Kaffeegenuss trifft Design im Hamburger »Black Hat Coffee«.

Kaffeegenuss trifft Design im Hamburger »Black Hat Coffee«.
© Moritz Lüdtke

Neueröffnung in Hamburg: Einzigartiger Kaffee im »Black Hat Coffee«

Am Eppendorfer Weg hat ein kleines Café eröffnet, das von den Kaffeebohnen bis zur Inneneinrichtung Individualität anstrebt. Auch das Speisenangebot ist speziell: Es gibt ukrainischen Kuchen und bald auch Pastrami-Sandwich.

Das kleine Café am Eppendorfer Weg wirkt besonders: Tische mit Schachbrettmuster, Streifen hier, Zickzack da, sogar die Kaffeepackungen auf dem Regal tragen Muster von Anzugstoffen. Direkt im Schaufenster laden zwei Design-Sessel zum Verweilen ein. »Wir wollten unsere speziellen Kaffeesorten in einem außergewöhnlich gestalteten Raum anbieten, der sich von anderen Espresso-Bars unterscheidet«, erklärt Slava Zamikhovsky. Selbst die Musik wird nicht gestreamt, sondern kommt von einem Schallplattenspieler.

Slava und Inna Zamikhovsky sind in Odessa geboren, der Hafenstadt am Schwarzen Meer. Mit ihrem »Black Hat Coffee« haben sie sich den Traum vom eigenen Café verwirklicht. Dabei wurden die beiden nicht in Familien von Kaffeegenießern hineingeboren, man trank damals wie überall in der Ukraine meist löslichen Kaffee. Slava Zamikhovsky lebt seit vielen Jahren in Deutschland. Er arbeitet als Consultant bei einem Technologieunternehmen und helfe großen Marken, wie er sagt, ihre Werbebudgets zielgruppengenau auf allen möglichen Kanälen zu investieren. Eine abstrakte Tätigkeit. »Meine Großeltern haben nie so recht begriffen, was ich beruflich eigentlich mache.« Auch das habe dazu beigetragen, abseits von Zahlen und Pixeln etwas Reales produzieren zu wollen. Und Inna Zamikhovska wünschte sich ohnehin ein gemeinsames Projekt.

Maßanzug statt Stangenware

Aus eigener Berufserfahrung wusste Zamikhovsky, dass in den Medienagenturen dieser Welt viel Kaffee von minderer Qualität konsumiert wird und dachte sich: Das lässt sich ändern. Gemeinsam mit seiner Ehefrau recherchierte er, wie viel Rohkaffee kostet, die beiden probierten verschiedenste Bohnen, klopften bei Röstern an – und stellten schließlich ihre erste eigene Kreation her: eine Mischung, rund 80 Prozent Arabica und 20 Robusta, mit einem schokoladigen, milden Geschmack. Neben den »Classic«-Sorten folgten bald außergewöhnlichere Geschmacksrichtungen ihrer »Heritage«-Linie, mit Bohnen aus Guatemala, Äthiopien oder Ruanda, die fruchtigere Aromen und mehr Säure besitzen.

Ursprünglich wollte Slava Zhamikovsky ihr Start-up übrigens »Slavazza« nennen. Doch seine Ehefrau und auch der Röster konnten ihn zum Glück von diesem Wortspiel abbringen. Stattdessen wählten sie den Namen »Black Hat«, ein geflügeltes Wort aus der Marketingbranche, das soviel bedeutet wie: Sämtliche Tricks nutzen, um von Suchmaschinen schneller gefunden zu werden als alle anderen. Und Kaffee beschleunige ja auch.

Für Zamikhovsky, der gute Kleidung schätzt, ist jeder Kaffee so individuell wie ein maßgeschneiderter Anzug. Deshalb erhält jede Sorte eine einzigartige Verpackung mit einem unverwechselbaren Stoffmuster. Die Ruanda-Röstung etwa steckt in einem Glencheck-Karton. Doch vor allem Inna Zamikhovska wollte den eigenen Kaffee auch an einem eigenen Ort zubereiten und ausschenken: »Es war immer unser Wunsch, diesen Bogen zu spannen, von der Auswahl der Bohnen bis zum Servieren des Kaffees.«

Zeitweilig stand sie mit ihrer mobilen Espresso-Bar im Verkaufsraum eines Hamburger Maßschneiders. Doch das habe sich wie ein Anhängsel angefühlt. Die Lösung konnte nur eine eigene Kaffee-Bar sein, die sich mit einer individuellen Handschrift von allen anderen unterscheidet. »Meine Frau und ich haben gebrainstormed, wie wir das, was wir lieben, zusammenbringen können.« Möbel, Musik, schöne Dinge – und natürlich Kaffee. So ist »Black Hat Coffee« entstanden.

Eröffnen wollten sie ihr »Black Hat Coffee« eigentlich Anfang des Jahres. Doch dann kam mit dem 24. Februar der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und alle Pläne waren schlagartig durchkreuzt. Inna Zamikhovska stellte sich mit einer mobilen Espresso-Bar vor den Laden, mehrere Geschäfte in der Nachbarschaft verkauften ebenfalls ihren Kaffee, sämtliche Erlöse gingen an Verwandte, Freunde und Bedürftige in der Ukraine. So hat es neun Monate bis zur Eröffnung gedauert, viel länger als geplant, und die Kosten haben sich zwischenzeitlich vervierfacht.

Die Details ihres Cafés am Eppendorfer Weg haben sie selbst ausgewählt. Der Tresen scheint von einem Kreidestreifen-Anzugstoff inspiriert, der Fußboden hat ein Fischgrätmuster. Fast das gesamte Mobiliar besteht aus Maßanfertigungen eines ukrainischen Schreinermeisters. Auch das Herz des Cafés, die La Marzocco-Espressomaschine, ist eine Spezialanfertigung.

Das »Soft Opening« fand in der zweiten Novemberhälfte statt. Im Cafébetrieb wird Inna Zamikhovska von einer jungen geflüchteten Odessiterin und einem Barista unterstützt. Die Auswahl der Speisen hat viel mit Familientraditionen zu tun. »Es gibt Babka, einen Zupfkuchen mit Schokolade oder mit Zimt und einen Honigkuchen, den wir schon als kleine Kinder gegessen haben.« Und bald auch die berühmte Napoleon-Torte, die die Schwiegermutter immer gebacken hat.

Selbst bei den Softdrinks verzichten die Zamikhovskys auf Standard-Brause und schenken französische Pampelmusenlimonade oder alkoholfreien Mojito aus. Demnächst werden sie auch Deftigeres servieren: »Reuben-Sandwich«, mit Pastrami und Gurke in typisch jüdischem New York-Stil. Und einmal in der Woche wird es Lobster Rolls geben, Hummerfleisch im Brioche-Brötchen.


Info

Black Hat Coffee
Eppendorfer Weg 66
20259 Hamburg
T: +49 40 60923101
blackhatcoffee.de

Hilmar Schulz
Falstaff Scout
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