide nur wenige Stunden zuvor das 14-Gänge-Degustationsmenü des Restaurants verzehrten). Die Küche war geschlossen, aber Guevara regte sich so sehr auf, dass der Nachtmanager in die Küche ging, um ihr einen Salat zu machen, was Dumitru die Gelegenheit gab, eine Schlüsselkarte für den Weinkeller von der Rezeption zu stehlen – die Karte war bloß nicht für den Weinkeller freigeschaltet, wie sich herausstellen sollte.

Mit drei leeren Tüten in der Hand und angesichts der verschlossenen Kellertür und der drohenden Entdeckung rief Dumitru seine Partnerin Guevara an, die erneut an der Rezeption klingelte, diesmal wegen eines Desserts. Der verärgerte Angestellte, der auch die Überwachungskameras im Auge behalten musste, brachte ihr etwas Obst, während Dumitru vermutlich eine Hauptschlüsselkarte fand und sich so Zugang zum Weinkeller des »Atrio« verschaffte.

Videos der Überwachungskameras des Hotels zeigen, wie Dumitru zwei inzwischen volle Sporttaschen und den offensichtlich schweren Rucksack schleppt, als das Paar kurz nach 5 Uhr morgens auscheckt. Später am Morgen stellt einer der Sommeliers fest, dass 45 Flaschen seltener Weine fehlen, darunter eine Flasche Château d'Yquem aus dem Jahr 1806 und 38 exklusive Flaschen Romanée Conti.

Wie kam es zur Verhaftung?

Nach dem Raub verschwanden Dumitru und Guevara. Im Juli 2022 wurden sie schließlich von kroatischen Grenzbeamten beim Überqueren der Grenze zu Montenegro geschnappt. Die spanische Polizei veröffentlichte in den sozialen Medien ein Video, das zeigt, wie die beiden am 3. August zurück nach Madrid eskortiert werden.

Wo sind die Flaschen?

Bei einer Gerichtsverhandlung am 1. März bestritt Dumitru, den Wein gestohlen zu haben, und entgegnete dreist: »Wenn ich der Dieb bin, wo habe ich dann die Flaschen hingetan?« Und lässt damit die Frage nach den 1,7 Millionen Dollar unbeantwortet – denn keiner der Weine wurde bisher wiedergefunden. Laut der katalanischen Zeitung »El Periódico«, die keine Quelle nannte, soll der Großteil der Beute, einschließlich Romanée-Conti und Château d'Yquem aus dem 19. und 20. Jahrhundert, »an eine Gruppe reicher russischer Bürger verkauft« worden sein. Die Ermittler vermuten, dass es sich um einen Diebstahl handelte, der mit einer Liste von potenziellen Käufern für die Weine durchgeführt wurde, berichtet die Zeitung.


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Ferdinand von Vopelius
Ferdinand von Vopelius
Portalmanager Österreich
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