Ein köstlicher Apfelstrudel mit einer großzügigen Portion »Kanarienmilch«.

Ein köstlicher Apfelstrudel mit einer großzügigen Portion »Kanarienmilch«.
© Bear Fotos/Shutterstock

Kuriose österreichische Kulinarik: Bei diesen Speisen sorgt der Name für Verwirrung

Wer kennt Einspänner, gebackene Mäuse oder Kanarienmilch?

Die Wiener Küche hat nicht nur eine kulinarische Tradition zu bieten, sondern auch eine faszinierende Welt merkwürdiger Namen für ihre köstlichen Gerichte. Falstaff hat sich auf eine gastronomische Reise begeben und die spannendsten Speisen ausfindig gemacht. Bei diesen zehn Delikatessen kann getrost gesagt werden, dass ihr Name nicht das tatsächliche Gericht widerspiegelt.

»Einbrennte Hund«

Hier täuscht der Name definitiv, denn in Wien isst man keinesfalls Hunde. Bei dem Gericht handelt es sich nicht nur um eine kreative Art Erdäpfel zu verarbeiten, sondern auch um eine Speise die noch in alten Zeiten als »Arme-Leute-Essen« bezeichnet wurde. Das Gericht besteht hauptsächlich aus einer Mischung aus Mehlschwitze mit Zwiebel und Gewürze.

Aufgegossen wird diese anschließend mit einer Rindssuppe, zum Abschluss kommen vorgekochte oder übrig gebliebene Erdäpfel in diesen Eintopf. Mittlerweile werden die »einbrennten Hund« Beilage serviert und mit Würstel oder Speck verfeinert. Auch Essiggurkerl sollen dem Gericht den letzten Schliff verleihen.

»Einspänner«

Dieser Begriff bezeichnete damals ein Pferdefuhrwerk, das von nur einem Pferd gezogen wurde. Nach einiger Zeit fand diese Bezeichnung schließlich auch ihren Weg in die Wiener Kaffeewelt.  Auch ein Kutscher auf dem Kutschbock wollte, dass sein Kaffee möglichst lange warm blieb, daher wurde sein großer Espresso von einer großzügigen Haube aus Schlagobers bedeckt und auf diese Weise quasi isoliert.

Wenn in einem Restaurant ein »Einspänner« bestellt wird, wird dieser in einem durchsichtigen Glas mit Henkel serviert. Es kann auch vereinzelt vorkommen, dass der »Einspänner« doppelt auf der Karte geführt wird, hierbei handelt es sich aber nicht um einen Druckfehler, sondern es wird auch ein einzelnes Sacher-Würstel oder Frankfurter so bezeichnet.

»Gebackene Mäuse«

Ähnlich wie die »einbrennten Hund« hat dieses Wiener Gericht nichts mit dem Verzehr von Tieren zu tun. Hierbei handelt es sich schlichtweg um eine klassische Süßspeise aus Germteig, die nach dem Herausbacken rein optisch fallweise an eine Maus erinnert. Diese Delikatesse kann mit Apfelmus oder mit Vanillesauce serviert werden und auch kalt genossen werden. Viele Österreicher:innen verbinden mit dieser Speise schöne Kindheitserinnerungen.

»Fledermaus«

Eine weitere Ergänzung zu den vermeintlichen Tierchen in der Küche. Die »Fledermaus« ist allerdings besonderer Teil vom Rind oder dem Schwein. Das Fleisch hat spannenderweise die Form einer Fledermaus, daher auch die Bezeichnung. Die Delikatess-Version aus Rindfleisch wird ähnlich zubereitet und serviert wie der Tafelspitz, während die Version aus Schweinefleisch zubereitet wird wie ein Schnitzel.

»Frankfurter im Schlafrock«

Diese Speise ist eine der wenigen, die tatsächlich das hält, was sie verspricht. Denn das Frankfurter Würstel oder auch als »Wiener Würstel« bekannt, kann nicht nur mit Senf, Kren oder Ketchup genossen werden. Das Würstel wird auch gerne in einem Mantel aus Butterteig oder Blätterteig eingebacken und schließlich so serviert.

»Kanarienmilch«

Die Bezeichnung »Kanarienmilch« mag auf den ersten Blick ungewöhnlich klingen und erinnert vielleicht an einen kleinen gelben Vogel. Trotzdem steckt hinter diesem Begriff nichts weiter als eine österreichische Variante der köstlichen Vanillesauce. Diese wird unter anderem zu Topfenstrudel, Apfelstrudel, Buchteln oder gebackenen Mäusen gegessen werden.

»Leberkäse«

Zugegeben der Name dieser Speise hat eine abschreckende Wirkung, tatsächlich handelt es sich hierbei um eine beliebte Fleischspezialität in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Trotz der Bezeichnung enthält der »Leberkäse« normalerweise weder Leber noch Käse. Stattdessen handelt es sich um eine Mischung aus fein zerkleinertem Fleisch (meist Rind- und Schweinefleisch), Speck, Gewürzen und anderen Zutaten. Diese Mischung wird zu einem Laib geformt und gebacken oder gebraten, bis eine goldbraune Kruste entsteht. Leberkäse wird oft in dicken Scheiben geschnitten und als herzhaftes Sandwich serviert oder warm als Hauptgericht gegessen.

»Grenadiermarsch«

Die kulinarische Reise führt raus aus der Tierwelt und in die Welt des Militärs. Aus diesem Bereich entstammen sowohl der Begriff als auch die eigentliche Speise. Der Grenadiermarsch entstammt aus der Kaiserzeit und hat sich Verlauf der Jahre zu einem klassischen Gericht zur Resteverwertung entwickelt. Bei diesem Eintopf werden Erdäpfel, Nudeln mit Speck- und Wurstresten kombiniert. Durch Zwiebel und Kräuter wie Majoran, Petersilie oder Knoblauch wird die Speise schließlich abgerundet.

»Wiener Wäschemädel«

Dieser Begriff entstammt dem Wien des 19. Jahrhunderts, wo der Berufsstand der »Wäschermädel« für Lebensfreude, Fröhlichkeit und frechen Charme bekannt war. Aus dieser Zeit stammen auch die »Wäschermädelbälle«. Bei dieser Süßspeise werden die Marillenkerne durch Marzipan ausgetauscht und anschließend in Backteig frittiert.

Oft wird dieses Gericht mit einer fruchtigen Marillensauce serviert, um den Geschmack der Marille hervorzuheben. Das kulinarische Pendant zum »Wächsemädel« ist übrigens der »Schlosserbub«.


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Tamara Kalny
Autor
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