Ein Popstar auf Riesling-Mission: Ernst »Ernie« Loosen.

Ein Popstar auf Riesling-Mission: Ernst »Ernie« Loosen.
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Ernie Loosen, der Mosel-Messias

In den Anfangsjahren des Riesling-Booms war der deutsche Auftritt im Ausland eine One-Man-Show: Doch Ernie Loosen riss alle mit.

Es ist schon fast 15 Jahre her, da kamen die beiden Autoren Hugh Johnson und Jancis Robinson nach Deutschland, um die damals neueste Auflage ihres Weltatlas des Weins vorzustellen. In der Pressekonferenz wurde die Prominenz aus dem UK natürlich auch nach der Stellung Deutschlands im Konzert der Weinbaunationen gefragt.
Doch wer nun eine anbiedernde Eloge auf den deutschen Wein erwartet hatte, sah sich getäuscht. Robinsons Stirn legte sich in Falten, und sie hob zu einer Klage darüber an, dass Deutschlands Winzer im Ausland viel zu wenig präsent seien. Es sei schon klar, dass deutscher Riesling zu den spannendsten Weinen weltweit gehöre. »But!«, und der Blick der Grande Dame funkelte mit bedrohlicher Strenge hinter ihren Brillengläsern hervor, »It cannot be that Erni Loosen is the only one to travel abroad.« Wumms, das saß. Dabei sprach Robinson den Namen »Loosen« so britisch aus, dass jedem klar werden musste, wie sehr dieser im englischen Sprachraum bereits zur Marke geworden war.

Autogrammwünsche

Szenenwechsel. Einige Jahre später präsentierte ein gutes Dutzend deutscher Winzer im »Cavalieri Hilton Rom« ihre Weine. Dort hatte sich Heinz Beck gerade den dritten Stern erkocht – man durfte voraussetzen, dass das örtliche Publikum Deutschen auf Durchreise durchaus etwas zutraute im Bereich der Kulinarik. Doch würde es auch gut gehen, wenn das an Sangiovese und Nebbiolo gewöhnte römische Publikum auf sauren Riesling traf? Die Veranstaltung aber wurde ein Triumph. Vor allem an einem Stand spielten sich geradezu tumultartige Szenen ab, Fotos wurden aufgenommen, geleerte Flaschen dem Winzer entgegengestreckt, damit er sie signiere. Und der Mann mit dem krausen Haar schrieb geduldig, leise kichernd, immer und immer wieder: »Ernie Loosen«.

Das Loosen Haus steht idyllisch in Bernkastel an der Mosel.Das Loosen Haus steht idyllisch in Bernkastel an der Mosel.
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Das Loosen Haus steht idyllisch in Bernkastel an der Mosel.Das Loosen Haus steht idyllisch in Bernkastel an der Mosel.

Auch seither hat Loosen nie aufgehört, für den deutschen Wein die Trommel zu rühren. Davon haben natürlich zuallererst seine eigenen Etiketten profitiert: Neben Dr. Loosen auch der Pfalz-Ableger Villa Wolf. Der Markenwein Dr. L. gilt fast überall außerhalb Deutschlands als Synonym für authentischen und erschwinglichen Mosel-Riesling. Und auch für Joint Ventures nützt Loosen seine Popularität, etwa mit Château Sainte Michelle im US-Bundesstaat Washington, wo er Pate für den bekannten Riesling Eroica steht, oder in Oregon, wo er gemeinsam mit seinem örtlichen Partner Jay Somers unter dem Label »J. Christopher« Pinot Noir produziert.

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Doch Loosens Botschafter-Tätigkeit strahlt weit über die eigenen Weine hinaus. Den Wissbegierigen in aller Welt hat Loosen jahrelang fast im Alleingang die Stufen des deutschen Prädikatssystems beigebracht. Er hat über Schiefer referiert und den subtilen Unterschied zwischen »trocken« und »fruchtig« erklärt, er hat neben alledem mit unzähligen Menschen ein Glas getrunken und ist immer mit einem Lächeln und ungespielter Sympathie auf Kunden wie Kollegen zugegangen. Jeder, der heute mit deutschem Riesling Exporterfolge feiert, profitiert mehr oder weniger direkt von seiner Vorarbeit. Der Popstar unter den deutschen Winzern vertreibt heute zudem über seine Tochterfirma Loosen Bros. eine ganze Reihe befreundeter Weingüter in Nordamerika, so beispielsweise Robert Weil, Maximin Grünhaus und Fritz Haag. Der Name »Looouusen« bürgt nunmal für Qualität. Und wahres Trinkvergnügen kennt einfach keine Grenzen.

Ernst Loosen auf der Falstaff Wein Trophy 2016:

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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