Möchten für »echte« Nachhaltigkeit stehen: Patron Billy Wagner (r.) und Koch Micha Schäfer aus dem »Nobelhart&Schmutzig«.

Möchten für »echte« Nachhaltigkeit stehen: Patron Billy Wagner (r.) und Koch Micha Schäfer aus dem »Nobelhart&Schmutzig«.
© Marko Seifert

Gastronom Billy Wagner verzichtet vorerst auf grünen Michelin-Stern

Der Eigentümer des Berliner Top-Restaurants »Nobelhart & Schmutzig« verlangt mehr Transparenz bei der Vergabe des Nachhaltigkeitspreises — ohne Greenwashing.

Dass Billy Wagner von der Aussagekraft des grünen Michelin-Sterns nicht überzeugt ist, machte er von Anfang an klar — nämlich bereits 2020, als sein Restaurant »Nobelhart&Schmutzig« in Berlin Kreuzberg als eines der ersten deutschen Restaurants mit dem Preis ausgezeichnet wurde. Schon damals veröffentlichte er ein Video in den Sozialen Medien, in dem er — ein T-Shirt mit der Aufschrift »Who the fuck is Michelin?« tragend — seine eindeutigen Zweifel dazu äußerte, ob die Kriterien zur Vergabe des Preises tatsächlich genügend »Substanz und Transparenz« bieten würden, um eine einschlägige Aussage über das Maß an nachhaltigem Mehrwert eines Betriebs treffen zu können.

Forderung nach genauerer Prüfung

Nachdem das »Nobelhart&Schmutzig« dieses Jahr erneut mit dem Green Star Award ausgezeichnet wurde, hätte er dem Guide Michelin mehrfach proaktiv Vorschläge unterbreitet und sogar mit Hilfe eines eigens engagierten und selbst finanzierten Nachhaltigkeitsexperten einen Kriterienkatalog erstellt, auf dessen Grundlage der grüne Stern an Aussagekraft gewinnen könnte. Er habe jedoch nie eine Reaktion erhalten. Als Konsequenz distanziert er sich nun von der Auszeichnung und erklärt seine Entscheidung in einem neuen Video u.a. mit der Begründung, dass der grüne Stern unter Umständen seinem — tatsächlich auf hohem Niveau nachhaltig operierenden — Restaurant eher schade würde, wenn es mit anderen, weniger engagierten Betrieben gleichgestellt wird, die lediglich »grünes Bullshit-Bingo Marketing« betreiben.

Jedoch betont Wagner in der Aufzeichnung auch, dass er sich durchaus gerne mit einem grünen Stern des Guide Michelin schmücken würde, sollten in den Betrieben vor seiner Vergabe ordentliche Überprüfungen stattfinden. Wäre doch vor den letzten beiden Verleihungen weder sein Restaurant auf Nachhaltigkeitspraktiken getestet, noch sein Team zu ihnen befragt worden.

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