Susanne Athanasiadis (Mitte) ist für die Organisation des Opernballs verantwortlich, ehrenamtlich unterstützt wird sie bereits zum zweiten Mal von Maryam Yeganehfar (l.) und Birgit Reitbauer.

Susanne Athanasiadis (Mitte) ist für die Organisation des Opernballs verantwortlich, ehrenamtlich unterstützt wird sie bereits zum zweiten Mal von Maryam Yeganehfar (l.) und Birgit Reitbauer.
 © Ian Ehm

Opernball-Komitee statt Ballmutter: Die Organisatorinnen des Opernballs im Interview

Drei Expertinnen sorgen dafür, dass der Opernball reibungslos über die Bühne geht. Ihrer wichtigen Rolle als Gastgeberinnen sind sich Susanne Athanasiadis, Marketingchefin der Staatsoper und Organisationsleiterin für den Opernball, »Steirereck«-Chefin Birgit Reitbauer und Eventmanagerin Maryam Yeganehfar immer bewusst.

Wenn sich die drei über die letzten organisatorischen Details zum Ball unterhalten, wirkt alles fast kinderleicht. Und dennoch steckt hinter dem Ball-Spektakel des Jahres eine Menge Planung – da braucht es Kreativität, Ruhe und Fingerspitzengefühl. Falstaff hat Susanne Athanasiadis, Marketingchefin der Staatsoper und Organisationsleiterin für den Opernball, und die Expertinnen des Ballkomitees, »Steirereck«-Chefin Birgit Reitbauer und Eventmanagerin Maryam Yeganehfar, zum Gespräch gebeten.

Falstaff: Viele Jahre lang gab es eine offizielle »Ballmutter«, seit vergangenem Jahr gibt es das professionelle Opernball-Komitee. Auffällig: Weiterhin sind nur Frauen darin vertreten. Braucht es das sprichwörtliche weibliche Organisationstalent, um eine derartige Veranstaltung managen zu können?

Maryam Yeganehfar: Ja, auf jeden Fall!

Birgit Reitbauer: Und für die Zuseher ist es dank unserer Roben auch etwas farbenfroher und interessanter. Drei Männer im Frack, das wäre ja eintönig.

Susanne Athanasiadis: Außerdem ­dürfen Sie nicht unseren Operndirektor Bogdan Roščić vergessen, der ja quasi unser oberstes Mitglied ist. Er hat selbst einmal gesagt: Falls jemand fragen sollte, dann ist er die neue Lotte Tobisch.

In historischer Literatur finden sich für Ballmütter sehr schöne Zuschreibungen.  Im »Knigge« stand etwa einst, die Ballmutter verkörpere »die Sorge und die Selbstlosigkeit«, sie sei »der ruhende Pol« der Veranstaltung und zugleich mischt sie sich aufmerksam unter die Menge »wie ein Kriminalbeamter«. Finden Sie sich in Ihrem Selbstverständnis in einer dieser Zuschreibungen wieder?

Birgit Reitbauer: Unter die Menge werden wir uns jedenfalls mischen, darauf will ich dieses Jahr explizit noch mehr Augenmerk legen. Ein Opernball-Abend vergeht so rasch, dass man sich regelrecht bemühen muss, in dieser Zeit wirklich alle Ecken und Winkel dieses tollen Hauses zu besuchen und erkunden.

Susanne Athanasiadis: Und ruhende Pole, die sind wir natürlich sowieso. Gerade in der Vorbereitung. Das können wir jedenfalls für uns beanspruchen.

Worin lagen bei der Vorbereitung dieses Jahr die besonderen Herausforderungen?

Birgit Reitbauer: Vergangenes Jahr war für uns das erste Mal in dieser Funktion, das war natürlich stellenweise ein Blindflug. Auch nach der Corona-Pandemie, die den Ball zu einer Pause zwang. Dieses Mal lief vieles noch professioneller.

Maryam Yeganehfar: Vergangenes Jahr waren wir wie Inseln im Meer. Wenn wir aufeinandertrafen, war es schön – dann sind wir aber wieder auseinandergetrieben. Dieses Jahr kennen wir einander, sind zu einer Einheit geworden. Auch das Vertrauen jener, die schon länger im Haus sind, ist gegenüber uns Neuzugängen gestiegen. Herausforderungen gibt es natürlich immer. Man darf nicht vergessen, dass wir den Opernball in einem Haus ausrichten, das derartige Veranstaltungen das restliche Jahr über nicht gewohnt ist.

Susanne Athanasiadis: Die Organisation dieses Balls ist der Mount Everest des Eventmarketings. Das Team der Oper stemmt das neben dem alltäglichen Wahnsinn. Der eigentliche Aufbau beginnt ja erst Montagnacht vor dem Ball, wenn die letzte Aufführung – dieses Jahr ist das »Tosca« – vorüber ist. Am Mittwoch, schon zwei Tage später, ist Generalprobe für den Ball. Am Freitag nach dem Ball ist alles wieder weg. Auf diese Leistung des Teams darf man getrost stolz sein.

Der Opernball ist eine Traditionsveranstaltung, die mit vielen Emotionen aufgeladen ist. Welche persönliche Emotion verbinden Sie mit dem Ball?

Maryam Yeganehfar: Ich habe ausschließlich positive Emotionen. Der Ball ist eine einzigartige Veranstaltung und ich wünsche mir, dass er noch mehr nach außen getragen wird. Er verdient es, auf ein Podest gehoben zu werden.

Birgit Reitbauer: Spannend ist auch: Der Blick von außen auf den Ball, quasi als Voyeur durch die Fernsehkamera, ist ja ein ganz anderer als jener, den man vor Ort erhält. Es ist wahrlich einzigartig hier.

Wie viel Modernisierung verträgt so eine ­traditionsreiche Veranstaltung? Haben Sie dieses Jahr Neues angestoßen?

Birgit Reitbauer: Veränderung ist in allen Bereichen ganz wichtig. Auch dieser Ball braucht das. Aber wir machen das mit Fingerspitzengefühl. Der Opernball muss seine Gäste nicht absichtlich mit Veränderungen provozieren. Es kommen 5500 Besucher hierher, die viel Geld an diesem Abend ausgeben. Sie wollen wir zufriedenstellen und das gelingt mit sanften Neuerungen.

Maryam Yeganehfar: Wir versuchen, aktiver mit der Oper, mit der Architektur des Hauses zu arbeiten. Wir wollen nichts verdecken. Wir haben zwei Räume umgestaltet und ich freue mich auf die »Eden Bar«, die erstmals bei uns einzieht.

Susanne Athanasiadis: Auch die Eröffnung ist dieses Jahr ein echtes Highlight. Ein Sensationsprogramm, in dem zwei der größten Stars, die die Opernwelt derzeit hat, singen und zeigen, was die Wiener Staatsoper bewegen kann.

Der Opernball ist eine einzigartige Veranstaltung. Er verdient es, auf ein Podest gehoben zu werden.

Was macht die Seele dieses Balls aus? Zuschreibungen gibt es ja viele – er ist ein Künstlerball, ein Staatsball, ein Treffpunkt für Wirtschaftstreibende und natürlich für die High Society.

Birgit Reitbauer: Sie haben sich die Antwort gerade selbst gegeben. Vielleicht ist das Besondere, dass der Opernball alle zusammenbringt. Andere Bälle haben ein Motto, sind bestimmten Gruppen oder Berufen gewidmet. Der Opernball ist als einziger für alle da.

Susanne Athanasiadis: Ich halte auch wenig davon, den Opernball stets als »Ball der Künstler« zu bezeichnen. Ja, er ist auch ein Ball der Künstlerinnen und Künstler – aber eben nicht nur. Ziel der gesamten Direktion der Oper ist es, die Institution zu öffnen. Wir wollen alle vereinen: nationale und internationale Gäste, das Team, das Ensemble.

Welche Rolle spielt der Genuss an einem so prachtvollen Abend? Kunst, Kultur und Kulinarik – da gib es ja durchaus viele Verbindungen.

Birgit Reitbauer: Das Hochwertige und die Qualität sind das verbindende Element.  Die Qualität des Künstlers etwa ist genauso wichtig wie die Qualität des Champagners, der ausgeschenkt wird. Daher ist es für uns als Komitee wichtig, qualitätsvolle Menschen an unsere Seite zu holen.

Wie stimmt man sich als Mitglied des Ballkomitees auf den Ball ein? Darf man da vor der Eröffnung schon mit dem erwähnten Champagner anstoßen?

Birgit Reitbauer: Wir fangen in der Früh schon an! (lacht)

Susanne Athanasiadis: Natürlich nehmen wir unsere Rolle als Gastgeberinnen wahr. Die letzten Interviews finden meistens erst nach Mitternacht statt.

Maryam Yeganehfar: Vergangenes Jahr war für uns der offizielle Part erst spät in der Nacht beendet. Da ist mir erstmals aufgefallen, dass ich meine Begleitung verloren hatte.

So ein großer Abend geht wohl auch nicht ohne Hoppalas über die Bühne. Gibt es eines, das Sie uns verraten können?

Maryam Yeganehfar: Nein, das verraten wir nicht. Das Schöne an den kleinen Hoppalas ist ja, dass nur wir sie bemerken und sonst niemand.


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Erschienen in
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