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»Waldhorn« in Stuttgart: Ein Traum von einem Paar

Die schwäbische TV-Köchin Caroline Autenrieth und der Spanier José María González Sampedro haben sich in Marseille in einer Drei-Sterne-Küche kennengelernt. Nun eröffnen sie in Stuttgart ihr erstes eigenes Restaurant.

Paare, die gemeinsam einen Betrieb führen, sind in der Gastronomie keine Seltenheit. Häufig ist der Mann für die Küche und die Frau für den Service zuständig, bei den Italienern gerne auch umgekehrt. Caroline Autenrieth und José María González Sampedro aber versuchen sich beides aufzuteilen. »Wir wollen präsent sein bei unseren Gästen«, sagt sie. »Neben dem Kontakt wollen wir auch die Kontrolle«, ergänzt er und meint damit: die direkte Resonanz sei ihnen besonders wichtig.

Jetzt haben die beiden mit dem »Waldhorn« in Stuttgart-Rohr, einem Stadtteil weit außerhalb der City, ihr erstes eigenes Restaurant eröffnet. Die gemeinsame Sprache der Schwäbin und des Spaniers ist Französisch, nicht nur phonetisch, sondern auch kulinarisch, denn sie bringen viel Erfahrung mit aus Sterneküchen in der Provence, in Marseille und Paris. Caroline Autenrieth kennt man auch als Mitglied des »Kochquartetts« im Magazin der Süddeutschen Zeitung, zudem ist sie regelmäßig bei Kaffee oder Tee im Südwest-Fernsehen auf Sendung.

»Das war wenig romantisch«

Mit dem »Waldhorn« geht nun fast wie im Märchen zum zweiten Mal ein großer Traum von ihr in Erfüllung. Den ersten machte sie in Marseille wahr, wo sie auch ihren Mann kennenlernte. Eigentlich hätte Caroline Autenrieth schon längst Pfarrerin sein können, so wie ihre Eltern. Nach dem Theologiestudium war sie bereits im Vikariat – bis sie im Fernsehen eine Dokumentation über das Drei-Sterne-Restaurant »Le Petit Nice Passedat« in Marseille sah. Mit einem Mal stellte sie die theologische Laufbahn in Frage und wollte unbedingt ihr Glück in Marseille versuchen. Sie nahm Kontakt zu Altmeister Vincent Klink auf und fragte ihn, wie sie das anstellen könnte. Der riet ihr: Mädle, eh du in Frankreich unter die Räder kommst, mach erst mal eine Ausbildung bei mir.

Gesagt, getan. Nach ihrer Kochlehre in der Stuttgarter Institution »Wielandshöhe« aber besuchte sie alsbald das »Le Petit Nice Passedat« und bewarb sich nach dem Essen um eine Anstellung. »Der Probetag ging von morgens um acht bis nachts um zwei«, erinnert sich Autenrieth, die gleich übernommen wurde. Ihr Postenchef damals war José María González Sampedro. »Das war wenig romantisch«, erzählen die beiden über die ersten gemeinsame Tage, in denen viel gearbeitet und gestritten wurde. Trotzdem fanden sie dabei immer mehr zueinander. Als González Sampedro, der für seinen Küchentraum ein Physikstudium abgebrochen hatte, zwei Jahre später nach Paris wollte, ging sie mit. »Wir hatten eine wunderbare Zeit in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung mitten in der Stadt«, erzählt Autenrieth – aber jetzt unterschiedliche Arbeitsplätze: sie im auch chinesisch geprägten Sternerestaurant »Yam’Tcha«, er zuerst im Zweisterner »David Toutain«, danach im Restaurant des Topsommeliers Enrico Bernardo. Zur Geburt des ersten Kindes ging es dann nach zwei Jahren Paris nach Stuttgart, wo sie in der »Wielandshöhe« arbeiteten.

Nicht zu viel auf einmal

Heute sind die beiden 38, die Kinder, die von Autenrieths Eltern mitbetreut werden, sind sechs und vier. Nach langer Suche haben sie mit dem »Waldhorn« eine passende Location gefunden, die der frühere Sternekoch Benjamin Breitenbach aufgegeben hatte, weil es ihn ins Allgäu zog. Vier Monate wurde renoviert und modernisiert, dabei aber der Wirtshauscharakter mit seiner Holzvertäfelung erhalten. Kulinarisch haben die beiden klare Vorstellungen. »In Frankreich haben wir nur in Häusern mit Menüs gearbeitet«, sagt José María González Sampedro. Also soll dem auch in Stuttgart so sein mit einem Menü, das je nach Marktlage wechselt. Abends gibt es sechs Gänge für 108 Euro, mittags drei für 48 Euro, denn: »Auch mit einem schönen Mittagessen kann man die Menschen aus ihrem Alltag entführen«, so Autenrieth. Von den Produkten her zeigt man sich neben regionalen Spezialitäten wie Lamm von der Schwäbischen Alb offen für alles, was gut ist, zum Start etwa mit Makrele, Kalbsbries, Jakobsmuschel, Rotbarbe und Schwarzfederhuhn.

Bei allem Mut, den das Paar mit diesem Konzept für die Selbstständigkeit zeigt, ist es auch realistisch genug, nicht zu viel auf einmal zu wollen. Von den 55 Plätzen im Restaurant mit seinen zwei Nebenräumen sollen vorerst höchstens 20 ausgelastet werden. Denn ihren Traum leben Caroline Autenrieth und José María González Sampedro erst einmal nur zu zweit, bis sich alles eingespielt hat und Verstärkung gefunden ist.

 

Info

Waldhorn
Mittwoch bis Samstag 12 bis 15.30 Uhr und ab 18.30 Uhr
Krehlstraße 111
70565 Stuttgart
daswaldhorn.de


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Matthias Ring
Autor
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