Duo Thomas Stadler und Günther Neukamp, Christian Kirnbauer und Michael Pasler

Duo Thomas Stadler und Günther Neukamp, Christian Kirnbauer und Michael Pasler
© Stefan Gergely

Rotwein Grand Prix: So schmeckt die Frische der Jugend

Die roten Jungweine aus Österreich sind der Vorbote für die große Runde der Weine aus dem Hauptjahrgang 2021 und der Reserveweine.

Der Grand Prix für die roten Jungweine aus Österreich ist der Vorbote für die große Runde der Weine aus dem Hauptjahrgang 2021 und der Reserveweine, die heuer im Herbst Gegenstand der mittlerweile 44. Falstaff-Rotweinprämierung sind, die längst bestehende jährliche Weinbewertungsveranstaltung in Österreich, bei der die besten Weine des Landes ausgezeichnet werden. Der Jungweinbewerb, der ursprünglich nur für die mengenmäßig größte Sorte Blauer Zweigelt angeboten wurde, wurden im Laufe der vergangenen Jahre mit zwei weiteren Kategorien, nämlich reinsortigen Blaufränkisch und Cuvées stark erweitert. Rund 150 Muster sind heuer ins Rennen um die begehrten Trophies gegangen. Beim Jungwein Grand Prix stehen die Faktoren Frucht, Frische und Trinkfreude im Vordergrund, beim Ausbau sind viele möglich Varianten zugelassen, die zu diesem angestrebten Ergebnis führen können. Fazit: Der Jahrgang 2022 hat eine Vielzahl von sehr guten Rotweinen hervorgebracht. Zu den Details und auf den konkreten Witterungsverlauf kommen wir später noch zu sprechen.

Die Siegerweine im Detail

Beginnen wir den Überblick über die besten Weine bei der größten Startergruppe. Die jungen Zweigelt-Weine werden in Österreich wegen ihrer Zugänglichkeit, ihrem eleganten Körper und ihrer einladenden Kirschenfrucht geschätzt – und ganz abgesehen davon, dass diese Kategorie über ein herausragendes Preis-Leistungsverhältnis verfügt. 85 Weine traten in der Kategorie Blauer Zweigelt 2022 an, als Sieger wurde schließlich Nestor Neusiedlersee DAC ermittelt. Das noch junge Projekt der Herren Günther Neukamp und Thomas Stadler in Halbturn ist bei Falstaff bereits mit Lagenweinen aus Grauburgunder und Cabernet Franc sehr positiv aufgefallen und zeigt nun auch beim jungen Rotwein sein Können. Auf Platz zwei rangiert ein echter Dauerbrenner der Falstaff-Jury, nämlich der Zweigelt Ried Goldberg von Werner Achs aus Gols, den dritten Rang erreichte diesmal der Vorjahressieger Zweigelt Unplugged von Hannes Reeh in Andau. Die drei Topweine erreichten 93 Punkte, neun weitere wurden mit hohen 92 Punkten ausgezeichnet. Die Gruppe der Blaufränkisch-Weine ist heuer wohl jahrgangsbedingt etwas kleiner ausgefallen. Der Sieger ist das Weingut Pasler mit seinem mineralisch-animierenden Blaufränkisch Ried Joiser Hoflagen. Nur knapp geschlagen, ebenfalls mit 93 Punkten und diesmal auf Platz zwei der Blaufränkisch Edelgrund von Paul Achs in Gols. Drei Weine mit einer Bewertung von 92 Punkten mussten ins Rangziffer-Stechen. Als Sieger und schließlich Drittplatzierter im Klassement ging das Weingut Kranixfeld -Familie Fischl aus Mörbisch hervor. Der erfolgreiche Wein ist der Blaufränkisch „Ochs auf Lerchenau“ aus der Serie der Mörbischer Festspielweine. Bei der wachsenden Gruppe der roten Cuvées konnte sich erstmals das Weingut Christian Kirnbauer aus Deutschkreutz über einen Trophy-Sieg freuen. Die fruchtig-elegante Cuvée namens Multi Kulti besteht aus heimischen und internationalen Sorten, die im Zusammenspiel Trinkspaß garantieren. Ein zweites Mal zeigte Michael Pasler aus Jois seine Hand für junge Weine. Sein Kalk & Schiefer belegt den zweiten Rang. Platz Drei geht an die Cuvée Ried Siglos von Winzerin Silvia Heinrich aus Deutschkreutz. Alle drei Weine am Siegertreppchen wurden mit 92 Punkte bedacht.

2022 – Jahr der Harmonie

Um die Wesensart der jungen Rotweine besser zu verstehen, muss man den Jahrgang, der sie hervorbrachte, etwas genauer analysieren. Der Charakter der verkosteten Weine weist klar in eine Richtung: Es sind harmonische Weine, zeigen gute Fruchttiefe, runde Tannine, ausreichend Frische und mineralische Nuancen.

Die jung zu trinkenden Sortenvertreter reichen nicht ganz an jene des hervorragenden Jahres 2021 heran, aber sie stehen ihnen auch nicht viel nach. Mit einem Wort: Freunde des fruchtigeren, zugänglichen Rotweinstiles können sich auf 2022 freuen. Der Weinjahrgang 2022 ist den Winzern wegen des ungewöhnlichen Witterungsverlaufs noch sehr gut in Erinnerung, denn er verlangte ihnen vollen Einsatz ab. Bemühungen, die sich zum guten Schluss aber lohnten; beim Rotwein vielleicht sogar noch eine Spur mehr als bei den sehr guten Weißweinen. Der Winter verlief ohne ausreichende Niederschläge bei relativ milden Temperaturen. Der Austrieb erfolgte recht spät gegen Ende April. Das hatte sein Gutes, denn so wurden die gefürchteten Spätfröste umschifft. Bedingt durch das warme Wetter setzte dann die Blüte eher früh ein. Leider störten Niederschläge gerade in dieser sensiblen Phase einen flotten und regelmäßigen Verlauf. In vielen Regionen wurde so der Traubenansatz bereits früh auf natürliche Weise reduziert. Die Sommermonate waren dann von zahlreichen Hitzetagen und vor allem extremer Trockenheit gekennzeichnet, wie sie kaum je zuvor aufgetreten war. Vor der Haupternte, etwa um den 20. August, wendete sich das Blatt jedoch. Es kam zu Niederschlägen, die gebietsweise auch recht heftig ausfielen. Diese Regenmengen waren ein Segen. War die Zuckerreife davor eher bescheiden, lösten die gerade noch rechtzeitigen Niederschläge einen wahren Reifeboost aus. Und so wurden Anfang September plötzlich Gradationen wie im ausgezeichneten Weinjahr 2019 verzeichnet. Die Trauben trugen aufgrund der sommerlichen Hitze kleine Beeren, die nun für kraftvolle Rotweine mit reifen Tanninen und trotz geringerer Säure für gute Struktur sorgen konnte. So waren die Voraussetzungen ideal für einen großen Rotweinjahrgang, zumal auch das Verhältnis von Fruchtfleisch zu Beerenschalen der sehr kleinbeerigen Trauben optimal war. Dazu kamen noch recht kühle Nächte während der Haupterntezeit, die eine ausgeprägte Aromatik garantierten. Die so entstandene Saftigkeit und Harmonie kennzeichnet die jungen Weine des vielversprechenden Jahres 2022. Der wahrscheinlich einzig gröbere Nachteil dieses Jahrgangs sind die verfügbaren Mengen, die aufgrund des Verrieselns der Blüten bzw. der Hitze des Sommers reduziert wurde.

Der im November pünktlich zur Falstaff Rotwein-Gala in der Wiener Hofburg erscheinende Rotweinguide 2024 wird wieder ein hilfreicher und verlässlicher Leitfaden für die kommenden Einkäufe sein.


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Erschienen in
Falstaff Nr. 09/2023

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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