Samstag
Der rustikale Georgier »Chito-Ra« ist der beste Moskaus: Melanzani mit Granatapfel und Nüssen oder Teigtaschen mit Lamm und flüssigem Käse.Dass Kitsch in Russland eine nicht zu verachtende ästhetische Kategorie ist, erfährt man bei einem Frühstück im »Doctor Zhivago«. Die Brasserie mit Ausblick auf den Kreml ist so üppig dekoriert wie ihre Süßspeisen. Mit vollem Magen geht man am besten zu »Feinkost Eliseevskiy«. Die Moskauer Preise sind für so manch einen schwer verdaulich, aber einen Besuch ist der Markt der Moskauer Oberschicht allemal wert. Wenn auch nur zu Studienzwecken.
Wer sich mittags beim rustikal gehaltenen Georgier »Chito-Ra« nicht schon in den Vorspeisen verliert (ein Anfängerfehler), der kapituliert spätestens bei den deftigen Chatschapuri. Das sind Teigfladen, gefüllt mit heißem, flüssigem Käse, auf dessen Oberfläche ein Spiegelei schwimmt. In Georgien nur eine Zwischenmahlzeit, überall sonst eine, die einen mit Käsefäden am Kinn dramatisch schwören lässt, man möge nie wieder etwas zu essen anrühren.
Am Abend kehrt man im »Turandot« ein. Ein Größenwahnsinn von einem Restaurant, dessen (geheime) Entstehungskosten wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit Moskauer Stadtgespräch sein werden. Das Interieur des Lokals zeigt eindrucksvoll, was man in Russland unter Extravaganz versteht. Küchenchef Chung Wai Chong vereint auf seiner Karte China, Japan und Frankreich auf höchstem Niveau. Unweit davon lädt die Bar »Noor« auf einen Absacker, der sich sehen lassen kann.