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Restaurantkritik: Was ist eigentlich aus dem schönen »Knappenhof« am Fuße der Rax geworden?

Hier haben sich schon einige Köche versucht. Jetzt könnte es endlich klappen.

Zur Vorgeschichte: der 1907 erbaute »Knappenhof«, ganz in der Nähe von Reichenau, ist ein historisch nicht unbedeutendes Etablissement, unter anderem haben sich hier Sigmund Freud und Viktor Frankl in grauer Urzeit von den dunklen Seiten des Lebens erholt. 2011 ließ Baulöwe Hans Peter Haselsteiner das schöne Alpenhotel in prachtvoller Lage generalsanieren, um es fortan als eine Art Genusshotel zu führen. Danach wurde es ein weiteres Mal unter der Leitung der Tourismusmanagerin Helena Ramsbacher umgebaut.

Seit dieser Zeit standen auch einige Köche am Herd. Der prominenteste von ihnen war Max Stiegl vom »Gut Purbach« im Burgenland, der für den Knappenhof ein eigenes Konzept entwickelt hatte. Von der Presse mit viel Vorschusslorbeeren bedacht, erwies sich Stiegls Wirken allerdings als wenig erfolgreich. Stiegls zum Teil recht ungewöhnliche Gerichte mit Hühnerherzen und Pferdezungen wirkten auf die meisten Gäste ein wenig befremdlich, auch ein Huhn der Rasse »Bresse Gauloise« mit Gänselber und Trüffel um 220.- Euro wurde nicht gerade als kulinarisches Schnäppchen wahrgenommen.

Danach erfolgte ein zeitlich ebenfalls begrenzter Auftritt des jungen Kochs Matthias Birnbach – und auch der ist längst Geschichte. Jetzt steht der Slowene Tomaž Fink als Küchenchef am Herd. Fink hat unter anderem bei Ana Roš in ihrem slowenischen Spitzenretsaurant »Hiša Franko« in Kobarid gearbeitet (sie wurde vor Jahren zur weltbesten Köchin gekürt), er stand bei Sterne-Koch Konstantin Filippou am Herd und war einige Zeit Küchenchef im »Kleinen Paradies« in Wien als es noch den Almdudler-Erben gehörte.

Tomaž Fink.
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Tomaž Fink.

Wie seine Vorgänger versucht auch Fink eine Gratwanderung zwischen Wirtshausküche und Fine Dining. Es scheint ihm allerdings weit besser zu gelingen als allen, die es vorher versucht haben. Fink ist ein außergewöhnlich guter Koch mit viel Feingefühl und Erfahrung.

Er verarbeitet Lämmer und Kaninchen (vom Höllerschmied) im Ganzen, Fink hat eine Vorliebe für feine Kräuter, die er hier am Fuße der Rax in Mengen vorfindet, er setzt Wirtshausklassiker wie Backhendl und Forelle Müllerin auf die Karte und rundet das Ganze mit einem Menü mit frechen aber in jeder Hinsicht gelungenen Gerichten ab. Darunter etwa ein Erdbeergazpacho mit geräuchertem Speck, eine ungewöhnliche Kombi, die aber bestens funktioniert. Oder Karfiol Kroketten mit einer wunderbar scharfen Aioli oder ein perfekt gemachter Raviolo mit Wiesenkräuter. Besonders zu empfehlen: das in Rotwein geschmorte Kaninchen mit Polenta, ein Gericht, das auf eindrucksvolle Weise zeigt, dass der Mann einiges drauf hat.

Mit ihm, so scheint es, könnte das ursprüngliche Konzept mit der Mischung aus Wirtshaus und Restaurant, auch wirklich aufgehen. Dann wäre auch die Anreise von Wien mit über einer Stunde mit dem Auto mehr als gerechtfertigt. Denn der »Knappenhof« ist wahrscheinlich das schönste Ausflugshotel südlich von Wien.

Und jetzt auch mit einer wirklich guten Küche. Hat eben ein bisschen gedauert.


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Herbert Hacker
Herbert Hacker
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