Bachls Restaurant der Woche: Bierführer
Sepp Schellhorn hat das Gasthaus »Bierführer« in Goldegg übernommen und setzt auf traditionelle Küche und eine österreichische Weinkarte.
Die Leichen gibt’s im ganzen Land. Während Imbissbuden aller Art mit Blinkreklame nach Abnehmern ihrer fragwürdigen Magenfüller heischen, sieht man daneben die verstorbenen Gasthäuser – teils hängen die schönen Schilder noch Jahrzehnte dran, während drinnen schon lange alles kalt bleibt. Einem Juwel dieser Spezies im Pongauer Goldegg drohte das Siechtum, nachdem Fritz Bürgler seinen Gasthof 2017 zusperrte. Dessen Name steht noch immer am Schild, weil der neue Eigner so wenig wie möglich verändern wollte.
Sepp Schellhorn nutzte wie so viele die Pandemie zum Nachdenken und kam zum Schluss, den »Bierführer« (einst wurden hier Fässer von Kutschern in Eiskellern zwischengelagert) als Zweitbetrieb zu seinem nahen »Seehof« zu übernehmen – auch um 15 Zimmer für Mitarbeiter einzurichten. In den Gaststuben blieb alles, wie es war: prächtige Lamperien, Kuriositäten aller Art, Holzschnitzereien und eine Jukebox, die »Gehn wir Tauben vergiften im Park!« von Georg Kreisler spielt.
Die Karte listet, was Schellhorn »vernünftige regionale Küche« nennt. Dichte Rindsuppe mit vier Einlagen zur Wahl. Rindscarpaccio – weil das vom Hirsch schon weggeputzt wurde – mit auf der Karte verschwiegenen marinierten Steinpilzen. Eine kraftvoll abgeschmeckte Paradeiser-Fischsuppe mit ordentlich Saibling und Forelle, vorbildlich zart gegart. Saure Nierndln, ein cremiges Beuschel oder ein grandioses Kalbsrahmgulasch. Schnitzel und Backhendl gibt’s sowieso. Und für die Zwetschkenpofesen ist es obligatorisch, im Inneren ein Platzerl zu reservieren. Auf der rein österreichischen Weinkarte steht von Ambrositsch bis Tement für jeden was drauf. Ein Statement gegen das Gasthaussterben.
Info
Bierführer
Hofmark 19
5622 Goldegg
T: +43 6415 20300
instagram.com/bierfuehrersonstnix