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Revolutionäre Nachhaltigkeit mitten in Stuttgart: Ein Blick hinter die Kulissen von »Kleinblatt«

Das junge Start-up »Kleinblatt« aus Stuttgart, revolutioniert die lokale Gastronomieszene mit seiner Leidenschaft für Nachhaltigkeit und Innovation. Das Start-up baut Keimlinge und Gourmet-Pilze mitten in der Stadt an – und setzt damit ein inspirierendes Beispiel für den Wandel unserer Esskultur.

Mitten in der Stuttgarter Innenstadt befindet sich ein Pionierprojekt, das den Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft ebnet. Gegründet wurde das Unternehmen von den beiden jungen Agrarwissenschaftlern, Jedrzej Cichocki und Mauricio Ojeda, deren Wege sich während des Studiums an der Universität Hohenheim kreuzten. Getrieben von dem Wunsch, etwas Innovatives zu schaffen und gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, entwickelten sie die Idee, Keimlinge und Gourmet-Pilze auf nachhaltige Weise zu produzieren. Erste Anbauversuche wurden noch im Studentenwohnheim durchgeführt und nachdem sämtliche Ersparnisse in das Projekt geflossen waren, gründeten sie 2021 offiziell die »Kleinblatt GmbH« und erhielten im darauffolgenden Jahr den »Innovationspreis Ideenwettbewerb Bioökonomie Baden-Württemberg«. 

Seit vergangenem Jahr hat das Start-up nun einen eigenen Laden in der Stuttgarter Innenstadt. In der Silberburgstraße finden Kunden und Neugierige eine gläserne Produktionsstätte vor, in der sie den Anbau der Keimlinge und Pilze hautnah miterleben können. Dieses Konzept diene nicht nur der Transparenz, sondern auch der Bildung und Inspiration für eine umweltbewusstere Lebensweise, erklärt Jedrzej Cichocki im Falstaff Interview. 

Der Fokus des Start-ups auf Keimlinge kommt nicht von ungefähr: Keimlinge sind geschmacksintensiver und nährstoffreicher als die hierzulande bekannteren Sprossen. Dafür benötigen sie allerdings eine längere Wachstumszeit und sind auf Licht angewiesen, welches die Photosynthese auslöst. Die Keimlinge werden mithilfe der Vertical-Farming-Methode kultiviert: In einem geschlossenen System können so Pflanzen auf mehreren Etagen in speziellen Nährlösungen oder sogar in der Luft wachsen. Voraussetzung dafür ist die strenge Kontrolle über die Umgebungsbedingungen wie Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Insbesondere in städtischen Gebieten, wo Flächen knapp sind, bietet sich diese Anbaumethode an. Sie ist zudem äußerst ressourceneffizient: Man benötigt wenig Platz und Wasser. Einziges Manko: der Energieverbrauch ist höher, da die Umgebungsbedingungen konstant gehalten werden müssen. 

Die Gründer der Indoor-City-Farm legen großen Wert auf Nachhaltigkeit, was sich nicht nur in der Produktion, sondern auch in der Logistik zeigt. Kurze Transportwege, möglichst  CO₂-frei, der Verzicht auf Einwegplastik und ein ausgeklügeltes Pfandsystem für die Verpackungen der Keimlinge, den sogenannten »Channels«, minimieren den ökologischen Fußabdruck. Zusätzlich wird das Substrat, das für den Anbau der Keimlinge verwendet wird, recycelt, um damit die Gourmet-Pilze züchten zu können. Dadurch entsteht ein nahezu abfallfreier Produktionszyklus. 

Immer mehr junge Menschen zeigen Interesse an Alternativen zu Fleisch und Milchprodukten, wie eine Studie der Universität Göttingen aus dem Jahr 2021 belegt. Doch oft stoßen sie nur auf stark verarbeitete Lebensmittel. »Kleinblatt« möchte dem entgegenwirken: »Unsere Produkte sind »raw«, also unbehandelt, super frisch, vegan und regional«, erklärt Cichocki. 

Mit über 25 verschiedenen Keimlingssorten, darunter Erbsen, Radieschen, Dill, Schnittknoblauch und eher außergewöhnlichen Sorten wie Kapuzinerkresse und Möhren, bietet das Start-up eine große Vielfalt an. Die Produkte kommen nicht nur in Spitzenrestaurants im Stuttgarter Raum, wie in der »Speisemeisterei«, der »Wielandshöhe«, dem »Zauberlehrling« oder der »Heaven’s Kitchen« und »Vector« Kantine – die zu den besten deutschlandweit zählt – zum Einsatz. Sie erfreuen auch Endkunden, die die Produkte direkt vor Ort im Laden erwerben können. Zusätzlich zu Pilz-Workshops, Makramee-Kursen, und Tastings wird hier kontinuierlich an neuen Ideen und Projekten gearbeitet.   

In der Silberburgstraße 163 in Stuttgart findet man die gläserne Produktionsstätte von »Kleinblatt«.
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In der Silberburgstraße 163 in Stuttgart findet man die gläserne Produktionsstätte von »Kleinblatt«.

Wichtig sei es, Wissen und Leidenschaft für eine nachhaltige Ernährung auch an die nächste Generation weiterzugeben, betont Cichocki. 

Das Team um Cichocki und Ojeda, ist außergewöhnlich jung – allesamt unter 30. So wird das Start-up seinem Slogan »jung und knackig« mehr als gerecht. 

»Kleinblatt« zeigt dabei nicht nur, wie simpel Nachhaltigkeit und Landwirtschaft verknüpft werden können, sondern ist auch ein Beweis dafür, dass Innovation und ökologische Verantwortung Hand in Hand gehen können.  


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Marie von Ow-Wachendorf
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